Bedoeld is: antroposofie in de media. Maar ook: in de persbak van de wijngaard, met voeten getreden. Want antroposofie verwacht uitgewrongen te worden om tot haar werkelijke vrucht door te dringen. Deze weblog proeft de in de media verschijnende antroposofie op haar, veelal heerlijke, smaak, maar laat problemen en controverses niet onbesproken.

woensdag 4 april 2012

Stuurlui

Ik had het er vorige week dinsdag 27 maart in ‘Kritische uitgave’ over. En nu is er dan een commentaar bij Info3 verschenen van Ramon Brüll. De trouwe lezers hier kennen hem, ik heb hem vaak aangehaald. De laatste keer op 5 maart, in ‘Maestro’. Vandaag schrijft hij ‘Neuer Kurs bei Weleda – die Richtung stimmt, die Fragen bleiben’:
‘Die Weleda AG hat neuen Verwaltungsrat und Paul Mackay ist neuer Präsident. Ein Kommentar und ein offener Brief dazu.

Ende März wurde bei der Weleda AG ein komplett neuer Verwaltungsrat (Aufsichtsrat) gewählt. Neuer Präsident ist Paul Mackay (Foto), der Georg Fankhauser ablöst. Den Hintergrund dieser Vorgänge bildet eine erschreckende Ertragslage bei dem traditionsreichen Unternehmen: Weleda weist bei (im Vergleich zum Vorjahr) nahezu gleichbleibendem Jahresumsatz 2011 weltweit einen Verlust von ca. 10 Millionen Schweizer Franken aus, was rund 8,4 Mio. Euro entspricht. Von Managementfehlern ist die Rede. Die beiden Hauptaktionäre, die Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft (AAG) und die Ita Wegman Klinik, haben deshalb auf einer außerordentlichen Generalversammlung der Weleda AG vom 23. März den bisherigen Verwaltungsrat “gebeten”, das Feld zu räumen. Sanieren dürfen das leckgeschlagene Schiff jetzt andere. Neben Paul Mackay sind das Dr. Jürg Galliker, Dr. Andreas Jäschke, Dr. Harald Matthes und Elfi Seiler.

Als ich die Nachricht von Mackays neuer Aufgabe erfuhr, erfüllte sie mich mit Freude und Sorge zugleich. Mit Freude, weil nach der Ära Fankhauser endlich wieder Menschen an die Spitze des anthroposophischen Vorzeigeunternehmens getreten sind, die wissen, was Anthroposophie ist und die Quellen kennen, aus denen es lebt. Man darf somit eine Besinnung auf die Aufgaben der Weleda erwarten, die in den letzten Jahren vor lauter Bemühung, Weltmarktführer für natürliche Kosmetik zu werden, kaum mehr erkennbar waren. Wenn sich zugleich ein mulmiges Gefühl in mir breit macht, dann deshalb, weil die beiden genannten Hauptaktionäre jetzt unmittelbar die wichtigsten Stellen im Verwaltungsrat besetzen (Paul Mackay ist zugleich Vorstand der AAG, Andreas Jäschke Geschäftsführer der Ita Wegman Klinik). Ob da keine Begehrlichkeiten aufkommen? Die Weleda AG hat in den vergangenen Jahren, wenn überhaupt, dann nur sehr bescheidene Dividende ausgeschüttet. Die Hauptaktionäre Allgemeine Anthroposophische Gesellschaft AAG (das Goetheanum) und die Wegman Klinik sind aber selbst auf erhebliche Geldzuflüsse angewiesen. Desweitern hat Mackay soeben die Sanierung der Goetheanum-Finanzen abgeschlossen und seine Fähigkeiten dort als Krisenmanager bewiesen. Annähernd 20 Prozent des Personals wurde entlassen, einem weiteren Teil die Arbeitsstunden (theoretisch) und das Gehalt (praktisch) gekürzt. Sieht die Belegschaft der Weleda nun ähnlichen Maßnahmen entgegen?

Hinzu kommt ein weiterer Stachel. Auf der Ende März zu Ende gegangenen Generalversammlung der AAG wurde anderthalb Stunden lang im fast vollen großen Saal des Goetheanum über die Geschicke der Weleda debattiert. Vorausgegangen war ein Beschluss der Generalversammlung vor einem Jahr, laut dem der Vorstand am Goetheanum beauftragt worden war, eine außerordentliche Mitgliederversammlung der AAG einzuberufen, die sich ausschließlich mit den Kapitaleigentumsfragen der Weleda beschäftigen sollte. Der Beschluss ist bisher schlicht nicht umgesetzt worden, weshalb die letztjährigen Antragsteller diesmal erneut um Gehör und Abstimmung kämpften. Die ursprüngliche Eigentumsfrage wurde allerdings von den aktuellen Ereignissen überlagert. Mackay und andere prominente Redner baten die anwesenden Mitglieder der AAG inständig darum, sich nicht weiter einzumischen, sprich: den vorliegenden Antrag von Andreas Worel und anderen abzulehnen, um in Ruhe die Sanierung und Neuorientierung der Weleda in Angriff nehmen zu können. Der Antrag von Worel fand zwar lebhafte Unterstützung, kam letztlich aber bei der Abstimmung nicht durch. Das ist aus Sicht der Weleda zum jetzigen Zeitpunkt vermutlich gut so, es ist zugleich für die AAG eine verpasste Chance, ihr Verhältnis zum Aktienbesitz (und zur Bedeutung von Mehrheitsbeschlüssen!) grundsätzlich zu klären. Der nicht-ausgeführte Beschluss von 2011 hat jedenfalls der Glaubwürdigkeit eines Vorstandes geschadet, der sich offenbar um rechtmäßige Beschlüsse seiner Mitglieder nicht schert.

Man soll aber nicht über seine Mitmenschen sprechen, sondern mit ihnen. Zumal, wenn es sich um Freunde handelt. Deshalb kleide ich meine wichtigste Botschaft von dieser Stelle an in die Form eines Briefes an den neuen Verwaltungsratspräsidenten. Sie, liebe Leserinnen und Leser, dürfen über meine Schultern mitlesen.

Ratschlag vom Ufer

“Lieber Paul,

Du kennst das niederländische Sprichwort, das übersetzt in etwa heißt: ‘Die besten Steuerleute stehen am Ufer.’ Es besagt, dass die, die nur gaffen und keine Verantwortung tragen, leichtes Reden haben, wenn sie dem Kapitän Ratschläge zurufen. Ich brülle trotzdem. Deine – keineswegs beneidenswerte! – Aufgabe als Krisenmanager ist es, das leckgeschlagene Schiff der Weleda in ruhigere Gewässer zu manövrieren. Meine Aufgabe als Publizist aber liegt darin, die Geschehnisse zu kommentieren. Ich tue das nach der alten Manier der Gaffer am Ufer. Ich rufe Dir ungebeten ein paar Ratschläge zu.

1. Laut dem zuletzt veröffentlichten Geschäftsbericht 2010 beschäftigt die Weleda-Gruppe weltweit, umgerechnet auf Ganztagsstellen, 1.931 Menschen. Es wurden 115.818.000 Schweizer Franken für Mitarbeitereinkommen (ohne Sozialabgaben gerechnet) aufgewendet, umgerechnet ca. 97 Mio. Euro. Daraus ergibt sich ein durchschnittlicher Verdienst von brutto 50.000 Euro im Jahr oder 4.200 im Monat. Nun beschäftigt Weleda auf der einen Seite als anspruchsvolles Pharmaunternehmen mit Forschungsabteilung hochqualifizierte Mitarbeiter und auf der anderen Seite als Produktionsunternehmen mit eigenen Verpackungs- und Logistikabteilungen zahlreiche weniger qualifizierte Malocher. Man darf also annehmen, auch ohne Details zu kennen, dass ein starkes Gehaltsgefälle auch innerhalb der einzelnen Standorte vorherrscht, sagen wir zwischen 24.000 und weit über 100.000 Euro im Jahr. Kurzfristig wirst Du die Sachkosten kaum reduzieren können. Um wieder in die Gewinnzone zu kommen, schicken Sanierer in der Regel einen Teil des Personals in die Arbeitslosigkeit, bei Weleda müssten das etwa acht Prozent der Beschäftigten sein, um einen Verlust von 10 Mio. Franken auszugleichen. Du hast aber eine Alternative: Kürze für einen begrenzten Zeitraum von zwei bis drei Jahren die mittleren Gehälter ab zum Beispiel 50.000 Euro Jahresverdienst um fünf Prozent und die höheren ab 100.000 Euro um 10 bis 20 Prozent. Lasse aber das untere Drittel in Ruhe. Und garantiere im Gegenzug den Erhalt aller bisherigen Arbeitsplätze. So muss niemand um seine Existenz bangen. Wer im Jahr 100.000 verdient ist existentiell jedenfalls weniger bedroht, wenn er auf 10 Prozent verzichtet, als jemand der mit 24.000 Euro im Jahr auskommen muss. Und falls der eine oder andere eine Kürzung auf 90.000 Euro als unwürdig empfinden sollte – so lasse ihn ziehen. Du kannst sicher sein, dass sein Hauptmotiv nicht die Entwicklung des anthroposophischen medizinischen Impulses war.

2. Ein weiterer Vorschlag: Über die Gewinnverwendung (Ausschüttung von Dividende) entscheidet künftig nicht die Aktionärsversammlung, sondern eine Kommission, die paritätisch je zu einem Drittel aus Vertreter/innen der Mitarbeiterschaft, der Betriebsleitung und der Aktionäre zusammengesetzt ist. Künftige Begehrlichkeiten, auch in Deiner Seele als Goetheanum-Verantwortlicher, kannst du so im Zaum halten. Solange ohnehin noch kein Gewinn erwirtschaftet wird, tut eine grundsätzliche Übertragung dieser Befugnis auf die besagte Kommission nicht einmal weh... Führe deshalb einen entsprechenden Beschluss schon bei der nächsten Aktionärsversammlung herbei.

3. Baue möglichst schnell den Verwaltungswasserkopf mit seinen Machtallüren ab. Sogar ein bürokratisches Ungetüm wie die Europäische Union kennt zumindest theoretisch das Subsidiaritätsprinzip: Delegiere keine Entscheidungsbefugnisse nach oben, die auch auf einer “niederen”, das heißt in der Regel: realitätsnäheren Ebene beschlossen werden können. Warum soll das ein Unternehmen wie die Weleda, das aus dem Sozialimpuls der Anthroposophie entstanden ist, nicht auch praktisch können? Dort wo “übergeordnete” Organe notwendig sind, sollen sie im Sinne der Selbstverwaltung aus der freien und freiwilligen Zusammenarbeit der autonomen Niederlassungen entstehen und legitimiert werden.

4. Säge an den Beinen Deines eigenen Stuhls! Deine Aufgabe kann nur eine vorübergehende sein. Es gibt keinen vernünftigen Grund, warum sich Geldgeber (die Aktionäre, die in diesem besonderen Fall nicht einmal das Geld gegeben, sondern bekommen haben!) sich als Auftraggeber verstehen sollten. Auftraggeber sind bei Weleda, organisch betrachtet, ausschließlich die Verbraucher und vor allem die Patienten. Du stehst zweifelsohne vor einer gewaltigen Aufgabe. Diese erschöpft sich jedoch nicht darin, das Unternehmen wieder in die Zone schwarzer Zahlen zu führen. Überzeugend kann Weleda ihre Mission nur erfüllen, wenn sie zugleich angemessene Sozial- und Eigentumsformen entwickelt. Das heißt auch: die Macht des Eigentums muss abgebaut, neutralisiert werden. Entmachte darum, nach getaner Arbeit, den Verwaltungsrat, dessen Präsident Du bist.

Ich wünsche Dir eine gute Fahrt!

Ganz herzlich,

Ramon, der am Ufer steht”’
Die dinsdag 27 maart had ik ook veel berichten uit Erziehungskunst. Daar wil ik er nu nog twee aan toevoegen. Het eerste is deze maand verschenen in dit maandblad over vrijeschoolpedagogiek, ‘Über das Rationale in der Medizin’ van Peter Heusser:
‘Die anthroposophisch-medizinischen Konzepte leiten sich von der durch Rudolf Steiner begründeten geisteswissenschaftlichen Forschung her. Sind sie mit der wissenschaftlichen Mainstream-Rationalität vereinbar? Peter Heusser, Inhaber des Lehrstuhls für Medizintheorie, Integrative und Anthroposophische Medizin an der Universität Witten/Herdecke zweifelt nicht daran.

Die geisteswissenschaftliche Forschung setzt zweierlei voraus: eine erweiterte (übersinnliche) Wahrnehmungsfähigkeit und die Anwendung des für die Naturwissenschaft geltenden Erkenntnisprinzips auf die übersinnliche Wahrnehmungswelt. Die medizinischen Konzepte der Anthroposophie beziehen sich auf das Wirken je besonderer Klassen von Kräften und Gesetzen im Physischen, Lebendigen, Seelischen und Geistigen des Menschen und der Natur. Sie werden durch eine eigene Nomenklatur vermittelt, die noch sehr von den Konzepten und Denkgewohnheiten der konventionellen Medizin abweicht. Es ist deshalb psychologisch verständlich, dass der anthroposophischen Medizin oft eine erhebliche Skepsis, wenn nicht gar Ablehnung entgegengebracht wird. Wie soll man sich von einem wissenschaftlichen Standpunkt aus zu diesen Konzepten verhalten, insbesondere wenn man bedenkt, dass die übersinnliche Erkenntnis, auf die da rekurriert wird, sicher nicht eine allgemein verbreitete Fähigkeit darstellt, sondern durch eine besondere geistige Schulung erst erworben werden soll? Sind diese Konzepte gläubig hinzunehmen, ist die anthroposophische Medizin eine Weltanschauungsmedizin, deren Konzepte unüberprüfbar sind und die deshalb außerhalb der wissenschaftlichen Medizin anzusiedeln ist?

Zweifache Überprüfung möglich

Steiner selbst hat sich zu solchen Fragen klar geäußert. Für sein grundlegendes Werk »Die Geheimwissenschaft im Umriss« zum Beispiel wünschte er vor allem Leser, die nicht gewillt sind, auf blinden Glauben hin die vorgebrachten Dinge anzunehmen, sondern die sich bemühen, das Mitgeteilte an den Erkenntnissen der eigenen Seele und an den Erfahrungen des eigenen Lebens zu prüfen. Er möchte vor allem vorsichtige Leser, die nur das logisch zu Rechtfertigende gelten lassen.

Der Leser soll also anhand der eigenen Erfahrung und der Logik des mitgeteilten Inhaltes urteilen – beides Elemente, die jedem Erkennen und jeder Wissenschaft zugrunde liegen. Eine direkte Überprüfung wäre freilich nur jemandem möglich, der sich aufgrund eigener übersinnlicher Erkenntnisfähigkeit eine empirische Anschauung übersinnlicher Tatbestände, also etwa des Ätherleibs und seiner Tätigkeiten, verschaffen könnte, was offenbar nicht jedem gegeben ist. Aber Steiner meint hier nicht nur die geisteswissenschaftliche Prüfung durch übersinnliche Forschungs-methoden, sondern vor allem durch vorurteilsloses Denken und gesunden Menschverstand.

Denn die empirische Geisteswissenschaft, wie Steiner sie versteht, muss ja die geistigen Wahrnehmungen ebenso ihren Gesetzen nach begreifen wie die Naturwissenschaft die physischen, und die gefundenen Resultate in Gedankenform darlegen. Und da das Gedankliche grundsätzlich der Logik unterliegt, muss und kann jeder beliebige geisteswissenschaftliche Inhalt einer logischen Prüfung unterworfen werden.

Doch die Logik allein genügt nicht. Denn es könnte ja sein, dass jemand durch rein gedankliche Konstruktionen ein logisch in sich stimmiges Weltbild aufbaute, unabhängig von der empirischen Wirklichkeit, das dennoch für diese gar keine Bedeutung hätte. Deshalb weist Steiner wiederholt auf die Notwendigkeit hin, dass wissenschaftliche Aussagen nicht nur auf ihre Logik, sondern immer auch auf ihre Wirklichkeitsgemäßheit hin geprüft werden müssen.

Doch wie soll eine anthroposophisch-geisteswissenschaftliche Aussage auf ihre Wirklichkeitsgemäßheit hin, also an der empirischen Wahrnehmung, geprüft werden, wenn eine solche Wahrnehmung für den Prüfenden gar nicht vorhanden ist? Dann ist eine indirekte Prüfung nötig und möglich, nach der Art, wie das überhaupt in einem Gebiet wie der Medizin üblich ist, auch in naturwissenschaftlicher Hinsicht. Denn das Wenigste von dem, was ein Medizinstudent und später ein Arzt lernt und in der Praxis oder in Studien anwendet, ist von ihm selbst empirisch gefunden worden. Er studiert in Gedankenform, was systematisch forschende Spezialisten auf Grund ihrer – eventuell auch apparativ erweiterten – Wahrnehmung gefunden und erkannt haben, beispielsweise wie das Insulin auf der molekularen Ebene die Zuckermobilisierung regelt. Er hat freilich in Praktika kennengelernt, wie solche Erkenntnisse gewonnen werden. Er weiß aus Erfahrung, wie sich das empirische Material »anfühlt«, und er kann zusätzlich auf wissenschaftsmethodische Darstellungen rekurrieren, die über Einzelheiten solcher Erkenntnisgewinnung Aufschluss geben.

Er kennt somit das Grundsätzliche der naturwissenschaftlichen Empirie und der wissenschaftlichen Urteilsbildung. Dadurch kann er zunächst ein berechtigtes Vertrauen hegen in die Darstellungen anderer, die er gedanklich übernimmt, aber freilich kein blindes und gläubiges, sondern ein begründetes Vorschuss-Vertrauen. Denn wenn in der persönlichen Praxis oder durch Studien geprüft wird, ob der logische Aufbau dieser Darstellung konsistent ist und ihr möglicher Zusammenhang mit den zugänglichen Phänomenen rational einleuchtet, dann entspricht das einer indirekten empirischen Nachprüfung der Wirklichkeitsgemäßheit jener Darstellung.

Deshalb ist es berechtigt, den geisteswissenschaftlichen Inhalten zunächst ebenfalls in wissenschaftlicher Gesinnung offen zu begegnen, das Dargestellte rational zu durchdenken, mit der eigenen Erfahrungswelt gedanklich in Beziehung zu bringen und dann an der Erfahrung selbst indirekt zu prüfen. Insofern ist das Verhältnis des praktizierenden Arztes oder Forschers zur naturwissenschaftlichen Anthropologie und zur geisteswissenschaftlichen Anthroposophie grundsätzlich dasselbe.

Nicht nur die Naturwissenschaften sind rational

Man muss dabei auch berücksichtigen, dass wissenschaftliche Rationalität nicht auf die Naturwissenschaften beschränkt ist, wie manche vorauszusetzen scheinen – sonst dürften reine Mathematik oder die Wissenschaft der Logik, die auf rein inneren Erlebnissen beruhen, nicht als Wissenschaften bezeichnet werden.

Die Idee, das Gesetz, der logische oder rationale Inhalt ist deshalb auch das Element, das die auf Naturwissenschaft und Psychologie aufbauende Anthropologie und die auf Geisteswissenschaft basierende Anthroposophie wie »in einem Punkte« (Steiner) zusammenführt. Und das ist speziell für die Frage der Überprüfbarkeit geisteswissenschaftlicher Aussagen in der Medizin von Bedeutung. Denn die Gesetze und Kräfte der physischen, lebendigen, seelischen und geistigen Organisation des Menschen sind nicht abstrakt übereinander geschichtete Ebenen, sondern wirken ineinander. Der physische Körper beispielsweise ist nichts Maschinenhaftes, dem die Lebensorganisation äußerlich wäre, sondern er ist lebendig, das heißt, er wird gemäß den anthroposophischen Grundkonzepten in seinen Strukturen und Funktionen innerlich vollständig durchwirkt und bestimmt von den ihm zwar übergeordneten, aber in ihm wirkenden Gesetzen und Kräften des Lebens, von der ätherischen Organisation. Diese prägt sich dem Physischen ein, so dass im Physischen empirisch ein gesetzmäßiger Abdruck des Ätherischen zu finden sein muss.

Die Anthropologie kann im Bewirkten das Gesetzmäßige dieses Wirkens aufsuchen, die Anthroposophie bezieht sich empirisch auf dieses Wirken selbst. Und so ist es dem Prinzip nach mit allen wirkenden Gesetzen des Physischen, Ätherischen (Organisation der Lebenskräfte), Astralischen (Organisation seelischer Kräfte) und der Ich-Organisation (geistiger Wesenskern des Menschen), insofern sie in den physischen oder psychischen Phänomenen zur Erscheinung kommen. Was die Anthroposophie also für das Verständnis von Gesundheit und Krankheit sowie für die therapeutische Praxis hinzufügen möchte, ist ein empirisch gewonnenes, rationales, in sich zusammenhängendes Wissen über die Wirkkräfte in der Natur und über den inneren »Kräfte-Menschen«. Sie spricht über das innerlich Wirkende dessen, was die Anthropologie durch sinnliche oder psychologische Empirie ebenfalls als Kraftwirkungen postulieren kann.

In beiden Fällen geht es um den Menschen als eine in sich gegliederte physisch-lebendig-seelisch-geistige Ganzheit. Beide Wissenschaftsrichtungen, die anthroposophische und die anthropologische, kommen empirisch auf ihren eigenen Gebieten zu einem rationalen Bild des Menschen.

Nicht die Phänomene, die Interpretationen widersprechen einander

Eine solche Übereinstimmung ist allerdings nur dann zu erwarten, wenn die entsprechenden geisteswissenschaftlichen, psychologischen und naturwissenschaftlichen Bilder nicht aus Modellvorstellungen bestehen, sondern lediglich die Gesetzmäßigkeiten enthalten, die an den entsprechenden empirischen Phänomenen tatsächlich gefunden werden können.

»Deshalb ist die hier gemeinte Geisteswissenschaft bemüht, innerhalb der anorganischen und organischen Naturwissenschaft den reinen Phänomenalismus auszubilden und ohne Spekulation, ohne zugrunde gelegte atomistische oder andere Hypothesen rein die Vorgänge selbst darzustellen, wie sie sich darbieten«, schreibt Steiner. Es darf in der Tat nicht übersehen werden, dass die Naturwissenschaft durch ihre Modellvorstellungen über die eigentlichen Phänomene und deren Gesetzmäßigkeit hinausgeht und Annahmen macht, die die Phänomene erklären sollen. Diese Erklärungen sind dann meist reduktionistisch gehalten. In diesem Sinn ist es, so Steiner weiter, »durchaus Weltanschauung, die sich in den Wissenschaften ausspricht, wenn das auch öfter geleugnet wird«. Die manchmal behauptete Unvereinbarkeit anthroposophischer Konzepte mit der Naturwissenschaft beruht allenfalls auf ihrer Inkompatibilität mit gewissen naturwissenschaftlichen Modellvorstellungen, wogegen sie mit den naturwissenschaftlichen Fakten und deren Gesetzen innerlich sehr gut übereinstimmen können, ein Punkt, auf den Steiner immer wieder hinweist.

An dieser inneren Übereinstimmung klärt sich auch die Frage der Wissenschaftsfähigkeit der anthroposophischen Medizin im Rahmen der modernen medizinischen Forschung. Die grundsätzliche Möglichkeit einer solchen Übereinstimmung wird nur derjenige a priori ablehnen können, der das Wirkliche und Rationale in der Medizin nur auf das Physische am Menschen beschränken will und eine empirische Geisteswissenschaft nicht anerkennen kann.

Literatur:
Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriss, Dornach 1977;
Rudolf Steiner: Fachwissenschaften und Anthroposophie, Dornach 2005;
Rudolf Steiner: Von Seelenrätseln, Dornach 1976

Beim vorliegenden Text handelt es sich um einen von der Redaktion gekürzten und bearbeiteten Auszug aus dem Buch Peter Heussers: »Anthroposophische Medizin und Wissenschaft. Beiträge zur einer integrativen medizinischen Anthropologie«, Stuttgart 2011. Mit freundlicher Genehmigung des Autors.’
Dit boek heb ik een jaar geleden, op dinsdag 22 maart 2011 in ‘Integreren’, voorgesteld. Nu vond ik bij Erziehungskunst van mei vorig jaar een recensie door Johannes Kiersch van dit boek, ‘Vorbild anthroposophische Medizin’:
‘Peter Heusser, Inhaber des Lehrstuhls für Integrative und Anthroposophische Medizin an der Universität Witten/Herdecke hat eine Forschungsarbeit vorgelegt, die eine Bresche in die Bastionen des wissenschaftlichen Reduktionismus schlägt und zeigt, dass die anthroposophisch erweiterte Wissenschaftsauffassung mit den neuesten Entwicklungen in den Naturwissenschaften vereinbar ist. Das Werk ist eine bahnbrechende Forschungsarbeit und für die Waldorfpädagogik wegweisend.

Presseverlautbarungen zum 150. Geburtstag Rudolf Steiners haben in den letzten Wochen einen Stimmungsumschwung erkennen lassen. Als Lebensrefomer, als Künstler, sogar als Religionsstifter scheint der Begründer der Anthroposophie neuerdings bis zu einem gewissen Grade anerkannt zu werden. Nur in einem nicht: Sein Anspruch auf die Wissenschaftlichkeit seiner Lehre wird nach wie vor einhellig zurückgewiesen. So ist kürzlich die Professur für biologisch-dynamische Landwirtschaft an der Universität Kassel-Witzenhausen wieder abgeschafft worden. Bewährte waldorfpädagogische Lehrerbildungsstätten müssen sich aufwendigen Akkreditierungsverfahren unterziehen und setzen sich dabei dem Verdacht aus, ihren Studiengängen eine »vorwissenschaftliche Erziehungslehre« statt solider Erziehungswissenschaft zugrunde zu legen. Mit naiver Selbstverständlichkeit wird dabei von entscheidungsbefugten Behörden und deren Beratern der reduktionistische Wissenschaftsbegriff angewandt, der bis heute den Mainstream der wissenschaftlichen Forschung beherrscht und den gesamten akademischen Ausbildungsbetrieb durchdringt. Freunde der Waldorfpädagogik, denen dieser Zustand Sorgen macht, werden deshalb mit Interesse zur Kenntnis nehmen, wie zur Zeit ähnlichen Problemen in einem benachbarten Arbeitsfeld begegnet wird: in der anthroposophisch orientierten Medizin.

Hier ist in den beiden vergangenen Jahrzehnten beachtliche Forschungsarbeit geleistet worden, im praktisch-empirischen Bereich ebenso wie in der wissenschaftstheoretischen Klärung und Sicherung anthroposophisch orientierter Positionen. Peter Heusser, Inhaber des Gerhard-Kienle-Lehrstuhls an der Universität Witten/Herdecke, hat soeben eine beeindruckende Zwischenbilanz all dieser Bemühungen vorgelegt. Wie er dabei vorgeht, ist in mehrfacher Hinsicht lehrreich. Durchgehend polemisiert er nicht gegen die etablierte, naturwissenschaftlich orientierte Schulmedizin. Er anerkennt deren bedeutende Erfolge in Forschung und Praxis und gesteht gerne zu, dass die gegenwärtig im Aufwind befindliche Alternativmedizin davon lernen kann. Damit verdeutlicht er zugleich, dass anthroposophische »Geistesforschung« die empirische Forschung nicht ersetzen, sondern anregen und erweitern soll. Auch der anthroposophisch orientierte Arzt braucht die Schulmedizin. Nur darf er sich von deren begrenzter, reduktionistischer Perspektive nicht einschränken lassen.

Was die von Steiner begründete anthroposophische Medizin neu hinzubringt, fundiert Heusser mit überaus materialreich abgesicherten philosophischen und wissenschaftstheoretischen Argumenten. Dabei greift er auf die aristotelische Tradition und die vom Hochmittelalter bis zur Gegenwart reichende philosophische Auseinandersetzung über den Wirklichkeitsstatus der Allgemeinbegriffe (Universalienstreit) zurück. Steiners Anthropologie als Teil einer »Philosophie über den Menschen« erweist sich dabei als ein neuer Schritt in der Entwicklung eines »objektiven Idealismus«, wie er nicht nur im Mittelalter und in der Zeit der deutschen Klassik, sondern auch von neueren Autoren wie Nicolai Hartmann, Alfred North Whitehead, Werner Heisenberg, Dieter Wandschneider und Vittorio Hösle vertreten worden ist.

Hilfreich ist für Heusser dabei besonders der Begriff der Emergenz, der es erlaubt, die verbreitete Auffassung zu widerlegen, dass nicht nur die Welt der festen Dinge, sondern auch alle Phänomene des Lebendigen, des Seelischen und des Geistigen aus den Wirkungen kleinster Teilchen zu erklären seien.

An breit ausgeführten Beispielen aus der naturwissenschaftlichen Forschung zeigt Heusser, wie auf jeder Ebene des Seins neue Wirkungsprinzipien eingreifen, die sich der Prinzipien der untergeordneten Ebene bedienen, also für ihr Erscheinen in der sinnlich fassbaren Welt auf diese niederen Prinzipien angewiesen sind, aber nicht von ihnen determiniert werden – ein Gedanke, der besonders in der Naturphilosophie Goethes immer wieder hervortritt. Steiners Lehre von den »Wesensgliedern« des Menschen, die ja auch für die Waldorfpädagogik von grundlegender Bedeutung ist, wird dadurch umsichtig in eine gewichtige philosophische Tradition eingebettet und an die neueste wissenschaftstheoretische Diskussion angeschlossen.

Das Buch schließt mit einem Überblick über den Stand der Forschung, die im Bereich der anthroposophisch erweiterten Anthropologie seit Steiner erhebliche Fortschritte gemacht, aber auch im experimentellen und klinisch-wissenschaftlichen Bereich beeindruckende Ergebnisse erzielt hat. Heusser berichtet über die Arbeiten des Erlanger Anatomen Johannes Rohen und seines Kreises zur funktionellen Dreigliederung; über zahlreiche Arbeiten zur Rhythmologie und Chronobiologie und ihre Anwendung in der therapeutischen Praxis; über Beiträge zu einer »individuumsbezogenen« Physiologie, Psychologie und Medizin; über die für eine überfällige Revision der Sinnesphysiologie im Sinne Steiners grundlegenden Forschungen von Herbert Hensel; über erste vorzeigbare Erfolge neuerer Bemühungen, die Wirksamkeit anthroposophischer Heilmittel und Therapien nachzuweisen – besonders bei der Misteltherapie von Krebskrankheiten. Im Ganzen bietet er ein imponierendes Panorama von handfesten Ergebnissen, von denen viele den Fachleuten ebenso wie dem medizinischen Laien wenig bekannt sein dürften.

Im gegenwärtigen Kampf um die Anerkennung der »Wissenschaftlichkeit« anthroposophischer Forschungsmethoden kann die Medizin als Leitwissenschaft für anthroposophisch orientierte Aktivitäten auf allen anderen Lebensgebieten gelten. Das zeigt die argumentativ überzeugende und imponierend materialreiche Darstellung Heussers. Wer heute über die Wissenschaftlichkeit der Waldorfpädagogik nachdenkt, wird das Buch mit großem Gewinn lesen.

Peter Heusser: Anthroposophische Medizin und Wissenschaft. Beiträge zu einer integrativen medizinischen Anthropologie. Stuttgart 2011’

4 opmerkingen:

cheese curve zei

Heeft niets met dit artikel te maken, maar ik heb een vraag, die ik hier wel wil stellen.
In het verleden had ik contact met John Wervenbos. via google kan ik nog allerlei van hem vinden, maar dan brekt het opeens af. Wet iemand hier, of hij nog in het leven is?
Ik kan me niet voorstellen dat hij opeens zijn internetactiviteiten opgegeven heeft zonder reden.

Michel Gastkemper zei

Beste Kees,
Ik kan je geruststellen: he is alive and kickin’. Maar veel meer dan dit kan ik je niet vertellen, want ik heb hem niet gesproken, alleen recent nog gezien. Dus de reden voor zijn keuze om totaal afwezig te zijn kan ik je niet geven.

Anoniem zei

hij heeft genoeg van zeurende sofen?

cheese curve zei

Er bestaan dus ook anonieme stuurlui aan wal en dat zijn de allerbeste want die zeuren zelf toch niet?

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(Hilversum, 1960) – – Vanaf 2016 hoofdredacteur van ‘Motief, antroposofie in Nederland’, uitgave van de Antroposofische Vereniging in Nederland (redacteur 1999-2005 en 2014-2015) – – Vanaf 2016 redacteur van Antroposofie Magazine – – Vanaf 2007 redacteur van de Stichting Rudolf Steiner Vertalingen, die de Werken en voordrachten van Rudolf Steiner in het Nederlands uitgeeft – – 2012-2014 bestuurslid van de Antroposofische Vereniging in Nederland – – 2009-2013 redacteur van ‘De Digitale Verbreding’, het door de Nederlandse Vereniging van Antroposofische Zorgaanbieders (NVAZ) uitgegeven online tijdschrift – – 2010-2012 lid hoofdredactie van ‘Stroom’, het kwartaaltijdschrift van Antroposana, de landelijke patiëntenvereniging voor antroposofische gezondheidszorg – – 1995-2006 redacteur van het ‘Tijdschrift voor Antroposofische Geneeskunst’ – – 1989-2001 redacteur van ‘de Sampo’, het tijdschrift voor heilpedagogie en sociaaltherapie, uitgegeven door het Heilpedagogisch Verbond

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