Ik zal eerst kort samenvatten voor diegenen die het Duits niet machtig zijn: er staat in dat dit tijdschrift een eerbiedwaardige leeftijd heeft bereikt; het is in 1921 begonnen ter ere van Steiners zestigste verjaardag. Maar hoewel de kwaliteit van de inhoud bijzonder hoog is, bekommeren antroposofen zich er erg weinig om; het blad kan zich nauwelijks bedruipen. Zoals dat gaat met cultuur, moet er altijd geld bij. Gelukkig dat de Antroposofische Vereniging in Duitsland garant staat. Enkele cijfers: 2300 abonnees, waarvan een derde lid is van de Duitse Antroposofische Vereniging. In totaal heeft die 16.000 leden, dus slechts 750 hiervan heeft een abonnement op Die Drei, en dat is veel te weinig. Een jaarabonnement kost in Duitsland € 56 en daarbuiten € 62. Per jaar verschijnen tien nummers, plus een dubbelnummer. Röschert beveelt een abonnement aan, alleen al om dit tijdschrift te ondersteunen, want het is voor de antroposofische zaak een onontbeerlijk middel.
‘In diesem Jahr 2010 erscheint «Die Drei – Zeitschrift für Anthroposophie in Wissenschaft, Kunst und sozialem Leben» im 80. Jahrgang. Das Eröffnungsheft des 1. Jahrganges erschien im Februar 1921 zum 60. Geburtstag Rudolf Steiners, der eine Monatsschrift, welche «die Gesamtbewegung umfassen sollte», als eine Notwendigkeit bezeichnet hatte.* Sigismund von Gleich als Schriftleiter im 1. Jahrgang bekannte sich in einer einleitenden Betrachtung zu der Aufgabe, durch die neue Zeitschrift am Aufbau eines europäischen freien Geisteslebens zwischen Ost und West mitzuarbeiten, die Weltereignisse kritisch zu kommentieren und über den Fortgang der anthroposophischen Bewegung zu berichten. Dieser Aufgabe ist «Die Drei» bis in die Dreißigerjahre des letzten Jahrhunderts nachgekommen und hat dabei auch viele Vorträge Rudolf Steiners erstveröffentlicht.
Nach einer durch die politischen Ereignisse erzwungenen Pause konnte «Die Drei» ab 1948 wieder erscheinen. Schriftleiter waren zunächst Erich Schwebsch und Herbert Witzenmann. Wie schon in den früheren Jahren gelang es der Schriftleitung, eine Reihe qualifizierter Autoren heranzuziehen und ein breites Spektrum anthroposophisch relevanter Themen in anspruchsvoller Form zu behandeln. Wichtige politische und kulturelle Ereignisse im deutschsprachigen, aber auch im internationalen Raum wurden wahrgenommen und erörtert. Es erschienen zahlreiche Themenhefte, aktuelle Brennpunkte, Fortsetzungsbeiträge zu wichtigen Gegenwartsfragen und viele Besprechungen von anthroposophischer und nichtanthroposophischen Büchern und Ausstellungen.
«Die Drei» pflegt bis heute ein hohes sachliches und stilistisches Niveau. Sie ist das derzeit wichtigste Publikationsorgan der anthroposophischen Bewegung und entspricht so den weitgespannten Intentionen Rudolf Steiners von 1921. Die Schriftleitung liegt derzeit bei Stephan Stockmar, Lydia Fechner und Angelika Sandmann. «Die Drei» hat gegenwärtig etwa 2.300 Abonnenten, ein Drittel davon sind Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft. Von deren etwa 16.000 Mitgliedern in Deutschland beziehen also nur etwa 750 «Die Drei» im Abonnement. Das Jahresabonnement kostet im Inland 56, im Ausland 62 Euro. Es erscheinen im Jahr zehn Hefte und ein Doppelheft.
Wie die meisten Kulturzeitschriften ist «Die Drei» ein Zuschussbetrieb. Ihr Defizit wird von der Anthroposophischen Gesellschaft in Deutschland getragen. Es besteht also eine klare Notwendigkeit, dass «Die Drei» vermehrt Unterstützung durch neue Abonnenten findet.
Wie erklärt man sich die Zurückhaltung innerhalb der deutschen Mitgliedschaft? Erkundigt man sich im Freundes oder Bekanntenkreis, so fällt die Häufigkeit folgender Aussagen auf: Man könne nicht alles lesen, was in den Heften stehe, deshalb habe man «Die Drei» nicht bestellt. Bekomme man sie regelmäßig, so müsse man allzu viel ungelesen lassen. Man erhalte «Die Drei» öfters oder gelegentlich von Verwandten oder Freunden, deshalb brauche man sie nicht selbst zu abonnieren. Man trifft auf diese Auskünfte auch bei tätigen Mitgliedern der Anthroposophischen Gesellschaft und bei Hochschulmitgliedern. Letztere stehen nach Rudolf Steiners Auffassung in der Pflicht, sich mit anderen tätigen Mitgliedern in Kontakt zu halten.
Lässt sich demgegenüber wohl verständlich machen, dass man eine wichtige, ja unersetzliche anthroposophische Zeitschrift auch deshalb abonnieren kann, weil man ihre weitere Existenz gemeinsam mit anderen sichern möchte, weil man einfach haben will, dass es sie auch künftig gibt? Die anthroposophische Bewegung muss sich neben anderen Ausdrucksformen auch in einer vorzeigbaren Kulturzeitschrift artikulieren können. Darüber ist doch sicher ein Konsens zu erreichen.
* Götz Deimann (Hrsg.): Die anthroposophischen Zeitschriften von 1903 bis 1985. Stuttgart 1987.’
En dan nu naar Die Drei zelf. Ik grijp terug naar het augustus-septembernummer; daaraan heb ik hier nog geen aandacht besteed. Dit nummer had speciaal ‘Die Geheimwissenschaft im Umriss’ uit 1910 van Rudolf Steiner tot onderwerp, vanwege het jubileum van het verschijnen van deze fundamentele publicatie precies honderd jaar geleden. Over dit boek schrijft Anna-Katharina Dehmelt op de bladzijden 11 tot en met 26 (maar liefst vijftien bladzijden! ja, dat kan daar nog) ‘Eine Eloge zum Hundertsten’. Op de website worden hiervan ‘slechts’ vijf bladzijden prijsgegeven; maar daar ben ik al heel blij mee, want zeer wezenlijke zaken worden direct in het begin aangeroerd. Voor wie zo’n boek beter wil leren kennen of zelfs bestuderen, heerlijke kost. Ik laat die vijf pagina’s hier volgen:
‘Die Geheimwissenschaft im Umriss enthält, so schreibt Rudolf Steiner im Januar 1925 in seiner letzten Vorrede zu diesem Buch, »ja die Umrisse der Anthroposophie als eines Ganzen«. »Alles, was ich seither sagen konnte, erscheint, wenn es an der rechten Stelle diesem Buche eingefügt wird, als eine weitere Ausführung der damaligen Skizze.«(1) Das (nach Die Rätsel der Philosophie) umfangreichste Buch Steiners: eine Skizze? Diese Zuschreibung ist in der Tat nur berechtigt, wenn man das spätere Werk Steiners in die Geheimwissenschaft zu integrieren versucht. Nur dann bemerkt man, dass die Charakteristik von Luzifer und Ahriman – in der Geheimwissenschaft erstmals (schriftlich) niedergelegt – in den Folgejahren sowohl in Büchern wie in Vorträgen reiche Ausarbeitung erfuhr, was in noch reicherem Maße für das in der Geheimwissenschaft zwar an zentraler Stelle, tatsächlich aber nur knapp beschriebene Mysterium von Golgatha gilt. Das Wesen des Hüters der Schwelle wird bis zu Steiners Tod immer wieder neu charakterisiert, wer sich über die Prinzipien der Wirksamkeit der Planeten, über die Ätherarten oder die vorchristlichen Mysterien aufklären will, findet in der Geheimwissenschaft Grundlegendes, und natürlich sind die Anthropologie und der Reinkarnationsgedanke zeitlebens zentrale Themen gewesen, an denen Rudolf Steiner immer weiter gearbeitet hat.
Dennoch, der heutige Leser wird das Buch kaum als Skizze erleben. Bereits das Kapitel »Schlaf und Tod« enthält Weitungen, die der folgen wollenden Aufmerksamkeit nicht ohne Weiteres zugänglich sind, und das Kapitel »Die Weltentwickelung und der Mensch«, mit 160 Seiten schon äußerlich sehr umfangreich, birgt eine Stofffülle, die als Ganze nur von Spezialisten bewältigt wird. Insbesondere in diesem Kapitel sind implizit eine große Menge an Bezugnahmen enthalten, speziell auf Haeckels Evolutionsgedanken sowie auf die entsprechenden theosophischen Gedanken Blavatskys, Sinnetts oder Scott-Elliots. Diese Bezugnahmen, die damals sozusagen in der Luft lagen, sind dem heutigen Leser nicht mehr zugänglich und erschweren die Lektüre. Die »Maulbeere« des alten Saturn, der durch Absonderung entstandene zweigliedrige Mensch zum Beginn der Sonnenentwicklung und die »Eichelfrucht« im Beginn der Erdentwicklung sind »sinnlich-übersinnliche Bilder«,(2) die für sich selbst sprechen. Aber um wie vieles deutlicher wird diese Sprache, wenn man die Anspielung auf Haeckels Beschreibung der pflanzlichen Keimentwicklung durch Morula, Blastula und Gastrula versteht! Und um wie vieles transparenter wird die Erdentwicklung und die ausgiebige, komplexe und übrigens 1913 grundlegend überarbeitete Schilderung des Sündenfalls in der lemurischen Zeit, wenn man weiß, dass für H. P. Blavatsky und infolgedessen für die theosophischen Leser der Sündenfall im Mittelpunkt der Menschheitsentwicklung stand. Das war die Folie, vor der Steiner dem Mysterium von Golgatha seine Mittelpunktsstellung verlieh. Das Fehlen einer kommentierten, historisch-kritischen Ausgabe der Geheimwissenschaft wird bei solchen Kontexten am stärksten spürbar.
Und auch 1910, beim Erscheinen der Geheimwissenschaft vor hundert Jahren, ist das Buch sicherlich nicht als Skizze erlebt worden. Viel eher dürfte es als Zusammenschau von Steiners bisherigem theosophisch-anthroposophischen Schaffen rezipiert worden sein. Denn es fasst die Veröffentlichungen Steiners seit der Übernahme des Generalsekretär-Postens der Theosophischen Gesellschaft unter einem einheitlichen Gesichtspunkt zusammen.
Da war 1904 zunächst die Theosophie erschienen. Sie bereits enthält eine Anthropologie, den Reinkarnationsgedanken, Ausführungen zur Seelenwelt und zum Geisterland sowie eine allererste Fassung des anthroposophischen Schulungsweges. Mit Ausnahme der Evolution sind also alle Themen der Geheimwissenschaft bereits angeschlagen. Die Theosophie ist komponiert nach der Dreigliederung von Leib, Seele und Geist, und die Dreigliederung wird auch zur Grundlage der Entwicklung des Reinkarnationsgedankens ebenso wie für die Schilderung von Seelenwelt und Geisterland. In den folgenden Jahren bis 1908 hat Rudolf Steiner die angeschlagenen Themen weiter bearbeitet und als Aufsätze in der Zeitschrift Luzifer-Gnosis veröffentlicht, woraus später Sonderdrucke sowie Bücher – einige allerdings erst nach Rudolf Steiners Tod – erstellt wurden. Eingegangen sind die Aufsätze in die Bücher Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten (Sonderdruck 1907, Buchausgabe 1909), Die Stufen der höheren Erkenntnis (Sonderdruck 1908, Buchausgabe 1931) und Aus der Akasha-Chronik (Sonderdruck 1907, Buchausgabe 1939). Rudolf Steiner hat also weitergearbeitet an der Darstellung des Schulungsweges, der nach der »Theosophie« große Veränderungen erfuhr, zunächst mit der Hinzunahme der Natur als Übungsfeld und überhaupt einer großen Fülle von Übungsanregungen in Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten und dann durch die Systematisierung der höheren Erkenntnisstufen als Imagination, Inspiration und Intuition in Die Stufen der höheren Erkenntnis. Ganz neu tritt nach der Theosophie das Thema Evolution und Weltentwicklung hinzu, das in den Aufsätzen Aus der Akasha-Chronik erstmals durchgearbeitet wird (sowie natürlich parallel in Vorträgen).
In der Geheimwissenschaft werden nun alle angeschlagenen Themen zusammengefasst: die Anthropologie im Kapitel »Wesen der Menschheit« (II), der Reinkarnationsgedanke und die Darstellung von Seelenwelt und Geisterland im Kapitel »Schlaf und Tod« (III), der Evolutionsgedanke im Kapitel »Die Weltentwickelung und der Mensch« (IV), fortgesetzt im Kapitel »Gegenwart und Zukunft der Welt- und Menschheits-Entwickelung« (VI), und zwischen diesen beiden Kapiteln zum Evolutionsgedanken der umfangreich und systematisch dargestellte Schulungsweg im Kapitel »Die Erkenntnis der höheren Welten (Von der Einweihung oder Initiation)« (V). Abgeschlossen wird das Buch von »Einzelheiten aus dem Gebiete der Geisteswissenschaft« (VII), die einige Themen vertieft aufgreifen. Und sieht man dann noch das Einleitungskapitel der Geheimwissenschaft, in dem es um den »Charakter der Geheimwissenschaft« (I) geht, als eine für die theosophisch-anthroposophischen Verhältnisse umgearbeitete Erkenntnistheorie an, so ist in der Tat in die Geheimwissenschaft das gesamte vorangegangene philosophische und theosophisch-anthroposophische Schaffen Steiners eingegangen.
Neu sind in der Geheimwissenschaft insofern weniger die Inhalte, die im Einzelnen schon bekannt waren und den Mitgliedern in den genannten Aufsätzen und in Vorträgen immer wieder dargebotene Grundlagen der Anthroposophie enthalten. Neu ist insbesondere der Gesichtspunkt, unter dem Rudolf Steiner sein bisheriges Schaffen nun zusammenfasst: der der Viergliederung des Menschen in physischen Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich und der Verwandlung der drei Leibesglieder in Geistesglieder. So beginnt das Kapitel »Wesen der Menschheit« nicht mit der Dreigliederung nach Leib, Seele und Geist, sondern mit dem Aufbau der vier Wesensglieder, gipfelnd in der Zusammenfassung: »Wie der physische Leib zerfällt, wenn ihn nicht der Ätherleib zusammenhält, wie der Ätherleib in der Bewusstlosigkeit versinkt, wenn ihn nicht der Astralleib durchleuchtet, so müsste der Astralleib das Vergangene immer wieder in die Vergessenheit sinken lassen, wenn dieses nicht vom ›Ich‹ in die Gegenwart herübergerettet würde. Was für den physischen Leib der Tod, für den Ätherleib der Schlaf, das ist für den Astralleib das Vergessen. Man kann auch sagen: dem Ätherleib sei das Leben eigen, dem Astralleib das Bewusstsein und dem Ich die Erinnerung.«(3)
Es folgt die Differenzierung der Ich-Tätigkeit in Empfindungs-, Verstandes- und Bewusstseinsseele, die dann vertieft wird in die geistige Dreiheit von Geistselbst, Lebensgeist und Geistesmensch. Diese drei geistigen Glieder werden gebildet, wo das Ich das verborgene Geistige im Offenbaren der Leiblichkeit freilegt. (Die Dreigliederung der »Theosophie« wird hier also durchaus integriert.) Die verwandelnde Arbeit des Ich wird in diesem Kapitel zunächst als Kulturtatsache dargestellt: »Im Grunde besteht alles Kulturleben und alles geistige Streben des Menschen aus einer Arbeit, welche diese Herrschaft des Ich zum Ziele hat. Jeder gegenwärtig lebende Mensch ist in dieser Arbeit begriffen: er mag wollen oder nicht, er mag von dieser Tatsache ein Bewusstsein haben oder nicht.«(4)
Die Vierheit von physischem Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich wird in allen folgenden Kapiteln wieder aufgegriffen, aber unter jeweils veränderten Bedingungen. Im Kapitel »Schlaf und Tod« werden die vier Wesensglieder in ihrer Auflösung nach dem Tod und ihrer Neubildung vor der nächsten Geburt beschrieben. Ebenfalls findet hier eine Verwandlung von physischem Leib, Ätherleib und Astralleib statt, aber anders als im vorangegangenen Kapitel, in dem diese Verwandlung als allmählich und kontinuierlich beschrieben wurde, gehen die Wesensglieder nun durch eine völlige Auflösung: Zunächst wird mit dem Tode der physische Leib abgelegt; dann löst sich nach wenigen Tagen der Ätherleib auf, nachdem er wie ein Tableau das nunmehr abgeschlossene, zu einer Ganzheit gewordene vergangene Erdenleben als innerlich stimmiges Gemälde dem nachtodlichen Bewusstsein zur Erscheinung gebracht hat; und dann beginnt die Zeit, in der der Astralleib mit all seinen Begierden, Trieben und Leidenschaften so weit geläutert wird, dass das Ich seine Verwobenheit mit dem dem Erdenleben allzu stark zugeneigten Astralleib ablegen kann. Nun kann das von jeder Anhaftung an Irdisches befreite Ich in das Geisterland eintreten, verbunden mit allen Früchten des vergangenen Erdenlebens, die nun in Keime für das künftige Erdenleben verwandelt werden, in einer Welt, die nur aus Intentionen und schlackenfreien Urbildern besteht. Hier kann das Ich sich qualifizieren, nach Maßgabe der gefassten Intentionen einen neuen Astralleib, einen neuen Ätherleib und schließlich einen neuen physischen Leib auszubilden, die den im Geistigen gebildeten Intentionen entsprechen. Das Ich im Geisterland webt mit an den Verhältnissen der eigenen Leiblichkeit und den Welt-, Kultur- und Naturverhältnissen, in die diese Leiblichkeit eingebettet sein wird.
Und auch im Evolutionskapitel sind die vier Wesensglieder der rote Faden, der das Verstehen durch die Fülle des Stoffs hindurchführt. Der Alte Saturn schildert die Bedingungen der Entstehung des physischen Leibes und des Physischen überhaupt, auf der Alten Sonne entsteht der Ätherleib, auf dem Alten Mond der Astralleib, und auf der Erde kommt das Ich hinzu. Aber es ist eigenartig: Denn das zunächst nur als Wärme erscheinende Physische des Alten Saturn hat nahezu Ich-Qualität, das Ich des Irdischen ist ohne das nunmehr fest gewordene Physische nicht zu denken. Eins steckt im anderen drin, Physisches und Ich sind von Beginn an aufeinander bezogen.
Die Wesensglieder mit dem Ich werden geschaffen von hiërarchischen Wesenheiten, die als Fluchtpunkte des Denkens die Aktivität der Schöpfung einzufangen vermögen. Aber mit dem Auftreten des Ich treten die Hierarchien zurück. Nur die Weltmächte Christus, Luzifer und Ahriman umgeben den Menschen noch, zwischen ihnen ist der Mensch mehr und mehr auf sich selbst gestellt, und vollends auf sich gestellt ist er nun, was die Fortführung der Evolution in die Zukunft hinein betrifft.
Diese Zukunft wird angedeutet im Kapitel »Gegenwart und Zukunft der Welt- und Menschheitsentwickelung«. Es ist so knapp, wie das in die Vergangenheit gerichtete Weltentwicklungskapitel umfangreich ist. So wie das Ich im Leben zwischen Tod und neuer Geburt die Frucht des vergangenen Erdenlebens umwandelt in den Keim des nächsten, so wandelt der an der Evolution beteiligte Zeitgenosse die Früchte der Schöpfung um in
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1. Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriss (GA 13), Dornach 1989, S. 31f.2. A.a.O., S. 163, 176, 222.3. A.a.O., S. 61f. (Herv. A.-K. D.).4. A.a.O., S. 71. (Herv. A.-K. D.)’
Dit is nog niet alles (om ook eens een frase te gebruiken die Sergej Prokofieff zo vaak benut), want dezelfde Anna-Katharina Dehmelt geeft in de rubriek ‘Forum Anthroposophie’ op de bladzijden 63 tot en met 68 een overzicht van secundaire antroposofische literatuur bij ‘De wetenschap van de geheimen der ziel’ in de afgelopen honderd jaar en waardeert die ook. Het gaat om deze ‘Chronologische Bibliographie’:
– Rudolf Steiner: Die Geheimwissenschaft im Umriss (1910, 1925; GA 13), Dornach 1985 (auch als Taschenbuch erhältlich)– Karl Stockmeyer: Beiträge zum Verständnis von Rudolf Steiners ›Geheimwissenschaft im Umriss‹, in: Korrespondenz der Anthroposophschen Arbeitsgemeinschaft 1931-1933, dann erneut publiziert in: Rundbriefe zur systematischen Erarbeitung des anthroposophischen Lehrguts, Freiburg 1946.– Emil Bock: Urgeschichte (1934), Verlag Urachhaus, Stuttgart 2009, 205 S., 23 EUR– Günther Wachsmuth: Die Entwicklung der Erde, Dornach 1950– Günther Wachsmuth: Werdegang der Menschheit, Dornach 1953– Georg Kniebe (Hg.): Was ist Zeit? Die Welt zwischen Wesen und Erscheinung, Stuttgart 1993– Georg Kühlewind: Die Esoterik des Erkennens und Handelns in der ›Philosophie der Freiheit‹ und der ›Geheimwissenschaft‹ Rudolf Steiners (1995), Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009, 151 S., 14,90 EUR– Martin Basfeld: Wärme: Ur-Materie und Ich-Leib, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1998, 222 S., 19,90 EUR– Jos Verhulst: Der Erstgeborene. Mensch und höhere Tiere in der Evolution, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 1999, 408 S., 45 EUR– Dankmar Bosse: Die gemeinsame Evolution von Erde und Mensch, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2002, 536 S., 89 EUR– Thomas Schmidt: Astronomie – Kosmologie – Evolution. Die Gestensprache des Kosmos, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2004, 440 S., 39 EUR– Wolfgang Schad (Hg.): Evolution als Verständnisprinzip in Kosmos, Mensch und Natur, Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2009, 257 S., 22,90 EUR– Peter Selg/Sergej Prokofieff: Die Christologie des Buches ›Die Geheimwissenschaft im Umriss‹, Verlag des Ita Wegmann Instituts, Arlesheim 2010, 104 S., 18 EUR
Het is een buitengewone prestatie, dit artikel van deze Anna-Katharina Dehmelt, maar aan de andere kant ook zo logisch als wat, wanneer je antroposofie werkelijk als een geesteswetenschap wilt beschouwen en behandelen. Dit artikel staat zelfs in zijn geheel op de website, onder de titel ‘Vorstellungen oder Bildebewegungen? Sekundärliteratur zu Rudolf Steiners Buch Die Geheimwissenschaft im Umriss’, zodat ik die hier ook integraal kan laten volgen. En ik hoop niet alleen voor de studiehoofden onder ons, de auteur beschrijft de ontwikkelingen namelijk bijzonder helder en duidelijk:
Een beetje veel, en lang, en Duits, dit bericht van vandaag. Maar je moet er wat voor over hebben als je een ‘verborgen wetenschap’ wilt omtoveren tot een ‘openlijke wetenschap’. En daar was het Steiner om te doen met zijn Geheimwissenschaft.‘Rudolf Steiner hat um Die Geheimwissenschaft im Umriss gerungen: Viele Jahre hat er versucht, eine Form zu finden, die den Inhalten angemessen ist und zugleich eine Veröffentlichung erlaubt, die auch Leser außerhalb des theosophisch-anthroposophischen Umfeldes erreicht. Sie wurde ein Buch, das schwer zu lesen ist – »das gar nicht so abgefasst ist, dass es sich in liebenswürdiger Weise in die Seele stiehlt«(1) –, verkaufte sich aber dennoch gut. Das ist bis heute der Fall. Zugleich aber ist die Geheimwissenschaft die spröde Schönheit unter Steiners grundlegenden Werken – umfangreich und knorrig. »Reiseliteratur ist es ja nicht gerade«, fand Rudolf Steiner selbst. Hoch angesehen ist sie, aber im Konkreten und in den meisten anthroposophischen Ausbildungen greift man dann doch lieber zu einem der etwas gefälligeren Vorläuferwerke Theosophie, Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten oder Aus der Akasha-Chronik.
Auch Die Philosophie der Freiheit ist keine leichte Kost. Zu ihrem hundertjährigen Jubiläum gab es allerdings Forschungsanstrengungen und Publikationen sonder Zahl. Zum Hundertjährigen der Geheimwissenschaft ist – bis jetzt – immerhin ein schmales Bändchen erschienen: Die Christologie des Buches ›Die Geheimwissenschaft im Umriss‹ enthält einen Aufsatz von Peter Selg über die Entstehung des Buches, materialreich, wie man es von Selg gewohnt ist, hauptsächlich an den äußeren Tatsachen orientiert – Vertrautheit mit dem Buch wird wohl vorausgesetzt –, dennoch hilfreich für jeden, der sich für die Geheimwissenschaft interessiert. Schön ist der kleine Appendix über den Geheimwissenschaftsleser Christian Morgenstern.
Es schließt sich dann ein überarbeiteter Vortrag von Sergej Prokofieff an. Prokofieff geht davon aus, dass die gedanklich-imaginative Form der Geheimwissenschaft es dem Leser ermöglicht, den Christus im Ätherischen immer bewusster wahrzunehmen. Weiterhin ist es dann Prokofieffs Anliegen, zu zeigen, inwiefern die Geheimwissenschaft »ein urchristliches Buch ist«. Das geschieht allerdings weniger vor dem Hintergrund der Geheimwissenschaft selbst als vor dem verschiedener Ausführungen Steiners zur Evolution und zum Mysterium von Golgatha. Evolutionsgedanke und Mysterium von Golgatha gehören untrennbar zusammen, so die eigentlich nicht sonderlich überraschende These Prokofieffs, der man nur zustimmen kann. Sie wird hier allerdings mit einer gewissen Umständlichkeit vorgetragen, dürfte aber für Kenner des relevanten Gedankenzusammenhanges durchaus auch neue Gesichtspunkte hinzufügen. Mit dem Titel Die Christologie des Buches ›Die Geheimwissenschaft im Umriss‹ hat man jedoch etwas hoch gegriffen. Gerne erführe man mehr über die knappen expliziten Schilderungen des Mysteriums von Golgatha in der Geheimwissenschaft und der umso größeren Fülle impliziter Bezugnahmen. Sie erst machen die Geheimwissenschaft tatsächlich zu einem zutiefst allgemeinmenschlichen, christlichen Buch.
Dialektik von Freiheit und Notwendigkeit
Bereits 2009 erschien der von Wolfgang Schad herausgegebene Sammelband Evolution als Verständnisprinzip in Kosmos, Mensch und Natur. In vieler Hinsicht kann dieser Band als Sekundärliteratur zur Geheimwissenschaft gelesen werden, greift er doch eine Reihe zentraler Fragen, insbesondere im Zusammenhang mit dem Kapitel »Die Weltentwickelung und der Mensch« auf. Der Einleitungsbeitrag von Wolfgang Schad sowie die folgenden Aufsätze von Jost Schieren, Ruth Ewertowski und Jörg Ewertowski behandeln im weitesten Sinne die Frage, ob der Evolution und Geschichte eigentlich ein Weltenplan zugrunde liegt. Schad spannt die Fragestellung auf, indem er in einem kurzen Überblick über die Geschichte der Wissenschaften zeigt, wie deterministisches Denken, das Gott als kausale und zielsetzende Ursache alles Geschehens ansieht, sich in der Neuzeit wandelt in ein dynamisches Denken, dem die Sicherheit Ursachen und Ziele setzender Kräfte abhanden kommt. Als Gegenbewegung tritt dann die Idee des »Intelligent Design« auf – dies war wohl der Hintergrund der Tagung, aus der der Sammelband hervorgegangen ist. Schad zeigt dann weiter, welch komplexes Verhältnis Notwendigkeit, Freiheit und Zufall bei Steiner eingehen. »Wie in der naturwissenschaftlich fassbaren Welt Determinismus und Indeterminismus zugleich vorhanden sind, so auch in der Wirkwelt der geistigen Wesen.«(2) Er bezieht sich dabei auf Steiners Schilderung im Weltentwicklungskapitel der Geheimwissenschaft, wo dargestellt wird, wie die durch Luzifer herbeigeführte Fähigkeit, eigene Entschlüsse zu fassen, mit der Verdunkelung des Weltenplanes und der Absichten geistiger Wesen für das menschliche Bewusstsein einherging.(3) So ist das Verhältnis zwischen geistigem Weltenplan und menschlicher Freiheit ein komplexes: Denn durch seine Freiheit greift der Mensch ständig in den Weltenplan ein und modifiziert ihn dadurch. Zugleich aber kann er sich bekannt machen mit den Absichten geistiger Wesenheiten und sich frei dazu stellen – oder eben auch nicht. Steiner entfaltet in der Geheimwissenschaft einen Weltenplan, aber nicht als wirkende Kraft, sondern als Angebot an den Menschen, diesen Plan fortzuführen und damit das in ihn gelegte Potential zur Entfaltung zu bringen.
Jost Schieren geht das Thema in seinem Aufsatz über »Goethes Perspektive der Entwicklung« von der Erkenntnisseite aus an. Behutsam entfaltet er, wie Erkennen selbst zum Entwicklungsprozess wird, in dem sich sowohl die Ideenwelt wie die sinnliche Welt weiterentwickeln. Nicht das Resultat, die Feststellung ist dabei das Entscheidende, sondern die aufgenommene Verbindlichkeit des Erkennenden zu seinem Gegenstand.
Mit ähnlicher Behutsamkeit, aber anderem Gegenstand geht Ruth Ewertowski das Thema an. Sie sucht das, was jenseits liegt von Determination und Zufall und was beide miteinander verbindet, im Drama auf, in Kleists Prinz Friedrich von Homburg. Ihr gelingt eine bewegende Darstellung der innerlich labilen Situation, die sie dann mit Blick auf den Sündenfall vertieft. Anstelle eines sich selbst vollziehenden Weltenplanes entwickelt sie eine Idee von Entwicklung, die stets in der Mitte des Ganzen, in jedem schöpferischen Moment stattfindet, »die nicht beliebig ist, aber ganz und gar individuell«,(4) wie ein wirkliches Kunstwerk.
Diesen Begriff der Mitte greift Jörg Ewertowski in seinem Aufsatz »Die Gottesentwicklung« auf. Mit Bezug auf das Mysterium von Golgatha schreibt er: »Dieser Gott erscheint nämlich in der Mitte der Zeit, in der Menschwerdung auf Golgatha. Ein Altes kommt hier zu seinem Ende, ein Neues beginnt, Anfang und Ende treten unmittelbar zusammen, aber wie überkreuzt oder umgewendet, denn der Anfang kommt nach dem Ende, Ende und Anfang stehen gleichsam Rücken an Rücken, sodass von dieser Mitte aus die Weltentwicklung in das Grenzenlose beider Zeitrichtungen verlaufen kann.« Und so steht auch das Ich in der Mitte des Menschen, als permanentes Umwandlungsprinzip von Niederem in Höheres, beginnend mit der Umwandlung von Astralleib in Geistselbst.(5)
Allen diesen Autoren gelingt eine ganz originäre Neufassung zumindest einzelner Gesichtspunkte des anthroposophischen Entwicklungsgedankens – individuell, aber nicht beliebig. Und sie stellen ihr Thema so dar, dass in der Darstellung selbst das Thema erfahrbar wird. Man wird hineingenommen in die Dialektik von Freiheit und Notwendigkeit, man wird aufgefordert, eine Haltung zu entwickeln, die an der Schwelle trägt, wo Freiheit und Notwendigkeit durch individuelles Denken und Tun ineinandergreifen, wo Entwicklung sich tatsächlich vollzieht, wo die geistige Welt in die Sinneswelt erlebbar hineinragt. Das macht die Lektüre dieser Aufsätze außerordentlich lohnend.
Parallelisierungsversuche und ihre Grenzen
Neben weiteren Aufsätzen von Arnold Suckau, Manfred Krüger und Wolfgang Schad enthält der Sammelband einen Beitrag von Thomas Schmidt »Eine ›Brücke‹ zwischen den Vorstellungen von der Evolution des Universums durch die Astrophysik und die Anthroposophie«, in dem Schmidt einige Aspekte seines Buches Astronomie – Kosmologie – Evolution zusammenfasst und weiterführt. Schmidt widmet sich der Frage, ob die von Rudolf Steiner beschriebenen Evolutionsstufen des Alten Saturn, der Alten Sonne und des Alten Mondes in irgendeiner Weise mit der heutigen Astrophysik in Übereinstimmung zu bringen sind und kommt zu überraschenden Ergebnissen, in dem er auf die Gesten der von Steiner beschriebenen Entwicklungsstufe und der ersten der Astrophysik bekannten Zustände schaut. »Der Charakter des Alten Saturn findet sich in dem isotropen Strahlungskosmos des Anfangs wieder, einschließlich der erwähnten keimhaften, statistisch-chaotischen Körnigkeit, die Grundgeste der Alten Sonne findet sich in der vom Licht durchfluteten räumlichen Ordnung der Fixsterne, die aus der chemielosen, grundsätzlich gasförmigen Urmaterie entstanden sind, der Alte Mond zeigt sich in der bewegten, vielfältigen Welt der Gas-, Molekül- und Dunkelnebel mit ihren mannigfaltigen chemischen Prozessen sowie in planetenartigen, Fixsterne umkreisenden Gebilden, die zunehmend entdeckt werden. Und auch die von Steiner für die Erde geschilderte Geste des Todes und des vom Umkreis abgetrennten Festkörpers kommt in der Welt der Astronomen vor – bis hin zu dem völlig aus dem Weltzusammenhang herausfallenden ›unverbesserlichen Mond‹ Steiners und den ›schwarzen Löchern‹ im astrophysikalischen Universum.«(6)
Solche Parallelisierungsversuche des Steinerschen Entwicklungsgedankens mit Ergebnissen der Naturwissenschaft hat es in der anthroposophischen Sekundärliteratur immer wieder gegeben. Allerdings hat man sich dabei auf die Erdgeschichte beschränkt und Schmidts Erweiterungen auf die Kosmologie stellen eine echte Neuerung dar. Für die Erdgeschichte sind insbesondere die beiden Bücher von Günther Wachsmuth Die Entwicklung der Erde (1950) und Werdegang der Menschheit (1953) zu nennen sowie die umfangreiche Arbeit von Dankmar Bosse Die gemeinsame Evolution von Erde und Mensch (2002). Beide versuchen, die von Rudolf Steiner beschriebene Erdentwicklung mit Forschungsergebnissen der Geologie zu parallelisieren. In diesem Zusammenhang ist auch Emil Bocks Urgeschichte (1934) zu sehen, in der kultur- und geistesgeschichtliche Zeugnisse, insbesondere das Alte Testament, in Steiners Schilderung von Lemuris, Atlantis und der nachatlantischen Zeit einbezogen werden. War man zu Bocks und Wachsmuths Zeiten noch dankbar für solche Arbeiten, die die schwer fassbaren Schilderungen Steiners in den Bereich des Vorstellbaren erhoben, wurde die 2002 erschienene Arbeit Bosses von seinen geologisch-anthroposophischen Kollegen aufs Schärfste gerügt, weil sie nicht deren wissenschaftlichen Ansprüchen genügte, sich vielleicht auch manches exoterische Forschungsergebnis passend zurechtbog.(7) Dem Erfolg bei geologischen Laien hat dies jedoch keinen Abbruch getan. Denn das Verständnis suchende Bewusstsein sucht Brücken von den Alltagsvorstellungen zu den esoterischen Schilderungen Steiners. So finden sich beispielsweise bei Wachsmuth wie bei Bosse Übersichtstabellen zur Evolution von Pflanze und Tier durch die geologischen Epochen in lemurischer und atlantischer Zeit. Steiner selbst hat auf Befragen der Stuttgarter Waldorflehrer im Hinblick auf den Unterricht solche Parallelisierungen angeregt. Aber: »Man muss nicht pedantisch das eine dem anderen zuordnen.«(8)
Beschäftigt man sich mit solchen Parallelisierungen, so bemerkt man aber auch, dass man in ihnen eine Ablähmung der Steinerschen Gedankenbildung erfährt. Wachsmuth und Bosse führen zu Vorstellungen, die dem Leser nahebringen, wie es tatsächlich war oder doch gewesen sein könnte zu atlantischen, lemurischen und noch früheren Zeiten. Rudolf Steiner hingegen entwickelt lebendige Bildegedanken. Tatsachen der äußeren Welt werden ebenso als Bild angeführt, beispielsweise, wenn Steiner in Anlehnung an Haeckels Gastrula Bezug nimmt auf die Eichelfrucht, die einem als sinnlich-übersinnliches Bild veranschaulichen kann, wie geistiges und irdisches Menschenwesen sich zueinander verhalten. Das heißt aber eben gerade nicht, dass das Menschenwesen damals wie eine Eichelfrucht ausgesehen hätte. So bleibt Steiners Schilderung im Imaginativen. Die ganze äußere Welt wird zum Bild der Bildegedanken, aber das Geistige geht nicht restlos in die äußere Offenbarung auf.(9) Die Parallelisierungsversuche hingegen treiben die Vorgänge in die Region des Vorstellbaren und lähmen damit die lebendigen Gedanken ab. Das kann, insbesondere für den mit der Steinerschen Gedankenbildung noch weniger vertrauten Leser eine große und zunächst auch vertrauenbildende Maßnahme sein. Man sollte jedoch im Blick behalten, dass man damit nicht die anthroposophischen Gedanken zur Evolution selbst erfasst hat, sondern nur deren Schattenwurf in der äußeren Wirklichkeit.
Bildegedanken und Bildebewegungen
Damit soll diesen Versuchen nicht ihre Berechtigung abgesprochen werden. Aber die Alternative sollte auch nicht aus dem Blick verloren werden. Die nämlich wäre eine Geologie, oder entsprechend eine Anthropologie oder eine Kulturgeschichte, die nicht als Sekundärliteratur zur Geheimwissenschaft daherkommt, sondern mit deren Bildegedanken in die Fragen und Kenntnisse der derzeitigen Wissenschaft untertaucht, um sie in einer weiterführenden Weise zu gruppieren, neue Sichtweisen anzuschließen etc. Es gibt noch wenige solcher Versuche. Beispielhaft sei genannt Der Erstgeborene von Jos Verhulst (1999), der die Evolution von Mensch und höheren Tieren, aufbauend auf die Vorläufer Friedrich Kipp und Herrmann Poppelbaum, im Sinne der Geheimwissenschaft behandelt, aber doch so eigenständig, dass es sich nicht mehr um Sekundärliteratur handelt. Ähnliches gilt für den von Georg Kniebe herausgegebenen Sammelband Was ist Zeit? (1993) und für das Buch von Martin Basfeld Wärme: Ur-Materie und Ich-Leib (1998). Basfeld entwickelt die Grundgedanken der Evolution so eigenständig und in so explizitem Zusammenhang mit gegenwärtiger Wissenschaft, insbesondere mit Ideen von C.F. von Weizsäcker, dass die Erarbeitung dieses Buches ähnliche Anstrengung erfordert und ähnliche Früchte trägt wie die Geheimwissenschaft selbst. Zur inneren Bildebewegung der Gedanken der Geheimwissenschaft findet sich nur wenig Sekundärliteratur. In den dreißiger Jahren hat Karl Stockmeyer eine längere Reihe von »Beiträgen zum Verständnis von Rudolf Steiners Geheimwissenschaft im Umriss« vorgelegt – sehr detailliert, sehr genau, jedoch ist er über den Alten Saturn nicht hinausgekommen. Daneben gibt es eine Fülle von kürzeren Zeitschriften-Aufsätzen, die zum Teil wertvolle Einzelbetrachtungen enthalten.(10) Mehr in allgemeinem Sinne, aber zu solch detaillierter Arbeit anregend, ist noch auf das wenig beachtete Bändchen Die Esoterik des Erkennens und Handelns in der ›Philosophie der Freiheit‹ und der ›Geheimwissenschaft‹ Rudolf Steiners von Georg Kühlewind hinzuweisen. Kühlewind geht von der Frage aus, warum in der Geheimwissenschaft das Schulungskapitel zwischen die beiden Teile des Evolutionskapitels eingefügt ist und sucht die Grundlagen der schöpferischen Evolutionspotenz des Menschen dann insbesondere in der Philosophie der Freiheit auf. »Beim Vergleich mit dem Endkapitel der Geheimwissenschaft erweist sich die Philosophie der Freiheit auf der Übergangsstelle der Bewusstseinsseele zum Geistselbst. Dieser Übergang wird wie unter einem Vergrößerungsglas dargestellt beziehungsweise im wahrhaftigen, das heißt meditativen Lesen erübt. Andererseits ist die große Bewegung der Geheimwissenschaft von der geistigen Internalisierung der Weisheit, die in der Wahrnehmungswelt verborgen liegt, zu ihrer Verwandlung in schöpferische Liebe wie unter einem Verkleinerungsglas aufgeführt, indem sie sich auf das Gebiet zwischen Bewusstseinsseele und Geistselbst beschränkt. Die innere Verwandtschaft dieser Geisteswege ist wesentlich und in beiden Werken eindeutig dargestellt.«(11)
Also: Es gibt schon eine ganze Menge zu lesen zur Geheimwissenschaft. Die Parallelisierungen von Bock und Bosse sind nach wie vor anregend, wenn man im Blick behält, worum es sich im Hinblick auf ein Verstehen der Geheimwissenschaft handelt: um Vorstellungshilfen, die eine erste Orientierung ermöglichen, die Erarbeitung der geisteswissenschaftlichen Gedankenbildung allerdings bestenfalls vorbereiten. Stockmeyer und Kühlewind regen die eigene Arbeit an, ebenso wie die neue Arbeit von Selg und Prokofieff, Verhulst und Basfeld überzeugen mit ihren eigenständigen Ansätzen und der Sammelband von Schad beginnt mit einer Übersetzung der Geheimwissenschaft ins 21. Jahrhundert. Wer sich jedoch Steiners Geheimwissenschaft im Umriss wirklich erarbeiten will, der bleibt darauf angewiesen, sie sich selber zu erarbeiten. Und das war ja von Rudolf Steiner auch beabsichtigt: eine Gedankenbildung anzuregen, die den geistigen Untergründen der Welt entspricht. Hierhin kann man sich manche Brücke bauen, manche Anregung holen in der Sekundärliteratur, die Anstrengung des Gedankens muss man jedoch schon selber aufbringen. Nur sie führt tatsächlich in die geistigen Untergründe, von denen in der Geheimwissenschaft die Rede ist, und nur durch sie beginnt jene innere Verwandlung, die der Anfang eines jeden originären Schöpfungsprozess ist.(12)
1. Selg/Prokofieff S. 50.2. Schad S. 44.3. GA 13, S. 255f.4. Schad S. 105.5. Schad S. 118-122.6. Schad S. 210.7. Vgl. die Rezension in Die Drei 4/2003 von Cornelis Bockemühl und die kritischen Anmerkungen von Susanna Kümmell, Hans-Ulrich Schmutz und Wolfgang Schad in Die Drei 5/2003. In diesem Zusammenhang ist auch die Arbeit von Andreas Delor: Kampf um Atlantis zu nennen, rezensiert von Stephan Stockmar in Die Drei 3/2005.8. Rudolf Steiner: Konferenzen mit den Lehreren der Freien Waldorfschule 1919 bis 1924, Band 1 (GA 300a), S. 87, Konferenz vom 25.9.1919.9. Vgl. auch das Beispiel, in dem Steiner die Entwicklung der Pflanze von der Blüte zur Frucht durch die Befruchtung mit dem Austritt der Sonne während der Erdenentwicklung in Verbindung bringt. Hier handelt es sich eben gerade nicht um eine Parallelisierung, sondern um die Wirksamkeit eines imaginativen Gedankens in den irdischen Vorgängen (GA 13, S., 355f).10. Beispielhaft seien hier genannt: Valentin Tomberg: Die »Geheimlehre« von H. P. Blawatzky und die »Geheimwissenschaft« von Dr. Rudolf Steiner, in: Anthroposophie. Wochenschrift für freies Geistesleben, 1. Juni 1930 oder Kurt Franz David: Die Weltentwicklung in der »Geheimwissenschaft« im Verhältnis zu anderen Schilderungen im Werk Rudolf Steiners in: Das Goetheanum, 13. Juni 1976.11. Kühlewind, S. 1412. Siehe meinen Aufsatz in diesem Heft.’
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