Het is té toevallig om er geen aandacht aan te besteden. En ik heb hen ook niet voor niets op mijn ‘blogroll’ helemaal beneden deze weblog staan. Dus u had ze zelf al eerder kunnen ontdekken. Hebt u echter op deze zondag behoefte aan wat dieper gaande gedachten en teksten, dan kan ik u die nu netjes bij elkaar presenteren. Want ze hebben, zoals ik al aanduidde, iets gemeenschappelijks. Ze zijn echter qua vorm zeer verschillend, inherent aan de grote persoonlijke verschillen tussen de auteurs. Ik heb het over Jelle van der Meulen, Jostein Saether en Hugo Verbrugh. Ik voel me er een beetje ongemakkelijk bij hun met zo veel hartenbloed vervaardigde teksten zomaar over te nemen – het is een onbeschaamde manier van recyclen – en het vraagt veel leesvlees, maar biedt aan de andere kant ook veel leesplezier. Toch lijkt mij deze stoutmoedigheid de beste manier om hun boodschap tot u te brengen; het moet door de lezer ook allemaal nog gelezen worden. Dus dit als verontschuldiging vooraf. O ja, ik moet nog even zeggen wat dan dat gemeenschappelijke thema is, anders weet u niet waar u op moet letten: karma en reïncarnatie in een modern jasje anno 2011.
Ik begin met Jelle van der Meulen. Op 27 mei startte een serie waarvan inmiddels zes delen zijn verschenen en die in verschillende opzichten erg interessant is. Ik heb zelfs de indruk dat deze serie tot het mooiste behoort dat hij geschreven heeft. Misschien is het de vraag of het fictie betreft of niet; maar wat mij betreft hoeft die vraag niet beantwoord te worden. Het gaat om wat je beleeft bij het lezen. Het eerste deel is getiteld ‘Samuel ist unterwegs. (1) Und radiert ein Selbstporträt’:
‘Der Zug macht sich frei von der Stadt. Langsam gleitet er über die Gleise, schüttelnd und manchmal eben singend, bedachtsam auch, als ginge es um seine letzte Fahrt, bei der er die Kurven durch die alten Viertel noch einmal in sich aufnehmen will. Als kurz darauf links und rechts die großen Bürotürme und Einkaufshallen am Stadtrand erscheinen, lässt er sich auf die Geradlinigkeit ein, gewinnt an Geschwindigkeit und akzeptiert was er ist: ein Eilzug. Ich spüre, wie mein Rücken gegen den Sitz gepresst wird, als ob der Zug mir sagt: Ich weiß, dass du da bist, ich befördere dich.
Ich schaue aus dem Fenster. Die Landschaft ist mir durch und durch bekannt, umschlingt nicht nur den Zug und meinen Körper, sondern auch mein Inneres, irgendwie eben mein ganzes Leben, das in meinen Erinnerungen aufbewahrt wird, ein grünes Leben in Wasser eingetaucht, von Kopfweiden und Holzbrücken und Fischreihern bevölkert. Und ich danke heute noch einmal dem großen Meister Rembrandt van Rijn, der mir den Blick geöffnet hat, für das, was im Sterben ist. Was das niedere Land einmal war, ist schon längst entschieden zur Seite geschoben worden, spricht allerdings noch in mir; und was da draußen spärlich übrig geblieben ist vom Alten, weckt die Sehnsucht zum Mitsterben.
Ich bin unterwegs. In etwa drei Stunden werde ich in Köln eintreffen, der soliden Stadt meiner Zukunft, in der Stadt mit der noch immer heilenden Haut, der Stadt der biegsamen Geschmeidigkeit... Für die Dauer der Reise werde ich allerdings dort sein, wo ich tatsächlich bin, am Fenster im Zug, bei den Orten und Landschaften also, die an mir vorüber ziehen. Ich will sie befragen. Sie gehören zu mir, zu meinem Leben, zu diesem merkwürdigen Vorgang des Daseins, des Werdens, vor allem auch des Gewordenen, dieser Kette von Ereignissen die hinter mir liegen und im Nachhinein immer wieder anders aussehen, und deswegen noch immer vor mir liegen. Irgendetwas aus der Zukunft scheint sich in meine Vergangenheit einzumischen, jeden Tag wieder, wie ein manipulierendes Gegenüber, das sich hinter den Tausend kleinen Dingen des Alltags verbirgt. Es macht alles zur Frage, auch die Orte und Landschaften, die zu mir gehören und gerade auf mich warten.
Ich heiße Samuel und mag es sehr, an einem Fenster zu sitzen. Ich bin ein Fenstermensch. Die Öffnungen für Licht und Luft sind in Vertrautes und Inneres eingebaut, gehen aus schützenden Wänden hervor, und bewirken etwas Doppeltes: Sie erlauben, dass ich bei und mit und in mir bleibe, dass ich ungestört bei mir nachfragen kann, mit mir selbst unterwegs, und wenn ich will, in mir versinken kann; und sie bieten Ausschau auf Fremdes, auf Leute und Straßen und Lastwägen und Wiesen und Esel (falls es welche gibt). Fenster ermöglichen eine sanfte Art des Tanzes, die zu mir passt, ein leises Schwenken von mir zu den Kopfweiden, Holzbrücken und Fischreihern. Der große Meister hat verstanden, was Fenster sind: Seine Radierungen sind gerade passende Ausschnitte, die ein Gleichgewicht zwischen Innerem und Äußerem herstellen.
Vielleicht werde ich heute noch öfters von Rembrandt erzählen. Sein Blick ist mein Blick geworden. Ein paar Kilometer außerhalb von Amsterdam, direkt am Fluss, steht eine alte Windmühle, eingeklemmt zwischen Ufer und Landstraße, an sonnigen Tagen wird ihrer Eigenheit laut durch gelbe Rennräder und rote Kinderwägen und orangen Hubschraubern widersprochen, allerdings noch immer angetrieben vom alten Westwind. Dass die Mühle nicht verloren geht, verdanken wir dem Blick des alten Meisters, der es auch im Nachhinein schafft, das Wesentliche im Erscheinenden hervorzuheben. Sein Blick ist mein Blick geworden, vielleicht aber noch nicht ganz: Werde ich je im Stande sein, so auf mich zu schauen, wie er gnadenlos auf sich geschaut hat?
(Fortsetzung folgt)’
Het vervolg heet ‘Samuel ist unterwegs (2). Unter dem Wasserspiegel von Utrecht’ en verscheen op 12 juni:
‘Die Landschaften warten bereits in mir. Sie sind von Ost nach West in mir aufgezeichnet, der Bewegung meines Lebens entsprechend. Ich reise allerdings von West nach Ost, gegen den Strom der Zeit, die von der Vergangenheit bis in die Gegenwart läuft. Ich gehe also auf meine Vergangenheit zu, die bereits in mir vorhanden ist. Ich buchstabiere heute – kann es leider nicht anders – von links nach rechts, begebe mich jedoch in eine Bewegung, die mich an Altes erinnert: an ein Schreiben von rechts nach links.
Reisen bedeutet: Altes in neuen Zusammenhängen wiederzufinden. Der Bahnhof von Utrecht ist als leere Mitte des Landes und meines Lebens gemeint, als Ort des notwendigen Aussteigens und des sofortigen Einsteigens. Dort verbleibt man eine kurze Weile, weil man gerade dort nicht bleiben will. In diesem Loch kauft man sich Zigaretten, englische Romane, Brötchen und Coffee-to-go – man nimmt sich, was man unterwegs zum Überleben braucht. Es gibt wenige Orte, wo ich so oft, so hastig und so dumpf war, so schläfrig im Vorübergehen, früh morgens, spät abends, umgeben von lebendigen Gespenstern der Leere, die Gespenster sind, weil sie nicht bemerkt werden.
Diesmal brauche ich nicht umzusteigen. Ich schaue aus dem Fenster, sehe meine fröhlichen Landsmänner und -frauen auf die Rolltreppen gehen, die Gratiszeitungen locker unter den Arm geklemmt. Und wieder kommt die Frage hoch: Was haben die Niederländer, was die Deutschen nicht haben? Sie scheinen im Gehen ein ganz kleines bisschen weniger Widerstand überwinden zu müssen, werden getragen von einem Hauch Luft, oder ist es Wasser-in-Luft? Bestehen ein paar Prozent des gehenden Bemühens nicht eigentlich aus einem Fliegen oder Schwimmen? Das Leben flattert ein bisschen vor sich hin, eine Grundlage scheint es nicht wirklich zu brauchen.
(Die Zeitungen in Deutschland sind nie gratis und dazu immer schwer mit Wahrheiten beladen; sie werden eher fest in Taschen gesteckt, am liebsten solide und unsichtbar eingebaut in Taschenfundamente.)
Utrecht. Ich habe etwa zehn Jahre in dieser Stadt gelebt. Sie ist in mein Inneres wie eine Mauerarbeit aus alten und nassen Backsteinen eingebaut, die gerade noch nicht auseinander fällt. Die Stadt hat mich als Jugendlichen und als jungen Erwachsenen erlebt, umgekehrt war sie für mich immer ein älterer Herr, der hauptsächlich damit beschäftigt war, nicht in seiner Vergangenheit zu ertrinken. Alles was an Utrecht fremd ist und mir vertraut, habe ich in dieser Stadt kennengelernt: die englischen romantischen Dichter, die deutschen Philosophen, den französischen Käse... Ich habe damals meine Seele wie einen Koffer mit auch mir unbekannten Geheimnissen in der Innenstadt herum geschleppt. Der ältere Herr wollte meine Grundlagen nicht erkennen, bot mir allerdings in seiner verzweifelten Unachtsamkeit die dunklen Keller direkt am spiegelnden Wasser an, wo ich den Schlüssel fand: Blues.
Utrecht, es ist wahr: in deinen unsichtbaren Untergründen, in dem, was unter deinem Wasserspiegel wartete, lag unbemerkt meine Zukunft. Ich brauche nur die Kellertür zu öffnen, um die Poesie wieder zu hören, das leicht-schwermütige Singen des freien Wollens, des rhythmischen Schreibens von rechts nach links, den lockeren Aufbruch aus der Dunkelheit ins kommende Leben. Du bist mir fremd geblieben, hast mich jedoch in Ruhe gelassen und mir den Weg zu mir erlaubt. Und jetzt, wenn der Zug noch ein wenig wartet, nehme ich mir zum ersten Mal in meinem Leben die Freiheit, dir zu danken.’
Deel 3 verscheen op 25 juni en draagt de titel ‘Samuel ist unterwegs (3). Was Lehm war, wird Sand’:
‘Hinter Utrecht wird alles anders. Was Lehm war, wird Sand, der vor unvorstellbaren Ewigkeiten von Eismassen dorthin gedrängt wurde, wo ich mich gerade befinde. Von der damaligen Präsenz des Eises ist nicht einmal eine Erinnerung übriggeblieben, keine Legende, kein Name, nur eine Landschaft als Negativ, das sich durchgehend ins Positive bewegt. Der Sand ist wie eine offene Schale, in der altes-frisches Licht aus Vorzeiten hervorgezaubert wird. Die Hoheit des hohen Nordens hat die Landschaft nie verlassen.
Die Region heißt Veluwe, was “gelbe Aue” bedeutet. Aus Sicht der Achse zwischen Amsterdam und Köln liegt sie links im Abseits, mehr als ein freilassender Hinweis auf Uraltes will sie nicht sein. In meinem Leben allerdings ist sie eine Hauptsache, geistige Gebärmutter, der Traum, aus dem ich aufgewacht bin. Sie war in meiner Jugend der Ort-der-echten-Dinge, die Bühne meiner wahren Empfindungen. Irgendwie ist aus ihr eine Gestalt hervorgekommen, die mir zum Gefährten geworden ist, und mir immer wieder hilft, mir eine Vergangenheit zu vergegenwärtigen, die ich nicht einmal denken kann.
Holland ist sichtbar dunkel und spürbar jung, kämpft um seine Existenz, jeden Tag wieder. Die gelbe Aue ist unsichtbar hell und unfassbar alt, braucht sich nicht zu beweisen, wartet einfach im Abseits, bis sie von erwachten Menschen als Hauptsache anerkannt wird. Ihre Sprache mag langsam sein, ihre Sanddünen schwer zu begehen, ihre Wasserquellen tief, ihre Götter in dunklen Wäldern versteckt, ihre Bewohner verschlossen, ihr Warten ist jedoch groß und unbeirrbar, wie das Warten des Nordens überhaupt. Mit der Veluwe fängt Hibernia an.
Was ich damals als Kind gefunden habe – die grünen Steine, die Heideblumen, die toten Eidechsen, die Häute der Schlangen – das liegt alles noch immer in meiner Hand. Und die Gerüche sind noch in meiner Nase, reichen tief und stiftend im mich hinein, wecken mich zu etwas Unbestimmtem, erzeugen undenkbare Gedanken, eröffnen Felder der Sehnsüchte, machen alles groß und unbeirrbar. Und vor allem: Was unvorstellbare Vergangenheit ist, verschmilzt mit unvorstellbarer Zukunft.
Als der Zug an der Kleinstadt Ede vorbei rast, sitze ich wieder in dem Wohnwagen. Ich bin dreizehn Jahre in der Zeit zurückversetzt, es ist Herbst, das Leben scheint an einem Nullpunkt angekommen zu sein, mein Herz ist schwer, mein Körper erschöpft, meine Arbeit kommt mir sinnlos vor, das Warten ist unerträglich geworden. Und ich weiß im Nachhinein, während der Zug nicht mehr als eine halbe Minute braucht, um den Ort hinter sich zu lassen: Damals hat der Text, den ich gerade schreibe, angefangen.
Das, was von rechts nach links läuft, was also im Kommen ist, wird von einer Sprache getragen, die langsam und gewaltig ist. Wahre Texte sind keine Nachrichten, auch keine Erzählungen oder Protokolle, sondern Ereignisse. Und Nullpunkte sind keine biographischen Krisen, sondern Durchgänge, geheime Passagen, Öffnungen außerhalb allem Vorstellbarem, Lichtungen jenseits bereits Bekanntem. Der kleine Wohnwagen in Ede, etwa vierzehn Quadratmeter Grabzimmer, ist in mir noch immer da. Es ist jedoch leer.’
Op 2 juli plaatste Jelle van der Meulen ‘Samuel ist unterwegs (4). In einer Wunde des Krieges’ op zijn weblog:
‘Arnhem – Utrecht – Amsterdam: Horizontale Trinität in meinem Leben, eine Bewegung von einem sich öffnenden Anfang über eine geschlossene Mitte bis zu einem sinkenden Ziel. Ich sage es heute: Amsterdam ist dabei zu versinken, entfaltet seine letzten Kräfte im Geschehen eines langsamen Verschwindens, versucht jedoch definitiv Schiff zu werden, sich von innen aus beständig zu machen, um irgendwann mal als Gesamtheit auszufahren, dorthin, wo ihre Gründer, die Wikinger, stolz auf festen Felsen lebten. Der Versuch dürfte allerdings scheitern, weil die Stadt – hat Rembrandt es uns nicht gezeigt? – ihr Gold nur im Versinken findet.
In Arnhem bin ich aufgewachsen. Der Name bedeutet: Ort wo die Adler zu Hause sind. Und so ist es auch: eine Jugend in dieser Stadt führt dazu, dass man sich über die klaren Bäche, die sanften Hügel, die sandigen Pfade und die Lichtungen im Wald erhebt, einen in die Höhe gefestigten Blick entwickelt, der auf Überblick und Zusammenhang ausgerichtet ist. Nur der Adler ist in Arnhem wirklich zu Hause, alle anderen Tiere sind Gäste.
Die Adler sind jedoch längst verschwunden – aber wohin? – und haben den Menschen das Adlerbewusstsein überlassen, dieses In-Kreisen-Schweben, diesen Weitblick zu haben, um das Eine und Einmalige irgendwann einmal greifen zu können. Was es noch gibt, sind die Hügel und die Bäche, die Pfade und die Lichtungen, und auch die Geister, die ihr Verbleiben tief in der Veluwe haben, sich manchmal in die nördlichen Gegenden der Stadt wagen, und in den Menschen vage Sehnsüchte wecken, stille Gefühle, die mit den geräuschlosen Trolleybussen übereinstimmen.
Die Straße, in der ich lebte, ist etwa einen knappen Kilometer lang und läuft gerade von den sich im Stillstand bewegenden Hügeln im Norden bis zu der flachen und sich in der Weite verlierenden Rheinebene im Süden. In diesem Übergang tritt das Wasser ans Tageslicht, in Bächen, Teichen und Quellen, verlässt die verbergende Sauberkeit den Sand und bietet sich den Forellen, Karpfen und Schwänen an, den Millionen Stichlingen auch, die mühelos Generation auf Generation hervorbringen und irgendwie wissen: Für die Nachkommen müssen wir verlässlich da sein.
Sauberes Wasser, das aus einem dunklen Untergrund an die Oberfläche sprudelt, um von einer hohen Warte heraus bemerkt zu werden: Hat Arnhem nicht dieses Grundbild in meine Seele eingeschrieben? Bin ich nicht immer noch dabei staunend und begierig auf das Klare zu schauen, das aus einer Tiefe himmelwärts hoch sickert, um letztendlich von dem großen Fluss, dem allmächtigen Strom mitgenommen zu werden, bis zum Ozean, wo alles Wasser wieder in sich kehrt, und sich in einer Unendlichkeit verliert?
Arnhem vollzieht sich noch immer in mir. Und das gilt auch für die Schlacht, die sechs Jahre vor meiner Geburt in der Stadt wütete, als die Alliierten mit Fallschirmen kamen und – noch schwebend zwischen Himmel und Erde – von den deutschen Soldaten wie Rebhühner abgeschossen wurden. Die verzweifelten jungen Männer, die Jagenden und die Gejagten, tobten noch immer herum. Ich bin ihnen als Kind begegnet, gerade auch dort wo die Wohnung war, in der ich mit meinen Eltern und Geschwistern lebte. Gerade an dieser Stelle explodierte eine kräftige Bombe, und in diese Wunde wurde kurz vor meiner Geburt das Haus meiner Jugend gebaut.’
Op 16 juli volgde ‘Samuel ist interwegs (5). Eine Spur bis zum Ende der Welt’:
‘Ich habe damals, als ich noch nicht geboren war, die Errichtung des Hauses, in dem ich meine Kindheit und Jugend in Arnhem verbringen würde, nicht bemerkt. Ich war auf einen anderen Ort orientiert, am gleichen Fluss auf eine andere Stadt, die in den Annalen wohl Colonia genannt wurde, auf einen Namen, der da oben nicht zur Sprache kam, weil es dort keine Wörter gab, und der nur Farbe war: grün und gelb und ein bisschen blau. Ich schaute ins Grün-Gelb-Blaue hinunter, suchte und suchte, fand aber kein Haus und keine Menschen, die meine Menschen waren, ich fand zwischen den Farben nur schwarze Löcher.
Die Menschen, die meine Menschen waren, gab es nicht mehr. Sie waren weggezogen. Vage meinte ich eine Spur ostwärts wahrnehmen zu können, eine Bewegung, die ich viel später – ich war bereits fünfzig – als einen Zug verstand, eine eiserne Schlange, die in einer dunklen Nacht Richtung Polen kroch, über Gleise und Weichen, die in verlässlicheren Zeiten festgeschraubt waren. Es ist noch nicht so lange her, dass ich den Ort fand, wo die Menschen, die meine Menschen waren, zusammen mit vielen anderen Menschen in den Zug getrieben worden waren, dort, an einem Ort, der heute Messe genannt wird. Die Uniformen der Verbrecher kenne ich nur von Bildern, nichtsdestotrotz gehören sie zu meinem Leben. Ich weiß, wie die Nazis gerochen haben.
Und irgendwo verlief sich die Spur auf einmal, als ob die Welt dort aufhörte, die Gleise und Weichen tragen konnte und meine Menschen noch haben wollte, eine Welt, die sich in ihr Gegenteil verwandelt hatte und zum Abgrund geworden war, zu einem Nichts – ich konnte da oben nicht einmal ein Flimmern oder ein Flüstern erahnen, das verraten hätte, wohin meine Menschen verschwunden waren, und was mit ihnen geschehen war. Meine Menschen waren sauber ausgelöscht worden, vom Tisch geschoben, in der Säure der Geschichte aufgelöst.
Das Haus meiner Jugend, in dem ich gelandet war, war nicht für mich gemeint. Es war eine zweite Wahl. Mein Leben fing mit einer Ausweisung an, die allerdings nicht dokumentiert war und ein unbeachtetes Ergebnis einer kalt durchgeführten Verschwörung bedeutete, eine Absage an mich und meine Menschen. Erst im Nachhinein habe ich verstanden, warum mich bereits als kleines Kind das Schicksal der “Juden” – alleine der Name dieses Volkes wirkte wie ein warnendes Signal an der Wand meiner Seele – immer wieder zur brennenden Frage wurde.
Meine Eltern konnten nichts dafür, dass sie die zweite Wahl waren; auch sie waren, ohne es zu wissen, in die Verschwörung eingebunden, wie gekrümmte Äste in einer Dornenkrone. Sie waren mir fremd, sie waren stachelig, ich konnte mich auf ihre Geschichte nicht einlassen, die Haut meines Vater war mir zu blass, seine Augen zu blau; und meine Mutter fasste mich nicht an, weil sie spürte, dass ich ein fremdes Küken war. Erst nach tausend Umwegen habe ich es verstanden: Meine Mutter war vom Rätsel ihres ersten Sohnes überfordert. Nicht, dass sie mich nicht geliebt hätte, sie konnte ihre Liebe nur nicht einordnen, weil sie immer mit einer ungreifbaren und schmerzvollen Frage einherging. Sie war jung, so jung, und nicht vorbereitet auf düstere Fragen. Ja, irgendwann in der Biographie muss es passieren: Deine Eltern werden deine eigenen Kinder.
Und mein Vater? Als er jung, so jung war, hat der Niederländische Staat ihn zu einem Soldaten gemacht und ihn nach Indonesien geschickt, ihn eingebunden in eine andere Verschwörung, die in meiner Jugend nie thematisiert werden durfte, weil die Lügen und Verbrechen offenbar waren. Soldat ist er immer geblieben, seine Treue hat nie nachgelassen; sein Gott durfte sich nie auf die Feinde ausweiten, liebevoll und großzügig sein, wie es doch unmissverständlich die Heilige Schrift vorschrieb. Mein Vater hatte sein Herz in Indonesien verloren. Und als er zurückkam und ich geboren wurde, hat er es sofort gespürt: Meine Loyalität galt nicht ihm, nicht seinem Gott, nicht seiner Geschichte, nur seinen Schriften. Ich habe fünfzig Jahre gebraucht, um ihn lieben zu lernen.’
Gisteren plaatste Jelle van der Meulen het meest recente deel ‘Samuel ist unterwegs (6). Wir wollten nicht warten’. Wellicht volgt hierna nog meer, maar u heeft hier in ieder geval alles tot nu toe netjes achter elkaar.
‘Ja, die Zeit war reif. Warten war nicht mehr möglich. Worauf sollte ich warten? Wenn man bereits unten angekommen ist, wo Wendung und Entscheidung nicht länger transparent sind und der Zug des Lebens, der Verwandlung, der Geschichte spürbar ist, kann man ohne Orientierung nicht mehr warten. Die Wahl zur zweiten Wahl ist keine Wahl.
Die Menschen, die meine unmittelbaren Menschen waren, hatten eine Spur ostwärts und am Ende dieser Spur ein Loch bis ins Innere der Erde hinterlassen, das mich anzog. Als ich auf die dunkle Stelle schaute, drohte ich mich zu verlieren, als ob etwas mich dahin verführen, mich dahin verschwinden lassen wollte – wäre ich dahin gegangen, hätte ich mich aufgeben müssen. Ich hätte nicht die Kraft gehabt, mich in meinen Sehnsüchten, Vorsätzen und Entscheidungen aufrecht zu erhalten.
Ich wendete meinen Blick ab. Nein, ich spreche heute nicht von der Trauer, die bei mir einzog, nicht von diesem Schatten, die mich seitdem begleitet, von dieser zum Nachsterben geneigten Gestalt neben mit, dieser braun-gelb-roten Herbstfigur, die den Dichter in mir weckte. Mit dem Abwenden meines Blickes – war dies ein Verrat? – rettete ich mich, traf ich eine Wahl, die mich betraf, mich bestimmte, mich neu erzeugte. In meinen Augenwinkeln ist das Loch allerdings noch immer da, muss meinen Kopf nur ein wenig wenden, um es zu sehen.
Mit Elegien und Requien bin ich vertraut. Nein, ich möchte heute nicht von der Trauer sprechen, weil sie mir viel bedeutet – ohne sie, so meine ich manchmal, gibt es überhaupt keine Bedeutungen, keine Wahrzeichen, keinen Sinn. Die Trauer in mir ist wie eine alte Landschaft, in der mir die Pfade, Quellen, Kapellen, Hügel und Kreuzungen bekannt sind. Nur die Gesamtheit der Landschaft ist mir eine Frage, die Einzelheiten sind mir fraglos nahe. Gilt es heute nicht, mich von dieser Landschaft zu verabschieden?
Damals wendete ich meinen Blick ab und sah den Fluss. Und über dem Fluss schien es Träume zu geben, Wolken-voller-Bilder, Wolken-voller-Beziehungen, Wolken-voller-Vorhaben, die sich in einem Gegenstrom über die breiten und ruhigen Wellen Richtung Südwesten hin bewegten, wie schwer beladene Schiffe, die andocken wollen. Die Ufer des Flusses waren jedoch leer und verlassen, ohne Ohren und Augen, hier und da standen großen Gebäude und Brücken, die kaputt waren, Häuser ohne spiegelnde Fenster. Und mir war klar: Die Träume gehörten zu einer ganzen Generation von Menschen, die nicht warten wollten.
Wir wollten nicht warten. In den Wolken-voller-Bilder war von rechts nach links ein Ereignis eingeschrieben, das stattgefunden hatte, als wir nicht mehr so ganz oben waren, als wir die Nähe des Lebens in Raum und Zeit bereits spürten. Eine leuchtende Gestalt, die sich in der Mitte des bewegenden und webenden Zusammenseins zahlreicher Wesen aufhielt, wurde auf einmal verdunkelt, ich empfand es so, als ob eine Sonne verdeckt wurde. Irgendwie spürten alle Wesen, dass mit der Verdunkelung ein Opfer verbunden war, ein Verzicht der leuchtenden Gestalt gerade auf seine strahlende Kraft und seine tragende Macht. Was Kern und Mitte war, wurde aufgegeben, wurde abgegeben, wurde zersplittert.
Und an der Stelle der Sonne erschien ein schwarzes Kreuz, das neue Koordinaten kreierte, neue Richtungen öffnete, sich bin ins Unendliche ausdehnte, und sich in allen Erscheinungen zu wiederholen schien, alles zum Kreuz machte. In dieser Räumlichkeit des Kreuzes – ich kann es nicht beschreiben: ein Kreuz als Raum – wurde alles auf einmal in größere oder kleinere Kreuze verwandelt, nicht übersichtlich geordnet (wie auf den militärischen Friedhöfen in der Normandie), sondern wirr mäandernd durcheinander (wie in einem Tanz).
Das große Kreuz ging in die Diaspora. Es setzte nicht mehr auf Kern und Mitte, sondern auf Umkreis und Peripherie. Es war bereit sich zu verlieren, um Einzelheiten und Nebensachen groß zu machen, um Tod und Auferstehung in allen Ecken des Lebens wirken zu lassen, um Wink und Wendung in jedem Detail zu ermöglichen. Und wir alle wussten irgendwie: Die Verwandlung konnte nur da unten vollendet werden, konnte nur in Raum und Zeit gelingen, nur dort, wo der Abgrund sich öffnet, und das große Schweben gelernt werden muss.
Und als ich auf das kleine Kreuz schaute, das sich in mir aufgerichtet hatte, traf ich meine zweite Wahl. Ich schaute wieder nach unten und sah einen Soldaten in Indonesien, der für seine Geliebte in Holland verzweifelte Tagebücher schrieb. Er war, ohne es zu wissen, unterwegs zu mir. Und seine Geliebte wurde dann meine Mutter.’
Na deze Nederlander die in het Duits voor een Duits publiek schrijft, een in Duitsland woonachtige Noor die ook niet in zijn moedertaal, maar eveneens het Duits schrijft. Ik doel op Jostein Saether; over hem had ik het bijvoorbeeld op 30 augustus 2008 in ‘Historie’. Afgelopen donderdag 4 augustus schreef hij over ‘Meine Multi-Kulturen’, met als ondertitel ‘Reinkarnationsbewusstsein und kosmopolitische Identität’. Misschien is het ook hier de vraag of het fictie of non-fictie betreft. Voor Saether zelf is daar geen twijfel over. Hoe dan ook, dit is ook mooi geschreven, een beetje overdadig, maar alla. Want dat geeft immers de boodschap goed weer:
‘“Diejenigen, die getötet wurden, kommen nicht zurück”, schreibt Svein Tore Marthinsen in einer Blog-Post in der Tageszeitung Aftenposten über die Massaker in Oslo und auf Utøya. Natürlich hat er recht! Auch in Bezug auf die Reinkarnationsidee hat er recht. Der Mensch, der ich heute bin, kann nur so sein, wie ich jetzt bin unter den gegebenen Bedingungen in der aktuellen Inkarnation als geborener und aufgewachsener Norweger, der mit dem Reisepass des norwegischen Staats während fast eines ganzen Erwachsenenlebens in Schweden und Deutschland gelebt hat. Die Personen, die ich in früheren Leben gewesen bin, waren anders als ich jetzt bin, und diejenigen, die ich in möglichen künftigen Inkarnationen sein werde, werden ganz anders als mein heutiges Ich. Jedoch gibt es etwas Durchgehendes, das mit uns konsequent verbunden bleibt in den vielen Leben, die wir alle in verschiedenen Kulturen und Völker hatten. Wenn wir etwas von diesen Themen ergreifen und erkennen, dass wir in unserem höheren Selbst solchen Kulturen mittragen, die heute als etwas Fremdes scheinen in Bezug auf unsere aktuelle Heimatkultur, werden wir nie denken, dass “unsere” Kultur besser wäre oder höher sein würde als die anderen.
Wie wird das durchgehende Thema, das mit meiner Individualität zu tun hat, gefärbt oder beeinflusst durch die Kulturen und die sozialen Zusammenhänge, durch die ich hindurch passiere? Ist es möglich in meiner derzeitigen Persönlichkeit etwas von den gesellschaftlichen Milieus wiederzuerkennen, in denen ich in vergangenen Leben gelebt habe? Da ich viele meiner früheren Leben erinnern kann und eine Idee habe, über die mögliche Richtung meines Karmas in der Zukunft, könnte es berechtigt sein, etwas über die kosmopolitische Identität anzudeuten, die tatsächlich sich bildet als eine unvermeidliche Folge des Bewusstseins über Wiedergeburt und der Karmaerkenntnis.
Ich behaupte, Erinnerungen zu besitzen aus vielen verschiedenen Kulturen, Nationen und Gesellschaften, in welchen ich in früheren Jahrhunderten und Jahrtausenden lebte. Ich habe tatsächlich in der meditativen Praxis eine Reihe von Orten wiederentdeckt, wo ich geboren oder gestorben bin oder getötet wurde. Einige von ihnen habe ich besucht – wie Bucha im deutschen Bundesland Thüringen und Delphi und Eleusis in Griechenland. Ich bin Schweizer, Deutsche und Grieche gewesen. Ich bin ebenfalls Ägypter, Inder und Chinese gewesen. Ich bin in Schottland, Irland und Italien geboren. Ich wurde sowohl unter dramatischen Umständen im römischen Reich als auch in einer idyllischen Umgebung des antiken Griechenlands geboren. Ich habe sowohl eine französische Mutter als auch ein schottischer Vater gehabt, sowie irische, chinesische, indische, ägyptische und griechische Eltern. Ich wurde sowohl innerhalb der Ehe als auch als sogenannter Bastard geboren, und ich wurde sogar einmal in den Wald ausgesetzt, um zu sterben, aber ich wurde von Füchsen in einer Höhle abenteuerlich gerettet.
Ich bin aufgewachsen in Zelten, Holzhäusern, Steinhäusern, Villen, Burgen und Schlössern. Ich lebte in der Wüste, im Dschungel, in den Bergen, in Dörfern und in Städten. Ich bin königlich, adelig, Handwerker und Priester gewesen. Ich habe Kleidung aus Leder und Wolle, Vadmal und Baumwolle, Seide und Samt getragen. Ich bin in Holzschuhen und in Sandalen aus Ziegenleder geschritten, aus Holz und Zinntellern gegessen und war im Besitz von Helmen aus Eisen und Gold. Mein Bild ist in Münzen geprägt, mein Gesicht in Marmor nachgebildet und mein Gestalt in Kupfer geschlagen. Diese Ehrungen verhinderten jedoch nicht, dass ich inhaftiert, gefoltert und geschändet wurde. Ich habe viele geheilt, aber auch mehrere getötet. Ich habe in einem Zusammenhang die Wahrheit gesprochen, so dass bestimmte Personen mit dem Tod bestraft werden sollten, in einem anderen jedoch gelogen, um meine eigene Haut zu retten. Ich bin durch die Rocky Mountains und die Alpen geritten, bin über den Berg Parnass in Griechenland gelaufen und bin mit dem Boot gefahren auf dem Rhein, dem Nil und dem Han Jiang in China, der längste Seitenfluss des Jangtsekiang. Ich bin in Schiffen im Schwarzen Meer gesegelt und über den Ärmelkanal und dem Atlantik. Ich bin auf dem Pferderücken von Ohio nach Oregon geritten, zu Fuß mit Esel von Mainz nach Modena gelaufen, und als Frau habe ich Elefanten gezähmt am Fluss Tawa in der heutigen indischen Bundesstaat Madhya Pradesh.
Ich starb in Italien, England und Kanada. Ich wurde einmal auf Kreta von einem wilden Stier getötet, schlief ein im hohen Alter in China und wurde am 9. August 378 zum Tode erstochen in der zweiten Schlacht von Adrianopel (heute Edirne, Türkei), die gekämpft wurde zwischen einer römischen Armee, der durch den wenig bekannten Kaiser Valens geführt wurde, und Westgoten (vor allem von Terwingen und von einigen iranischen Alanen unterstützt), die durch Fritigern, der Führer der Terwingen, zum Sieg herangeführt wurde. Im Mittelalter starb ich einmal überraschend in Fieber, später einmal starb ich in der Jugend aufgrund der Kinderlähmung und ein drittes Mal war ich von Geburt an blind. Ich habe Deutsch, Englisch, Flämisch, Französisch, Italienisch, Latein und Griechisch gesprochen plus einige indische Sprachen und verschiedene alte Sprachen, da es tatsächlich möglich ist, in meditativem Bewusstsein sich ihnen anzunähern. Ich bin Quäker, Protestant und Katholik gewesen, und ich war in verschiedenen früheren Leben mit verschiedenen vorchristlichen Glaubens- und Mysterienrichtungen verbunden. Nicht zuletzt habe ich abwechselnd in mehreren männlichen und weiblichen Inkarnationen gelebt. Ich bin Wahrsagerin, Hieroglyphen-Schreiber, Marathonläufer, weibliche Troubadour, Bischof, Königin und Eisenbahningenieur gewesen.
Ich bin eine Mutter am Dongting-See in China, ein Vater in Athen, ein Großmutter in Rom, ein Onkel in Mainz und eine Tochter in Edinburgh gewesen. Sowohl als Mutter als auch Vater hatte ich Söhne und Töchter und Enkel. Ich habe wiedererlebt, wie untröstlich es ist, eine Frau zu sein, die ein totes Kind gebiert. Ich weiß, wie herzzerreißend es ist, dem einzigen Sohn beraubt zu werden. Ich weiß, wie traurig es ist, seinen liebsten Sohn während einer intriganten Vergiftung in Antiochia am Orontes zu verlieren und wie schrecklich es ist, selbst geköpft zu werden in einem feuchten Schloss im Dorf Fotheringay in England. Solch eine endlose Aufzählung von Anspielungen und Behauptungen mag oberflächlich sein und wenig zu tun haben mit der gegenwärtigen oft dramatischen und brutalen Realität. Allerdings gibt es hinter jedem dieser Begriffe und Ortsnamen persönliche Gefühle und Erkenntnisse, die manchmal im Erfahrungsprozess ebenso real wahrgenommen wurden –, und wie unglaublich es klingt, in einigen Fällen stärker erlebt wurden – als die, die ich in Bezug auf mein jetziges Leben habe. Lass mich etwas aus einem früheren Leben vor fast 6000 Jahren (die Entfernung in äußerer Zeit zu diesem früheren Leben ist unwirklich lang, aber die Erstreckung im spirituellen Raum zu seinen karmischen Erinnerungen ist überraschend nahe) andeuten:
Ich weiß, wie ein Mädchen von acht Jahren namens Alavira fühlte, die auf seinen jüngeren Bruder aufpasste und während sie ein Stück vom Zeltlager irgendwo in Nordafrika spielten, kurz danach entdeckten, dass ihre Eltern und alle Mitglieder des Haushalts von Wegelagerern überfallen und entführt worden waren . Weil ich dieses Mädchen selbst gewesen bin, weiß ich, wie es war, sich von Insekten und Kräutern tagelang am Leben zu halten, bis Fremde in einer Karawane kamen, die uns zu einer Oase brachten, wo wir einem freundlichen alten Mann übergeben wurden, der uns später trennte, um uns anderswo abzugeben, weil er uns nicht sehr lange selbst behalten konnte. Ich weiß, welcher Verlust es für Alavira bedeutete, ihre Eltern zu vermissen, aber noch mehr schmerzlich war es, von ihrem geliebten kleinen Bruder getrennt zu werden, obwohl die Umstände nicht zuließen, dass etwas anderes geschehen konnte. Ich weiß auch, wie es sich anfühlt, ihn wieder heute anzutreffen, denn eines Tages entdeckte ich ahnungslos, dass jemand, den ich vor kurzem kennengelernt hatte, sich gerade als der “ersehnte kleiner Bruder” erwies.
Ich weiß, wie es für Alavira sich anfühlte, mit kulturellen Impulsen verbunden zu sein, die von einer alten Initiationsstelle am Fuße des Atlasgebirges ausgingen, wohin sie in ihrer Jugend gebracht wurde –, für welche sich noch keine heutigen Archäologen interessieren, auch wenn ihre Reste östlich der marokkanischen Stadt Marrakesch ausgegraben werden konnten – und deren Ausbreitung sich erstreckten zu den Ländern rund um den See Yssykköl in Kirgisistan, wo Alavira für einige Jahre als Beraterin diente beim Provinzherrscher. Ich weiß auch, wie sie sich fühlte, als sie vorhersagte, dass ein Erdbeben kommen würde, und der Herrscher ihr nicht glaubte und das Desaster kam und nur eine kleine Gruppe es schaffte, mit ihr an der Spitze zu entkommen. “Gottes Wege sind unergründlich” (wiedergegeben in Deutsch), sagte sie lakonisch!
Dies ist nur ein kleiner Hinweis, wie ich wegen meines Reinkarnationsstudiums und meiner karmischen Recherchen mich verbunden fühle mit den verschiedenen Kulturen und mit den ethnischen Einflüssen der ganzen Welt. Eine solche Haltung und eine Denkweise, die zugrundeliegt der Gewalt in Oslo, auf Utøya und überall sonst auf der Welt, wo Terrorismus sich entfaltet, ist nicht durchführbar in der Perspektive, die sich aufgrund des Reinkarnations- und der Karmagedanken eröffnet. Es ist ein fatales Missverständnis zu denken, dass jemand durch Töten und durch Gewalt gegen Menschen die Entwicklung der Gesellschaft in die gewünschte Richtung beeinflussen könnte. Die Gesetze des Karmas sind grundsätzlich stärker als jeder menschliche Wille.
Anders Behring Breivik wird in Zukunft – wenn nicht schon vorher, dann wenigstens nach dem Tod –wiedererleben und sich damit identifizieren müssen jeden Schmerz und Schrecken, derer, die er am 22. Juli dieses Jahres gequält und getötet hat. Auch die Gefühle von Schock, Verlust und Trauer der Angehörigen und die Gefühle von uns allen, die solche Handlungen verabscheuen, muss er ertragen und einverleiben mit seiner künftigen Bestimmung. Dass es mir z.B. mit meinen Überzeugungen über Gewaltlosigkeit und des interkulturellen Dialogs als politischer Weg der Zukunft nicht gelungen ist, beitragen, dass Breivik und andere Terroristen in isolierter Verzweiflung, grausamem Fanatismus und hasserfülltem Fundamentalismus nicht landeten, werde ich natürlich auch zu meinem karmischen Mantel anrechnen. Ich werde daher gar nicht freigehen können. Und meine Zukunft wird immer eine neue Richtung nehmen für jede Haarsträhne, die gebrochen wird an meinem Nächsten, wenn es gegen seinem freien Willens geschieht. “Was ihr getan habt einem unter diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.” (Matthäus 25:40)
Es ist überraschend wie viele Kulturen, Menschen und Gruppen, die ich als zu meinem eigenen Einflussbereich während der Erdenleben zählen kann. Ich werde schließlich nur einige von ihnen nennen: die chinesische Yangshao-Kultur, die Obed-Kultur in Mesopotamien, die Berber, die Ägypter, die Hethiter, die Israeliten, die Griechen, die Römer, die urchristliche Versammlungen in Rom und in Korinth im ersten Jahrhundert n. Chr., der Arthurstrom und der Gralsstrom im 9. Jahrhundert, die Staufer im 12. Jahrhundert, das Haus der Guise in Frankreich im 16. Jahrhundert und die Lakota- und Hopi-Indianer im 19. Jahrhundert. Wenn ich heute Antipathie oder beleidigenden Gefühle gegenüber Menschen hegen würde, die von diesen Menschen, von diesen Ländern oder Regionen stammen, so könnte es sein, dass ich mich auflehnen würde gegen meine eigenen Nachkommen oder diejenigen meiner Verwandten oder Freunden aus der Zeit als ich mit ihren Vorfahren verbunden war. Ich würde also in einem genetischen Konflikt mit mir selbst raten, wenn ich nun beginnen würde, mich gegen sie mit Macht oder Gewalt zu widersetzen. “Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht noch Freier, hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christo Jesu.” (Galater 3:28) Dieses Christuswort kann buchstäblich in karmischem Sinn verstanden werden.
Das Durchgehende in uns in allen Kulturen und Völker, in denen wir in unseren vergangenen Leben gelebt haben, entspricht der kulturelle, soziale und politische Impuls, den Christus in die Menschheit brachte, nämlich durch freundschaftlichen Dialog und gewaltfreie Kommunikation zu einer vielkulturellen Gesellschaft in gegenseitigem Respekt, in Frieden und Harmonie zu gestalten, wo keine Kultur auf Kosten der anderen zu leiden hat. Kultur ist kein statisches Phänomen, sondern ein veränderliches, ja, auf lange Sicht eine fast ephemere Struktur oder eine soziale Einrichtung, in welche wir leben und wirken und beeindruckt sein dürfen in wenig Zeit, während wir unsere wunderbare, schöne und einzigartige Erde besuchen im Rahmen eines kurzen Lebens. Norwegen ist nicht mehr das Land, wo ich aufgewachsen bin, etwas, was ich wohl trauere, wenn ich auf den überwachsenen Pfaden des Mutterlandes wandle, aber es nutzt nichts: die Entwicklung geht weiter und ich bin dafür sehr glücklich. Neue Wege mit Markierungen der Ortskenner und mit kosmopolitischen Zeichen sind entstanden, während ich in freiwilligem Exil unterwegs war.
In meiner karmischen Autobiografie habe ich ausführlich erzählt, wie ich zu Erkenntnissen über frühere Leben gekommen bin.Die deutsche Originalausgabe “Wandeln unsichtbaren Unter Menschen” wurde vom Verlag eingestellt, kann aber immer noch direkt bei mir bestellt werden: info@gamamila.deDie englische Version “Living with invisible people” kann bestellt werden durch clairviewbooks.com’
De derde in de rij vandaag is Hugo Verbrugh. Zijn bijdrage is van hedenochtend en levert eigenlijk de theoretische onderbouw van de bovenstaande verhalen en is navenant een stuk moeilijker en daarmee minder leesbaar. Het laat tegelijk ook zien welke moeilijkheden ermee verbonden zijn om echt te begrijpen hoe het zit. Hij komt er zelf ook niet volledig uit, maar dat hoeft ook niet om de poging te waarderen en het denkwerk mede te voltrekken. De titel luidt ‘DW 4 Ik ga in de politiek (2). Evolutie, cognitie, reïncarnatie en het positivisme in de wetenschap’:
‘Wij leven en werken en communiceren bij de gratie van beeldspraak, en alle beeldspraak roept de notie van strijd op. Gisteren kwam dat ter sprake in verband met het artikel van Jan Kuitenbrouwer over taal en politiek.
Met een variant op “voetbal is oorlog” zou je haast zeggen “politiek is taal”. Toen ik dat bedacht had, dacht ik meteen even “ik ga in de politiek”. Meteen daarachteraan dacht ik “dat is natuurlijk onzin”. Maar het idee liet me niet meteen los. Mijn worsteling om van het idee los te komen resulteerde in dit blogbericht. Het heeft de vorm van “prolegomena”, stukjes tekst die vooraf (“pro”) gelezen (“lego”) moeten worden, voor het politieke beginselprogramma dat ik zou moeten schrijven als ik echt de politiek in zou willen.
Ik deel mijn concept “proscribendum” (= wat vooraf geschreven moet worden) puntsgewijs in. Het omvat drie delen, I, de probleemstelling, II, een methodologisch intermezzo, en III, een improvisatie van een mogelijke eerste theoretische stap in de probleemoplossing.
* I *
1. Het moderne Europa, waar Nederland een deel van is, vertoont een afwijking van het Algemeen Menselijk Patroon. Dat heb ik ruim een halve eeuw geleden geleerd van de Amsterdamse historicus Jan Romijn (1863-1962).
2. Geen enkele andere cultuur heeft de mix van wereldveroveringszucht en vernietiging van alle andere culturen zó vertoond als Europa, met de zogeheten Duitse “Sonderweg” (= specifiek bijzondere weg) als dieptepunt (“Von Athen bis Auschwitz”, in de woorden van Christian Meyer).
3. Dat was medio vorige eeuw. Intussen is de wereld het “global village” geworden. Wereldwijd kan iedereen alles van iedereen weten, en de sociale media maken dit gegeven steeds meer pragmatisch effectief in de zin van het positivisme: “savoir pour prévoir, prévoir pour pouvoir”: we willen weten om vooruit te kunnen zien en we willen vooruit kunnen zien om te kunnen handelen. De werkelijkheid is maakbaar, dus maken wij haar.
4. Een consequentie van punt 3 is dat wij de werkelijkheid ook kunnen “ontmaken”. Een door de mens zelf bewerkstelligd einde van al het leven op aarde is thans een reële optie.
5. Uit de “ratio” van de evolutie kan worden afgeleid dat dit niet “de opzet van de schepping” was / is. Alleen implementatie van de notie van karma en reïncarnatie kan bewerkstelligen dat dit niet gebeurt. Alleen daardoor, door periodiek bestaan in het hiertussenmaals zonder eigen individueel lichaam, kan de mens zijn oorspronkelijke verbinding met de opzet van de schepping terugvinden.
6. Voor de implementatie van de notie van karma en reïncarnatie biedt het mensbeeld van de antroposofie, met name de notie van de wezensleden, vruchtbare aanknopingspunten. Een probleem hierbij is dat de notie van de wezensleden verward is en verwarrend werkt. Vergelijking met een ouder probleem, dat intussen verregaand opgelost is, kan helpen. In het intermezzo werk ik dit uit.
* II *
7. Dit oudere probleem betreft de leer van de erfelijkheid. In alle culturen speelt hij een meer of minder nadrukkelijke rol. Dat eigenschappen van levende wezens erfelijk zijn, was en is overal meer of minder bekend. Er gebeurt weinig opzienbarends tot 1861.
8. Dan publiceert Gregor Mendel zijn proeven met planten die aantonen dat erfelijke eigenschappen afzonderlijk overerven en dat in het mechanisme van de overerving kwantificeerbare factoren aan het werk zijn. Bijna veertig jaar blijft de betekenis van zijn werk verborgen. Intussen gebeurt van alles dat helemaal in de bedoelde vergelijking past.
9. Nadat halverwege de 19e eeuw de cel was ontdekt als de kleinste eenheid van leven, ontbrandde tegen het eind van de eeuw een wetenschappelijke strijd over de vraag hoe nieuwe cellen ontstonden. De ene partij meende dat elke nieuwe cel alleen uit een of meer eerder bestaande cel(len) kon ontstaan. “Omnis cellula e cellula”: “elke cel (ontstaat) uit een (eerder bestaande) cel” was de strijdkreet van deze partij. De andere partij meende dat cellen op de manier waarop kristallen uit vloeistof kunnen ontstaan, uit “ongevormde levende materie” kunnen ontstaan.
10. De aanhalingstekens rond “ongevormde levende materie” in de vorige zin zijn van belang. Die geven aan dat met de uitdrukking “ongevormde levende materie” iets aan de hand is. En inderdaad is er iets mis met deze uitdrukking. Vanaf circa 1900 is deze uitdrukking niet meer bruikbaar; zij is een contradictio in terminis, een tegenspraak in zichzelf, zoiets als “een vierkante cirkel”. Sinds het begin van de 20e eeuw weten we namelijk dat de ene partij gelijk had: cellen kunnen alleen ontstaan uit eerder bestaande levende cellen, leven doet zich altijd voor in de vorm van uni- of multicellulaire organismen of wezens.
11. Nadat de zekerheid dat cellen alleen uit eerder bestaande cellen kunnen ontstaan omstreeks 1900 was verworven, kregen de biologische wetenschappers gaandeweg het besef dat ze nu moesten gaan verklaren hoe de ene cel een volgende kan voortbrengen.
12. In verband met de noodzaak om uit te leggen hoe de ene cel de andere kan voortbrengen komt ook het begrip “informatie” in het verhaal. Aanvankelijk ging dat totaal ongemerkt. Tientallen jaren worstelden de biologen met deels bewuste deels onbewuste vragen, twijfels, hele en halve zekerheden inzake de celdeling. Pas later, toen het proces van de celdeling eenmaal ontrafeld was, konden ze voor een deel als terecht, voor een deel als onterecht werden onderkend.
13. Twee aspecten zijn hier vooral vermeldenswaardig. Het ene is dat men vele jaren nodig had om zich bewust te worden van het idee dat er zoiets moest zijn als “informatie” die in een of ander molecuul ingebouwd moest zitten en die tijdens dit proces van celdeling gerepliceerd werd, zodat één helft naar de ene en de andere helft naar de andere dochtercel kon gaan. Noteer dat ik in deze formulering het probleem heel schematisch samenvat en bovendien in termen formuleer zoals het nu, bijna een eeuw later, geformuleerd wordt. In de eerste helft van de 20e eeuw bestond het begrip “informatie” zoals wij dit nu kennen niet; “informatie” was een woord dat het VVV-kantoor en de NS in het spoorboekje gebruikten. Het hele idee dat “informatie” zoals wij dit begrip nu hanteren een eigenschap is die in een substantie geïncorporeerd kan zijn, bestond niet.
14. Het andere vermeldenswaardig aspect aan de geschiedenis van het begrip “informatie” in de biologische wetenschappen illustreert een ander aspect van hoe wetenschap vooruitgang boekt. Tussen omstreeks 1900 en 1920 kreeg men gaandeweg het benul dat er zoiets moest bestaan als “informatie” die in een molecuul ingebouwd zit. Op basis van een soort “primordiale intuïtie”, een aanname over iets die voor alle betrokkenen vanzelf spreekt zonder dat er discussie over noodzakelijk lijkt, ging men ervan uit dat dit molecuul een eiwit moest zijn. Alleen eiwitten hebben, aldus de als vanzelfsprekend aangenomen zekere kennis, een voldoende gedifferentieerde structuur om informatie over de veelheid van kenmerken van een levend organisme te incorporeren. Dat bleek echter een gruwelijke misvatting en het kostte vele jaren om hem te corrigeren.
15. De geschiedenis van de correctie van deze misvatting begint in 1928. Toen noteerde de bacterioloog Griffith een merkwaardige relatie tussen de wèl virulente en de niet-virulente, de wèl- en de niet-ziekmakende variant van een stam pneumokokken, een bepaalde bacteriesoort die o.a. longontsteking (pneumonie) teweeg kan brengen. In 1928, circa twintig jaar voor de invoering van de antibiotica in de geneeskunde, was pneumonie een vaak dodelijk verlopende ziekte. Er waren hoegenaamd geen geneesmiddelen tegen en daarom werd er intensief gezocht naar een vaccin. Erg veel succes had al dat onderzoek niet – althans niet voor de bestrijding van de pneumonie. Voor het (medisch-)biologisch grondslagenonderzoek lag dat anders. De ontdekking van Griffith legde de grondslag voor wat waarschijnlijk de belangrijkste ontdekking in de levenswetenschappen van de 20e eeuw zal blijken geweest te zijn. De historische kern van deze ontdekking was dat een niet-virulente stam pneumokokken “getransformeerd” kan worden in een wèl-virulente stam door toevoeging van een levenloos extract dat gemaakt was uit wèl-virulente pneumo-kokken. Er was dus, aldus de conclusie die Griffith uit dit experimentele resultaat trok, sprake van een of ander “transforming principle” oftewel een substantie die deze transformatie bewerkstelligde. De aard van deze substantie en het mechanisme waardoor ze werkzaam was, vormden in die tijd echter nog een groot raadsel. Bij het nader onderzoek daarnaar ging opnieuw iets heel erg mis.
16. In zijn beschrijving van de omstandigheden waaronder de transformatie lijkt plaats te vinden introduceert Griffith het latijnse woord “pabulum” om, bij wijze van spreken, “het beestje een naam te geven”. Het probleem is echter, dat “pabulum” een betekenis heeft die niet te rijmen is met wat in feite bij de transformatie gebeurt. “Pabulum” betekent namelijk “(een bron van) voedsel”, en het probleem is dat voedsel verteerd wordt en verdwijnt en een voedselbron vroeger of later uitgeput raakt, terwijl het unieke en bijzondere van het “transforming principle” juist was en is dat het niet uitgeput raakt, maar alsmaar méér identieke substantie doet ontstaan. Oftewel de substantie die de transformatie van de bacteriën van niet-virulent naar wèl-virulent teweegbracht, verschilde in een essentieel punt van “pabulum”, maar door zijn keuze van deze uitdrukking versluierde Griffith – uiteraard zonder zich hiervan bewust te zijn – de ware aard van het probleem, namelijk het onbegrijpelijke kenmerk van de “zelf-replicatie” van de transformatie-teweegbrengende substantie. Pas door een nieuw te vormen theorie, namelijk die van het DNA, zou dit destijds onbegrijpelijke kenmerk later verklaard worden.
17. Achteraf moeten we ons realiseren dat men zich in die tijd, dat wil zeggen tot circa 1944/1953 niet echt bewust was van het probleem dat hier aan de orde is. De jaartallen zijn hier belangrijk: 1944 was het jaar waarin Avery en medewerkers publiceerden dat niet een eiwit, maar een zuur, D(esoxyribo)N(ucleic) A(cid) om precies te zijn, de substantie was die Griffith als transforming principle had gevonden, en 1953 dat van de opheldering van de “dubbel-helix”-structuur van het DNA door Watson en Crick. Pas door deze baanbrekende ontdekkingen kwam de weg vrij voor de doorbraak van het besef dat reproductie van levende organismen inhoudt dat ook een substantie die de drager is van de “erfelijke informatie” zich reproduceert.
* III *
18. De actuele “kentheoretische status” van de wezensleden in verband met de mens is te vergelijken met die van “informatie” in verband met de celdeling ruim een eeuw geleden. Over een aantal begrippen die eenduidig omschreven moeten zijn om verder te komen heerst grote verwarring.
19. Identiteit moet onderkend worden als gedifferentieerd in centrale, gekoppeld aan de lichamelijkheid, en perifere, gekoppeld aan (de) ander(en) identiteit.
20. De evolutie moet onderkend worden als vóórtgaand. Cognitie, de evolutionair ontstane en alsmaar verder ontwikkelde vaardigheid van levende wezens om zich te handhaven in hun habitat, omvat bij de mens ook zelfbewustzijn.
21. De in punt 20 bedoelde “habitat” van de mens omvat ook het hiertussenmaals.
22. In de “opzet van de schepping” is voorzien dat de mens vrij zou worden. In dat perspectief is cognitie van de mens te karakteriseren als de bewuste beleving van het bestaan in de schepping.
23. In verband met karma en reïncarnatie moet de notie van “tegen-tijd” naar analogie van “tegen-ruimte” ontwikkeld worden.
24. Tijd en tegentijd vormen een polariteit; het ritme is het midden tussen de beide polen.
25. De wezensleden moeten onderkend worden als exclusief ritmisch bewegende configuraties in het zenuwstelsel.’
5 opmerkingen:
blogrundgang die andere art
Van deze drie is Jostein Saether de interessantste. Hugo Verbrugh brengt zo als gewoonlijk weer de hele antroposofie om zeep met zijn abstracte lulkoek. Hij zal ongetwijfeld als filosoof en geleerde iets voorstellen, maar over de antroposofie en met name reïncarnatie en karma iets uitleggen, dat kan hij niet. Als ik er te dom voor ben om zijn geschrijf te snappen, dan zou ik het graag toegeven. Bij het lezen van Steiner begrijp ik veel ook niet, maar dan weet ik meteen dat het aan mij ligt en niet aan Steiner. Bij Verbrugh denk ik dat ik het niet snap omdat hij er zelf niks van snapt.
Beste mijnheer Van Dijk,
Ik geloof dat u nu wel een beetje erg hardvochtig bent tegen Hugo Verbrugh! Mensen zijn verschillend en doen hun ding op verschillende manieren. In de bovenstaande tekst van Hugo Verbrugh vind ik juist de vergelijking mooi die hij trekt met de ontdekking van het strijdmiddel tegen longontsteking. Als een soort ‘bijwerking’ daarvan werden in het vervolg andere, fundamentele dingen ontdekt, waarbij Verbrugh focust op de stoffelijke drager van erfelijke informatie.
Het is duidelijk dat hij dit enerzijds doet omdat bij karma en reïncarnatie belangrijk is hoe je in je lichaam de lotgevallen opneemt en laat sturen waar je in dit leven in je weg op aarde voor hebt gekozen en die je op deze weg nodig hebt. Die erfelijke informatie is daarvoor een middel.
Anderzijds zal hij dit voorbeeld zeker ook geven omdat het zijn eigen weg tekent: hij probeert zonder enige voorkennis, helemaal vanaf punt nul, tot een voor iedereen begaanbare weg tot begrip van karma en reïncarnatie te komen. Hij probeert daarbij van alles, zonder te weten wat het beste werken zal. Zo’n beetje als die onderzoekers die een medicijn zochten en, zoals dat vaak gaat bij belangrijke ontdekkingen, toevallig stuitten op cruciale informatie.
Dat is wat Hugo Verbrugh ook wil bereiken, waarvoor hij allerlei wegen inslaat die misschien wel dood lopen, in de hoop net die ene te vinden waar aan het einde de pot met goud staat. En eerlijk is eerlijk, inzake karma en reïncarnatie zijn er zo veel vragen als je erover begint na te denken, en dit idee niet zomaar plompverloren afwijst maar als mogelijkheid overweegt, dat we hierbij nog helemaal aan het begin staan.
Ik denk alleen al aan de vraag die u zelf gisteren stelde in ‘Kamaloka – Het blijft tobben’. Wanneer weet je iets nu echt helemaal zelf en precies? Hugo Verbrugh is een zoeker die doorgaat en daar heb ik bewondering voor. En soms brengt zijn gezoek ook mij iets nieuws waar ik weer mee verder kan.
Wat Verbrugh over strijdmiddel tegen longontsteking enzovoort schrijft, dat kan best heel goed zijn. Ik heb toch ook geschreven dat ik wel aanneem dat hij als geleerde en filosoof iets voorstelt.
Maar als u schrijft: "hij probeert zonder enige voorkennis, helemaal vanaf punt nul, tot een voor iedereen begaanbare weg tot begrip van karma en reïncarnatie te komen." Nu, dat u dit een voor ieder begaanbare weg noemt, dat is gewoon niet waar. Dat is alleen al niet zo, omdat hij vaak woorden gebruikt die niet eens in het woordenboek staan.
En dat hij zinnen schrijft als "De wezensleden moeten onderkend worden als exclusief ritmisch bewegende configuraties in het zenuwstelsel", u wilt mij toch niet zeggen dat zulke zinnen ook maar iets duidelijk kunnen maken over karma en reïncarnatie? Nee, ik blijf erbij, Verbrugh kan het niet wat betreft K&R. Dat kan alleen al niet omdat hij de karmavoordrachten van Steiner niet verder wil bestuderen, dat heeft hij zelf gezegd. Hij vond het te riskant of zoiets. Als het om antroposofie gaat en K&R, dan kunt u het 100 maal beter. En ook John Wervenbos en Frans Wuijts hebben er veel beter kijk op.
Trouwens, hij heeft tegen mij ook wel het een en ander gezegd, zoals dat ik koppig, eigenwijs en hardleers ben en ook 'mister anti-antroposofie no. 1.' Dat neem ik hem overigens niet kwalijk, ik schrijf helemaal niet uit rancune tegen hem. Ik zie hem als een man die geheel in abstracte filosofie leeft. Een goed voorbeeld daarvan is, toen ik hem een keer vroeg waarom de zgn. terugblikoefening niet langer als een kwartier mocht duren; dat had ik namelijk ergens gelezen. Daarop antwoordde hij: 'Ja, ik ken de oefening, ik denk dat het te maken heeft met het motief van de tijd en de tegentijd naar analogie van de ruimte en de (etherische) tegenruimte.'
Beste mijnheer Van Dijk,
Het ‘voor iedereen begaanbare weg’ slaat niet zozeer op het feit dat het voor iedereen makkelijk te begrijpen zou zijn, maar dat mensen ook zonder enige voorkennis of zonder iets op voorhand aan te nemen zouden kunnen inzien dat reïncarnatie en karma geen zomaar verzonnen denkbeelden zijn. Ten slotte heeft Steiner dat in het begin van zijn ‘antroposofische loopbaan’ ook gedaan, met artikelen als ‘Reinkarnation und Karma, vom Standpunkte der modernen Naturwissenschaft notwendigen Vorstellungen’ (oktober en november 1903) en ‘Wie karma wirkt’ (december 1903). Hugo Verbrugh probeert in feite niets anders dan dit pad van Steiner verder te vervolgen. Ongetwijfeld in de hoop dat honderd jaar later meer mogelijk zal zijn dan een eeuw geleden. En ik vind dat een volkomen legitiem streven, dat ik van harte toejuich. In hoeverre hij dan daarin slaagt, is vers twee. Maar hij probeert het tenminste; en bevindt zich daarbij in goed gezelschap!
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