Bedoeld is: antroposofie in de media. Maar ook: in de persbak van de wijngaard, met voeten getreden. Want antroposofie verwacht uitgewrongen te worden om tot haar werkelijke vrucht door te dringen. Deze weblog proeft de in de media verschijnende antroposofie op haar, veelal heerlijke, smaak, maar laat problemen en controverses niet onbesproken.

maandag 25 april 2011

Dubbelop


Het is dubbelop, maar daar is weinig aan te doen. Terugkijkend op het jaar 2011 – het is nog vroeg, nog maar een week te gaan voordat het 1 mei is – is het op deze Paasmaandag niettemin overduidelijk dat de treinreis eind februari, begin maart de meest bijzondere bijdrage aan het jubileumjaar ‘150 jaar Rudolf Steiner’ zal zijn geweest. Dat was het op het moment zelf al – we hebben er hier volop aan deelgenomen – maar ook het nadruppelen van verslagen en beschouwingen geven dat te kennen. De beweging, de vaart, het reizen op zich, het verplaatsen, de toekomst in, het verleden uit – evenzovele metaforen voor waar we voor staan. Waar we vóór staan. Ik begin van de weeromstuit in hetzelfde creatieve proces te duiken dat Curro Cachinero ten beste geeft in het laatste nummer van ‘Die Drei’. Mosterd na de maaltijd? Geenszins. De reis en het geheel er omheen wordt opnieuw geschapen en daarom is het ook een plezier om het te lezen. Ik waarschuw meteen dat na zijn bericht een tweede volgt – vandaar ook de titel dubbelop – van Michael Mentzel, dus dat een lange adem nodig zal zijn om ongeschonden het eind te bereiken. Oja, en alles in het Duits; ik ben zulke mooie teksten in het Nederlands geloof ik niet tegengekomen. ‘Ein Weg zur Selbst-Erfahrung des Menschen. Unterwegs im RS150 – Rudolf Steiner Express’ heet de eerste bijdrage, en is inderdaad van iemand met de naam Curro Cachinero:
‘Expresso

Auf Deutsch heißt »to express« ausdrücken. Aus Druck stellt man keinen Zug auf die Beine. Ich nehme einen Zug von meiner Waldorf-Astoria bevor ich sie ausdrücke und aus dem fahrenden Zug werfe. Was zieht ihn? Das lockende Motiv – die Lokomotive. Der Boden bewegt sich in rasender Geschwindigkeit über die ratternden Gleise. Ich wanke. Das Motiv der Bewegung sei der Moment, heißt es. Ich denke. – Das Denken ist ein perpetuum mobile. Es macht keinen Sinn im Zug zu stehen und diesen von innen anschieben zu wollen. Was in der mechanischen Welt ein vergebliches Unterfangen wäre – im Denken vollbringen wir es. Wir selbst bestimmen die Geschwindigkeit des »train of thoughts«, wir stellen die Weichen die er überfliegt, wir setzen sein Ziel. Wir sind der Lockführer, der Schaffner und der Passagier – wer nicht denkt fliegt raus (aus sich selbst). Denken ist Erfahrung. Wir fahren damit weiter als mit unseren bloßen Sinnen. Aus Joseph Beuys »Die Mysterien finden im Hauptbahnhof statt« wird auf der Fahrt »Der Bahnhof findet im Haupt statt.« –

Normalerweise betritt man einen Zug um irgendwo hin zu gelangen. Beim Steiner Express ist das anders. Sobald man eingestiegen ist, befindet man sich am Ziel – dem Prozess. Die Bewegung wird zum Ort, die Begegnung wird zum Schicksal. Welche Bedeutung hat. – Im digitalen Zeitalter – die »physische« Tat?

Kaffeefahrt oder Pilgerreise?

Auf dem Bildschirm verfolge ich die Abfahrt des Zuges aus Köln, bevor ich in Stuttgart selbst zusteige. – Hunderte Menschen treffen sich auf den Treppen des Bahnhofsvorplatzes im Schatten des gotischen Doms, um gemeinsam ein siebenfaches »Halleluja« in die Luft zu malen. Passanten reagieren mit Verwirrung und Verwunderung. Auf die Frage »Lesen sie den Steiner?« antwortet einer: »Ich bin ein ganz normaler Mensch«. Was auch immer das bedeuten soll. – An diesem 24. Februar verirren sich zahllose Kunststudenten in den Hauptbahnhof, um mit allerhand bunten Aktionen und Einlagen den Rudolf Steiner Express auf eine gute 150. Geburtstagsfahrt nach Kroatien zu schicken. Irgendwo im Getümmel wird die Lokomotive mit einer Sektflasche getauft. Plastikfetzen fliegen aus einer Eurythmieperformance auf dem Bahnsteig zur Anzeigetafel empor, welche den Sonderzug mit Fahrtrichtung Donji Kraljevec anzeigt.

Im Rheingold-Club-Wagen finden erste Lesungen statt. Daniell Porsche liest aus seinem neuen Buch vor. – Karl-Dieter Bodack, der den organisch gestalteten Innenraum des Zuges vor Jahren selbst entworfen hat, gibt freudestrahlend biographische Anekdoten zum Besten. Die Reisegesellschaft trällert fröhliche Lieder auf die »Schwäbische Anthro-Eisenbahn«, und begeisterte Damen in Rot springen bei jeder sich bietenden Gelegenheit auf die Bahnsteige, um mit großzügigen »L-Gebärden« die Lebenskräfte anzufeuern.

Neben dem Deutschlandfunk sticht im Presse-Wagon vor allem das »On-Air-Team« heraus, welches rund um die Uhr live blogged. Über das Internet haben bereits sogenannte »Trainwatchers« von dem Sonderzug erfahren. Seltsame Gestalten, deren glorreiches Hobby darin besteht, ungewöhnliche Züge zu fotografieren, erscheinen während der gesamten Reise wie Paparazzos hinter Gebüschen, Bäumen und auf Brücken. Der Geschmack des ersten Tages hat etwas Skurriles. Über der untergründigen Stimmung einer heiligen Pilgerreise liegt das Aroma von Kaffeefahrt und Seniorenausflug. – Am Abend erreichen wir München.

Existentialistisches Theater

Wir erwachen früh in einer Jugendherberge und schleichen zum Bahnhof. In Salzburg küssen erste Sonnenstrahlen die Landschaft. Während man im Club-Wagen mittlerweile eifrig Zwerge aus Ton knetet – es sollen 150 werden. Johannes Thomasius spricht unter erschwerten akustischen Bedingungen über den roten Faden in Straders Inkarnationsreihe: Einsamkeit. Walter Kugler proklamiert ein neues »frühestes Dokument« aus Steiners Literatenleben von 1883. Das – seiner Zeit – in einer siebenbürgischen Zeitung veröffentlichte Märchen Der Ring handelt von der Göttin Fortuna und ihrer Tochter. Es schildert eine bewegte Fahrt – durch das Reich der Bilder von Schönheit und Leid, von Schutz, Unschuld und Erinnerung.

Langsam wächst die Reisegesellschaft zusammen. Anfängliche Reserviertheiten lösen sich zunehmend auf. Ich fühle mich – auf der endlosen Fahrt – wie in einem existentialistischen Theaterstück. Man betritt den Raum und wartet darauf, dass das Schauspiel beginnt. Man vertreibt sich die Zeit, um nach einiger Zeit zu bemerken, dass man selbst auf der Bühne sitzt. – Mit etwas Verspätung erreichen wir endlich den lang ersehnten Bahnhof Kraljevec. Scharen aufgregter Dorfbewohner und kroatische Fernsehteams erwarten uns bereits. An Litfasssäulen kleben, neben den Plakaten einheimischer Popsänger, auch die Gesichter Rudolf Steiners. Für übersinnliche Beobachtungen in der Akasha-Chronik ist es leider zu kalt. Umso enger drängen sich die fast 200 Reisenden mit den Einheimischen, welche überschwängliche Torten servieren und volkstümliche Kleider zur Schau stellen, auf dem Vorhof – dem Profanum – der Steiner-Gedenkstätte. Es werden lange Reden gehalten. Der »überaus wichtige« Mann, zu dessen Geburtstag sich die Eingefundenen versammelt haben, wird vom kroatischen Bahnvorsteher in den Himmel gerühmt – besonders wegen seiner hervorragenden Bedeutung für den in Zukunft erhofften Tourismus.

Während der erlauchten Reden schieben sich dicht hinter den Mikros bereits Ströme von Schaulustigen in den kleinen Schrein. Der Raum ist bescheiden, aber liebevoll eingerichtet. In der Mitte steht ein kleiner Tisch mit einem Gästebuch, an der Wand hängt ein Portrait. Außen befindet sich eine große Gedenktafel aus rotem Marmor. Trotz anhaltendem Frost werden geduldig weitere Zeremonialien ertragen. Vera Copperfield – auch als Vera Koppehel vom Steiner-Archiv bekannt – überreicht dem Bürgermeister von Kraljevec feierlich eine bronzene Friedenstaube. Außerdem wird der Steiner-Gedenkstätte ein großer Block Bienenwachs vermacht – um den Ort mit Wärme zu füllen.

Schließlich – halb erfroren – besuchen wir die Dorfkirche. Nachdem wir, auf der dunklen Straße stehend, demütig das einfach nicht eintreten wollende Ende der Heiligen Messe abgewartet haben, werden wir mit herzlichem, schiefem Gesang empfangen. Worauf ein hervorragendes Solo-Violin-Konzert folgt. Im Anschluss trotten wir in das Gemeindehaus, wo uns ein üppiges Mahl und kroatische Folklore erwarten. Doch der Höhepunkt des Tages steht erst noch bevor: Im nahen Kacovic gibt es eine Eurythmie-Aufführung. Danach fallen wir in tiefen Schlaf.

Innenraum

Die weitere Fahrt verläuft ereignisarm. Wolfgang Zumdick liest aus seinem neu erschienenen, amüsanten Reiseführer Rudolf Steiner in Wien vor. Gegen späten Nachmittag erreichen wir Neudoerfl in der Nähe von Wien-Neustadt, den Ort, an dem Steiner während seiner Schulzeit lebte. Wir werden durch den Ort geführt. Einem alten, unter Denkmalschutz stehenden Baum – auf den der »kleine Rudl« wohl öfter geklettert sein muss – wird, von eurythmischen Gesten begleitet, tiefe Verehrung gezollt. Danach gehen wir in die Kirche. Im anliegenden »Rudolf-Steiner-Zentrum« gibt es Gugelhupf und Apfelstrudel.

Wir fahren ab. Die nächste Station ist Brunn am Gebirge. Sobald ich ausgestiegen bin, nehme ich eine ganz andere Stimmung war, als bisher. Wien ist nah. Vorbei an einer beeindruckend innigen Kirche kommen wir zu einem alten, gotischen Gutshaus, heute ein Heimatmuseum. Eine große Steintafel erwähnt, dass Steiner hier seine Einleitungen zu Goethes naturwissenschaftlichen Schriften verfasst habe. Im Erdgeschoss kann man Funde aus der Römerzeit betrachten. Wieder werden wir überschwänglich empfangen, es herrscht Feststimmung. Neben einem Imkereimuseum und einer Schmiede in den alten Ställen interessieren wir Steiner-Expressionisten uns natürlich für den alten Wohnbereich. Die Wände sind Meter dick. Alte, knarrende Holztreppen führen in das Innere. Durch meinen Kopf geht die Formulierung »Eintritt in ein Lebewesen«. Ein alter Rosenkreutzer-Schrank und zwei Vitrinen, mit handsignierten Büchern darin, stehen im ehemaligen Wohnzimmer – die Atmosphäre ist dicht, gefüllt. Nicht nur, weil wir sehr viele Menschen auf sehr engem Raum sind, sondern vor allem wegen der andächtigen Ruhe, die in den Räumen greifbar wird. Drei Treppenstufen führen hinauf in das alte Studierzimmer: Es ist kaum vier Quadratmeter groß. – Ich bleibe lange in dem kleinen, blau lasierten Raum, der sich über dem Torbogen des Hauses, auf der Schwelle befindet. Irgendetwas berührt mich sehr tief im Innern. Ist es die Vorstellung, wie Steiner – in meinem Alter – hier am Schreibtisch saß? Ist es die für einen kurzen Moment eintretende Überschneidung des Historischen und des Gegenwärtigen? Ist es Intimität? – Wie Fett in einer Ecke kauere ich abseits. Ich will gar nicht mehr gehen. Die Stimmung strahlt Geborgenheit und tiefe Konzentration aus, sie wirkt fast »heilig«. – Auf den Biedermeier-Sofas im Salon entfalten sich erste Konversationen, nachdem die Worte wiedergefunden sind. Die Momente der Ruhe sind kostbare Geschenke. Der Zug fährt ab.

Umstülpung

Ich erwache in Wien und mache mich auf den Weg zur Hofburg. Langsam füllt sich der Saal mit Menschen. Mehrere hundert Gäste sind zur Matinee geladen. Vera Koppehel und Stephan Siber – die Zugführer – begrüßen alle zugestiegenen Fahrgäste im »Wagon der Nationalbibliothek«. Nun verlesen sie, in östrreichischer Titel-Jogging-Tradition, die beeindruckend lange Liste prominenter Schirmherren des Ehrenkomitees des Rudolf Steiner Jahres 2011.

Daraufhin begrüßt Walter Kugler unter den Anwesenden auch Rudolf Steiner; denn der Kosmopolit wohne schließlich im Kosmos. Kugelnden Gedankens entführt der Rhetor die Zuhörer in seinen Vortrag. Manche fallen raus. In Bezug auf das so betonte DarWien-Jahr kommt er auf das »Im Anfang war die Wärme« zu sprechen. Immerhin sei der Mensch das einzige bisher bekannte Wesen im Myriaden von Galaxien umfassenden Universum, das solche Probleme habe wie: »Welche Krawatte soll ich mir heute anziehen?« – Zumindest sei garantiert, dass bei der Beschäftigung mit Steiners Evolutions- und Involutions(!)-Gedanken, keine Langeweile aufkomme – wie bei gewissen, aktuellen Diskussionen um Wissenschaftlichkeit und Doktortitel in den deutschen Medien. Als Beispiel dient eine Aussage Steiners über den Schmetterling: Dieser sei die »von der Erde befreite Pflanze«. Zugleich sei er ein Bild des menschlichen Gedankens. Das »Innere Sehen«, die »Gesichtslinie« eines Hans Georg Gadamer und die »zarte Empirie« eines Goethe dienen zur Illustration des Motivs der Umstülpung – der Inversion von Zentrum und Peripherie –, die sich nicht nur auf unser Verhältnis zur Umwelt, sondern auch innerhalb unserer Bewusstseinsstrukturen vollziehen könne. Das logische Denken sei in diesem Kontext das zunächst Äußere. Später liest Wolfgang Zumdick zwei Kapitel aus seinem Reiseführer vor. Darin beschreibt er den »Underdog« in »Boom-Town«, den »möblierten Herrn« aus der Provinz in der Hauptstadt der Donau-Monarchie. Aus einem Brief jener Zeit geht Folgendes hervor: Steiner entschuldigt sich bei einem Bekannten dafür, dass er auf möglicherweise noch offene Korrespondenzen nicht antworten könne, da beim Stopfen einer Pfeife sein Schreibtisch in Flammen aufgegangen sei.

Schließlich, so Zumdick, könne man nicht von Steiner in Wien sprechen, ohne auch seinen »Antipoden« Ludwig Wittgenstein zu erwähnen. Beide lebten damals in Wien, beide schufen aus ihre Philosophie heraus Architektur. Der Stil des Letzteren sei geradezu asketisch, nüchtern-poetisch. Der Schlusssatz des Tractatus logico-philosophicus lautet: »Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen«. Ganz im Gegensatz dazu Steiner: 6000 Vorträge über das Unsagbare.

Es gibt Essen. Stadtführungen finden statt. Fernsehteams führen Interviews mit Anwesenden. Am Nachmittag gibt es einen weiteren »turbulenzierenden« Kugler-Vortrag im Museum für Gegenwartskunst. Unter dem Titel »Dynamik« sind verschiedene Künstler des Futurismus, Kubismus und Kinetismus ausgestellt. Unter den Exponaten befinden sich auch Eurythmie-Figuren. – Die Krönung des Abends bildet eine weitere Lesung von Wolfgang Zumdick im Café Griensteidl. In dem damals von Rauchschwaden durchzogenen Kaffeehaus, einem Treffpunkt für Künstler und Literaten, schrieb Steiner seine Erkenntnistheorie; bevor er sich später an den »Verbrechertischen« Berlins herumtrieb. Am nächsten Tag titelt der Express-Blog: »Zumdick isst Zander«.

Rückkehr

Am Bahnhof gibt es in der Frühe der Morgenstunden ein Konzert der Wiener Waldorfschule statt des erhofften Walzers. Mitsamt Putzfee und Minibar an Bord geht es zurück an den Ort, an dem alles begann: Köln. Erste Fernsehberichte werden angesehen. Kurz vor Ankunft spreche ich mit Vera Koppehel und Stephan Siber, die den Zug ins Rollen gebracht haben. Die Organisation habe beiden sehr viel abverlangt, sie aber auch weit über sich selbst hinauswachsen lassen. Wenn die Sache finanziell schief gelaufen wäre, hätte sogar der Arbeitsplatz auf dem Spiel gestanden. Dass die beiden auf dem richtigen Gleis unterwegs sind, zeigen meiner Meinung nach auch die vielen Folgeveranstaltungen. So sind – neben den vielen kleinen, teils wichtigen Begegnungen – auch neue Verbindungen zwischen den Kunstakademien Wien und Oxford im Bereich »social art« entstanden. In Wien werden noch weitere Kongresse und Tagungen, auch in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität, stattfinden. Für den Sommer 2011 sind zwei große Steiner-Ausstellungen in Wien und Prag in Vorbereitung, die sich an ein breites, Internationales Publikum richten.

Perspektive

Abschließend stellt sich die Frage, inwiefern der Steiner Express eine Angelegenheit von und für Anthroposophen gewesen ist oder ob auch die Öffentlichkeit davon Notiz genommen hat. Welches Verhältnis besteht zwischen der nun zunehmend historisierten Persönlichkeit Steiners und seinem lebendigen Geist, also dem verstehenden, eigenständigen Zugang und Umgang mit seinem Werk? – Es hat viele Artikel und Beiträge in Radios und Zeitungen gegeben. Aus früherer Ignoranz ist mittlerweile eher Verwunderung und aus offenen Angriffen die teilweise Anerkennung einzelner Leistungen – wie der Pädagogik oder der Landwirtschaft – geworden. Dennoch sind es nur wenige, welche die grundsätzliche Zukünftigkeit von Steiners Denken und Schaffen bisher erkannt und öffentlich gewürdigt haben. Ein großer Schritt in diese Richtung scheint es zumindest zu sein, dass sich viele namhafte Personen im Ehrenkomitee hinter das Steiner-Jahr gestellt haben. Rudolf Steiner wenigstens zu kennen, gehört mittlerweile zur Allgemeinbildung. Ihn auch zu verstehen, bleibt Aufgabe.’
Na deze jongeman een oudere heer, die we hier al kennen, Michael Mentzel van ‘Themen der Zeit’ (TdZ), die op 12 april ‘RS 150. Protokoll eines Berichts’ publiceerde. Het is een beetje lang, maar ala:
‘Michael Mentzel war fünf Tage im RS 150 – Sonderzug Rudolf Steiner unterwegs.

Der wahre Reisende weiß nicht, wohin die Reise geht,
der wahre Abenteurer weiß nicht, was er erleben wird.
Seine Reisen führen ihn nicht eher in eine Richtung als
in eine andere. Seine Neugierde ist nicht auf einen
bestimmten Punkt gerichtet.
Chuang-tzu, ca. 365-286 v. Chr.

– schatten. bald frühling?

Mittwoch, 2. März 2011 – Es ist ein halbwegs sonniger Tag. Trotzdem liegt irgendetwas in der Luft. So viel war heute schon danebengegangen. Dort war etwas heruntergefallen, hier hatte der Drucker seinen Geist aufgegeben, die neue Farbe funktionierte nicht, kurz, man konnte den Eindruck haben, als läge trotz der strahlenden Sonnenscheins ein Schatten über dem gesamten Areal. Die ältere Dame, die ein Plakat für eine Zweigankündigung abholen will, wundert sich. “Sie kommen vergeblich, tut mir leid”. Und wie gern hätte ich gerade heute für ein Stündchen meinen Arbeitsplatz ins Café “Alte Schule” verlegt und meinen Reisebericht von der Fahrt mit dem Rudolf Steiner-Sonderzug RS 150 begonnen. Inspiriert vom Kaffeeduft, getragen von jener Stimmung, die mich seit meinem Besuch im Wiener Cafe Griensteidl in Wien nicht mehr so richtig loslässt. Sentimentalität oder die Hoffnung auf Begegnung? Eher das Zweite: Hier und jetzt mit Zeitgenossen, die Lust haben, sich für ein paar Minuten mit mir über diese Reise zu unterhalten. Sonderzug RS 150. TdZ berichtet von dieser Reise.

Lag etwas in der Luft? Heute, am 2. März, ist der Komponist Raimund Schwedeler im Altenwerk Schloss Hamborn verstorben. Noch im September des vergangenen Jahres hatten wir mit einem Festkonzert seinen 85. Geburtstag gefeiert. Ein Mensch, dem die Anthroposophie ein echtes Anliegen war, dessen pädagogische und kompositorische Intentionen tief in der Anthropsophie gründeten. Mein Reisebericht muss warten.

– reisebericht 1 | gespannte erwartung 24 02 11

Der erste Tag – vorerst einmal verhaltenes Interesse des Publikums auf dem Domplatz zu Köln. Kein Alaaf, ein Helau schon gar nicht, schließlich ist noch nicht Wiewerfastelovend. Nur ganz viele junge Menschen, erst auf dem Platz, dann auf der Treppe, die zum Dom hinaufführt, ein Eurythmie-Flashmob. Ein eurythmisches Halleluja. Flashmob? Das soll Anthroposophie sein? Die jungen Leute werden Schreitende, ernst und irgendwie feierlich. JeansträgerInnen, zwischen achtzehn und dreißig? Wenn die Zukunft zur Gegenwart wird, ist kein Platz für bange Gedanken. Allein schon dieser Auftakt lässt erahnen: der Steiner Express wird mehr “Mitreisende” haben, als auf der Passagierliste stehen; und dieser Zug wird nicht nach “Nirgendwo” fahren, wie der in der Schnulze von Christian Anders, sondern geradewegs in ein Abenteuer, geleitet von der Energie und dem Gestaltungswillen einer kleinen Gruppe von Menschen, die diese Reise möglich gemacht haben. Wo werden wir ankommen und wie?

Vera Koppehel und Stephan Siber sind die Initiatoren, die diesen Zug auf die Schienen gesetzt haben. Die Spannung ist ihnen anzumerken; wird alles klappen? Wir werden die beiden im Verlauf der Reise noch näher kennenlernen. Auf dem Bahnsteig gibt es Gedränge: Zugtaufe und bald wird es heißen: “Achtung auf Gleis 1 Abfahrt des Sonderzuges RS 150...” Winkend zurück bleiben viele jungen Menschen, StudentInnen der Alanus-Hochschule, die mit ihrem wunderbaren Flashmob an diesem Morgen vor dem Bahnhof und mit ihren Aktionen auf dem Bahnsteig gezeigt haben, dass sie im Geiste auf dieser Reise mit dabei sind.

– kein anschluss in diesem abteil

Einsteigen! Von Köln nach Kraljevec und dann nach Wien. Prägende Orte für das Leben und Wirken Rudolf Steiners. Gelegenheit, über das Verhältnis zu diesem Rudolf Steiner nachzudenken und den Versuch einer eigenen Standortbestimmung zu wagen? Wir sind zu zweit im Abteil, erst ab München und Graz werden weitere Fahrgäste dazustoßen, sie haben das ganze Abteil gebucht. Leider gibt es keinen Stromanschluss. Aber es hält mich sowieso nicht lange auf meinem Sitz im Abteil, denn es heißt erst einmal erkunden, was dieser Zug so alles bereithält. Gleich nach der Abfahrt beginnt im Clubwagen die erste Veranstaltung. Eine Gruppe junger Leute von der Alanus-Hochschule zitieren und rezitieren Steiner und andere Geistesgrößen – natürlich ist auch Götz Werner und das Grundeinkommen dabei – und sie scheuen sich nicht, Übersetzungen des Steiner-Werkes einzufordern. Wie sagte Steiner: “Ich will nicht verehrt, sondern verstanden werden.” Bei den Jungen heißt es so: “Wir wollen verstehen!” Kann etwas besseres passieren als die Forderung dieser Generation? Einer Generation, die mit Macbook, Internet, Wlan und der Bereitschaft aufwächst, sich ernsthaft einzubringen und nach Lebensentwürfen zu fragen, die nicht festgefahren, sondern – wie dieser Zug – in Bewegung sind?

Wie aber steht es mit mir? Bin ich in Bewegung? Oder befinde ich mich schon auf dem Abstellgleis vor dem Prellbock? Im bequemen Lokschuppen mit Heizung und Reinigungspersonal? Steiner – so scheint es angesichts seines monumentalen Werkes – war offensichtlich immer in Bewegung, er verbrachte den größten Teil seines Lebens in Zügen und auf Reisen. Es mag sein, dass das Reisen heute bequemer ist als damals, die Fragen bleiben dieselben. Woher komme ich, wohin gehe ich? Kein Anschluss unter dieser Nummer? Die Antworten liegen nicht am Horizont, sondern dort wo Vergangenheit und Zukunft eins sind. Sie liegen unter uns, während wir über die Schwellen donnern mit der E103, der legendären E-Lok vor diesem Sonderzug RS150. Realität. Gegenwart. Jetzt. Die Namen der jungen Leute können sie bei RS150_on_air nachlesen. Über die Schwellenerlebnisse von Gurus lesen sie an anderer Stelle.

Noch funktioniert die Lautsprecheranlage, später wird sie ihren Geist aufgeben. Immerhin hat sie länger gehalten als der Akku meines Laptops. Besuch im Abteil. Wir lassen uns von Anne Pauli als Zugchefin (sagt man so?) und Vera Koppehel auf das allerherzlichste begrüßen und bekommen unseren “Reispass”, in den wir – höchstpersönlich – unseren Namen eintragen müssen. Die Damen gehen durch den Zug und begrüßen jeden Fahrgast. So etwas sollte man doch endlich bei der Deutschen Bahn einführen.

Willkommensgesten in Mannheim, Stuttgart und Ulm. Schüler, Eltern und Lehrer mit Musik und Transparenten begrüßen den Zug und seine Passagiere mit Musik, Chorgesang und Jubelrufen. So ganz sicher bin ich mir nicht, dass die “Rudi Rudi...” rufenden Kleinen wissen, wem sie da jetzt gerade zujubeln, aber für sie ist es natürlich ein großer Spass und so etwas lässt man sich nicht entgehen. Journalisten mit Kameras, die Regionalpresse wird am nächsten Tag darüber berichten. Und Ihr wart dabei und habt uns und unseren Zug willkommen geheißen. Danke! Habe ich eben “unseren Zug” gesagt? Ist die anthroposophische Community – zumindest auf dieser Reise – doch eine Wir-Gesellschaft? Fast hat man den Eindruck, denn schnell kommt man miteinander ins Gespräches, schließlich hat man alle Zeit der Welt. Die Grundeinkommensaktivisten aber, die während des Aufenthalts in Ulm mal eben eine schnelle Krönungsaktion durchführen und das “Grundeinkommen” verteilen wollen, sind etwas knapp dran und müssen sich beeilen. Keine Zeit für einen Plausch mit FIU-Rappmann. Auch er heute ein König.

Ein junger dienstbarer Geist taucht auf, leert den Papierkorb, putzt die Abteilscheiben, lächelt und ist wieder verschwunden. So etwas, man nimmt es zur Kenntnis, freut sich und beim nächsten Mal liest man auf dem Namenschildchen: Martina K. Hoppla, man kennt sich ja schon über 20 Jahre, hatte sich allerdings aus den Augen verloren. Plötzlich ist da wieder Vertrautheit, sie hat mit unseren Kindern zusammmen gelacht, gespielt, gebastelt. Putzen ist meditativ, sagt sie und: “Ich mache das gern, es tut mir gut!” Irgendwann im Verlauf der Fahrt wird sie ein längeres Gespräch mit einem Herrn von einer Stiftung aus den Niederlanden haben. Deren Abteil ist nebenan. Sie möchte Sprachgestaltung studieren in Dornach und sucht noch Sponsoren. Ihr fröhliches Lächeln wird uns während dieser Reise begleiten. Ob sie wohl einen Sponsor gefunden hat? “Sprachgestaltung finde ich sehr wichtig”, sagt sie noch.

– drei glieder bodack bundesbahn

Der Abend in München – fröhlicher Empfang in der Stadt mit Herz. Wir checken in einem Hostel/Hotel in der Nähe des Bahnhofs ein, nur 5 Minuten bis zur U-Bahn, auf dem Abendprogramm steht ein Besuch in der Waldorfschule in Schwabing. Die einzige Waldorfschule in Deutschland übrigens, die ein McDonalds-Restaurant betreibt. Heute abend allerdings haben die Waldorf-Eltern für unser leibliches Wohl gesorgt und es gibt jede Menge leckerer Köstlichkeiten am Büffet.

Im Saal. Auf der Bühne Katja Axe und Jens Bodo Meier von der Goetheanumbühne mit drei Ausschnitten aus dem Leben des Johannes Thomasius aus den Mysteriendramen: “Hautnah”.

Dann erzählt uns Herr Bodack von seiner Zeit als leitender Mitarbeiter im Designzentrum der Deutschen Bundesbahn, als er das Bahnbetriebswerk in Weiden rettete, die Mitarbeiter zu Höchstleistungen anspornte und neue Wege, dreigegliederte, in die Betriebsabläufe einführte. Fast scheint es, als hätte die Bahn damals kurz vor der Einführung der Anthroposophie als Betriebsprinzip gestanden, so lebendig ist der Vortrag. Das es nicht so gekommen ist, davon kann man sich heute überzeugen, aber ein bisschen schön wäre es doch gewesen, oder? In diesem Zug leben einige der Ideen von Herrn Bodack und seinem Team fort, der Clubwagen wie auch die anderen – die Interregiowagen – mögen als Beispiel für organisches Design in diesen ansonsten rein technischen Zusammenhängen gelten.

Wie halten wir es in unseren Arbeitsverhältnissen? Was ist mit den Hierarchien, den Chefs, den Bestimmern? Leiten uns Gedanken, wie sie in den “Kernpunkten” gedacht werden oder wurschteln wir herum: man sollte, man könnte, man müsste? Wo lebt die Dreigliederung oder anders gefragt: Was ist das überhaupt? In diesem Moment lebt die Frage in mir wieder auf, überlagert den Vortrag fast ein wenig, hängt mir nach. Immerhin wissen wir, dass die Zeit der Gutsherren vorbei ist und – zumindest in den allermeisten unserer Zusammenhänge – weitgehend durch Kollegialität und den Willen zur Zusammenarbeit ersetzt wurde. Überall? Wie lange wird sie nachklingen, diese Frage?

Nun, zumindest bis heute, wo ich dann doch mal im Café sitze, das inmitten einer anthroposophischen Einrichtung zu finden ist. Wenn ich später wieder nebenan in meinem Büro sitze, werde ich diese Frage – hoffentlich – nicht vergessen haben. Aber auch das, was die beiden Mitglieder der Goetheanum-Bühne uns zeigen, die Szenen aus den Mysterien-Dramen, die dem Vortrag von Herrn Bodack vorangegangen waren, bleibt – ein bisschen – gegenwärtig; nur gut, dass es sich nachlesen lässt.

– zugang nur für berechtigte

“Beim Reisepass handelt es sich um diejenige Form des Passes, die für allgemeine Reisezwecke ausgestellt wird. Zu unterscheiden sind hiervon insbesondere der Dienstpass und der Diplomatenpass, die für Reisen der Repräsentanten des ausgebenden Staates in dienstlicher Eigenschaft bestimmt sind.” Sagt Wikipedia. Unser Reisepass ist etwas ganz besonderes. Er berechtigt uns nicht nur zur Mitfahrt in diesem TEE aus dem Jahre 1985, sondern auch zum Besuch der Matinee zu Steiners Geburtstag in der Wiener Nationalbibliothek. Daneben ist er ein schön gestaltetes Notizbuch mit der Option auf die Konservierung von Gedanken oder Ideen und weitere Stempel. Vielleicht nehme ich ihn in Zukunft überall dorthin mit, wo Anthropsophen arbeiten: In Waldorfschulen und heilpädagogische Einrichtungen etc. etc. Zwar wird er dort nicht als Eintrittspass benötigt, denn diese Einrichtungen sind – im Gegensatz zur Meinung mancher Unwohlgesonnenen – für jeden frei zugänglich. Aber ein Stempel der Einrichtung in diesem kleinen Büchlein, das hätte schon was.

– reisebericht 2 | der frühe vogel... 25 02 11

Die Abreise von München nach Kraljevec ist um 4:55 Uhr geplant und sie wird pünktlich erfolgen. Das ist ziemlich früh, aber trotzdem haben alle eine blendende Laune. So eine Reise ist schon etwas Besonderes. “Nein, Tee im Clubwagen gibt es erst in 10 Minuten.” Der Kaffee am Bahnhof war, wie jemand glaubhaft versichert, nicht zu genießen und beendet sein dürftiges und dünnes Dasein ungetrunken im Klo. Da kommen – etwas später – die beiden Steinmetzgesellen mit ihrem zünftigen Outfit und dem mobilen Bistro gerade recht. Kaffee, Tee und ein kleines Hörnchen. Dieses Frühstück lässt so ein leicht italienisches Gefühl aufkommen.

In wenigen Minuten erreichen wir Prien am Chiemsee. Wurde dort nicht von Waldorfschülern die erste Regio-Währung, der “Chiemgauer” erfunden? Die Chiemgauer-Webseite: “Das (..) aus einem Schülerprojekt in Prien entstandene Regiogeld versteht sich als Ergänzung des Euro um eine regionale Komponente und einige innovative Elemente. Insgesamt zielt der Chiemgauer als alternative Geldform darauf ab, dass die Wertschöpfung in einer eigenen Region bleibt. Auch sollen lebendige Innenstädte und Dörfer, intakte Vereinsstrukturen und ein helfendes Miteinander gefördert werden”.

Ein herzlicher Empfang, die Waldorfschule Prien lässt es sich nicht nehmen, uns ein Ständchen zu bringen. Die Raucher haben es auf dieser Reise übrigens nicht ganz leicht, ihren – zweifelsohne – lebensnotwendigen Nikotinbedarf zu decken. Manchmal sind die Aufenthalte arg kurz und so ein außerfahrplanmäßiger Sonderzug darf ja auch die streng geregelten Abläufe nicht stören.

Salzburg. Im Clubwagen lauschen die Passagiere Herrn Bodack, der scheint allgegenwärtig, beantwortet Fragen zum Zug und zu allem, was mit der Eisenbahn zu tun hat. Er hat ja auch wirklich eine ganze Menge zu erzählen. Etwas später kommt ein gewisser Daniell Porsche zu Wort, er liest aus seinem Buch über Schülerstreiche an der Waldorfschule. Noch ein prominenter Waldorfschüler, immerhin fährt er mit dem Zug und nicht mit seinem Porsche Cayenne. Ich schaue nur kurz hinein, im Clubwagen ist es während der “Rheingoldzeit” immer etwas eng. Beim nächsten “Event”, so beschließe ich, werde ich den Clubwagen etwas früher aufzusuchen. Etwas später ist dann doch Gelegenheit, mit ihm einige Worte zu wechseln. “Wenn Du den mal triffst, grüß ihn von mir!”, hatte mir ein alter Bekanner mal gesagt. Jetzt war es soweit. Inzwischen habe ich auch sein Schülerstreiche-Buch vom Verlag zur Rezension bekommen. Demnächst also hier bei TdZ eine Besprechung. Bald werden wir Graz erreichen.

– graz steiermark

Zurück im Abteil ist auf einmal Leben und ein munteres Treiben. Neue Fahrgäste sind zugestiegen. “Betriebsausflug” der medizinischen Sektion am Goetheanum. Auch hier findet nach einer Weile die Zeremonie der Passübergabe statt, wieder eine herzliche Begrüßung durch Vera und Anne, diesmal sind wir Beobachter.
Auf dem Weg durch den Zug. Die Gespräche der Mitreisenden werden intensiver. Viele kennen sich bereits, andere sind nach kurzer Zeit miteinander vertraut. Ahaaa, Schloss Hamborn... “Nein, ich bin kein Lehrer, ich wohne nur dort.” Kurze Begegnungen und doch schnell über das hinaus, was so gemeinhin Smalltalk genannt wird. Viele haben offensichtlich bereits die Steiner-Biographien von Zander, Ullrich und Gebhardt entweder selbst gelesen oder sind darüber informiert, immer wieder dringen Gesprächsfetzen an mein Ohr. Auch die Eurythmie ist ein Thema, nicht zuletzt durch die beiden roten Damen Andrea Heidekorn und Hannah Hardenberg.

– nicht müde werden. hilde domin.

Nicht müde werden
sondern dem Wunder
leise
wie einem Vogel
die Hand hinhalten.

Was ist es, das uns nicht müde werden lässt, wenn wir für eine Idee brennen, überzeugt sind? Ein Besuch im Presseabteil. Phillip und Jonas sind irgendwie immer aktiv. Da taucht die Idee auf, das erste Kapitel aus Robin Schmidts neuem Buch “Skizze” zu lesen. Iphone oder eine “Studioaufnahme”? Ich entschließe mich für das Handy und eine Aufnahme “mittendrin”. Gelingen wird es mir allerdings erst am nächsten Tag auf der Fahrt zwischen Cakovec und Wien, als ich ein einigermaßen unbelebtes Großraumabteil finde. Inzwischen ist die “Lesung” auf RS 150 on air eingestellt worden.

“Alle Zugreisenden mögen sich auf ihre Plätze begeben”, denn wir überqueren die Grenze zu Kroatien. Fast kommt ein wenig DDR-Feeling auf. Die Beamten haben diesen unbewegten Blick, der keine Annäherung zulässt. Füttern verboten. Stop! Die Kontrolle dauert eine ganze Weile, auch wurde inzwischen die Lok gewechselt, es geht jetzt viel langsamer weiter. Werden wir noch im Hellen in Kraljevec ankommen? Die Spannung steigt. In unserem Abteil herrscht derweil Arbeitsatmosphäre. Eine irgendwie “verdichtete” Atmosphäre im Abteil, die bestehen bleibt, auch wenn jemand plötzlich mit einer Frage an Michaela Glöckler oder irgendeinem Anliegen hereinplatzt. Und Fragen und Anliegen scheint es einige zu geben. In der Tat ist es ein Betriebsausflug der anderen Art. Begonnene Arbeit wird fortgesetzt, man liest Peter Selg: Rudolf Steiner und Christian Rosenkreutz... tauscht sich darüber aus. Und nein, es stört nicht, wenn wir zuhören.

reisebericht 3 | ankomme freitag den 25. in Kraljevec, Kroatien

Was für ein Empfang! Das ganze Programm. Honoratioren, Blaskapelle, Mitbringsel. Publikum. Trotz schneidender Kälte ist ein fröhliche Stimmung über der Gesellschaft. Die Begrüßungsreden werden übersetzt, als der Bürgermeister fertig ist, ist auch mein Aufnahmegerätchen soweit. Achim Hellmich schreibt in der Wochenschrift in seinem Bericht über die Reise: “Der Bürgermeister hält eine engagierte und bewegende Rede, eine ehrliche Hommage an Rudolf Steiner. Stolz sei er, der Bürgermeister, auf diesen “größten Sohn des Ortes”, fasst er seine Rede in einem Schlussatz zusammen. Mich berührt die Rede, ja die ganze Atmosphäre, ist es doch, wie auch der ganze folgende Abend, diese große seelische Offenheit, eine uns alle umfassende Herzensweite.” Schöner als Achim Hellmich hätte ich es jetzt wohl auch nicht ausdrücken können.

Jetzt spricht Vera Koppehel. Ihre und Stephan Sibers Initiative hat diesen Zug auf die Schienen gebracht und möglich gemacht, dass hier in Kraljevec vor dem “Geburtshaus” Rudolf Steiners jetzt über 200 Zugreisende gemeinsam mit den Dorfbewohnern stehen und nicht nur Rudolf Steiner, sondern auch diesen beiden ihre Reverenz erweisen. Die Freude über den großartigen Empfang und darüber, die Sympathie der Anwesenden spüren zu können, ist nicht zu übersehen. Die beiden Tauben, die Vera fliegen lässt, sind für mich in diesem Moment ein Sinnbild für die Gedanken, die über Grenzen hinweg die Herzen und Seelen der Menschen miteinander vereinen können. Wird irgendwann eine friedliche und geistgetragene Gemeinschaft über Grenzen hinweg möglich sein? Die jüngsten politischen Ereignisse wirbeln plötzlich durch mein Hirn. Aber warum so weit? Mubaracks und Ghadafis gibt es überall, manchmal reicht es, sich auch in unmitelbarer Nähe etwas umzuschauen, die allgegenwärtigen Machtdemonstrationen und deren Auswüchse in Politik und Gesellschaft, lassen sich überall finden.

– überraschung. johann sebastian bach

Das Kraljevecer “Protokoll” sieht einen Kirchenbesuch mit Überraschungskonzert vor, anschließend einen kroatischen Abend im Gemeindehaus. Die Kirchentür ist noch verschlossen, wir schaffen es durch den Seiteneingang, es ist kaum durchzukommen. Wir finden einen Platz an der Seite, nach einer Weile schließe ich die Augen, lausche Miha Pogagnik. Die beiden Damen neben mir haben sich offensichtlich Wichtiges zu erzählen, was den Kunstgenuss leider etwas trübt. Es ist kalt. Schweigend gehen wir nach dem Besuch der Kirche in Richtung Gemeindehaus, wo uns ein mitreißendes Konzert mit Gesang und Kindertanz erwartet. Die Musik ist “unplugged” und die Kinder singen und tanzen wunderbar. Am Büffet gibt es köstliche kroatische Spezialitäten.

Der Übersetzer, der die Reden am Geburtshaus wunderbar übersetzt, spricht mir freundlicherweise die Übersetzung der ersten Ansprache auf mein Aufnahmegerät, danach stelle ich fest, dass leider auch die anderen Reden nicht auf meinem Iphone zu hören sind. Schon wieder! Allerdings entdecke ich plötzlich, dass es kein technischer Fehler, sondern “menschliches Versagen” ist. Ich beschließe, der Apple-Hotline ein Entschuldigungsmail zu senden. Nein, das Gerät ist doch in Ordnung. Sie haben keine Schuld. Ich bin zu blöd.

Blick auf die Uhr, der Zug wird bald abfahren, wir müssen los. Wir laufen durch die kalte Nacht in Richtung Bahnhof, diesmal ohne Blasmusik. Ein herzlicher Abschied am Bahnhof und es geht nach Cacovec, dort erwartet uns eine Eurythmieaufführung und dort ist auch unser Hotel. Der Weg zur Stadthalle führt uns durch einen Park und durch eine ziemlich verfallene Burganlage, biertrinkende und grölende Jugendliche begrüßen uns lautstark – sie werden auf dem Rückweg immer noch da sein, sie haben wohl nicht auf uns gewartet, eher scheint es, als seien sie immer hier.

Die Halle scheint ausverkauft, wir haben einen Platz ganz vorn. Begrüßung, kleine Ansprachen, und dann beginnt die Eurytmieaufführung des Eurythmie-Ensembles Zagreb. Getragen, klassisch. Das Programm besteht aus zwei Teilen, der zweite schafft es, die bis dahin eher verhaltene Aufmerksamkeit des Publikums plötzlich umzuwandeln. Das Ensemble, der Moderator und sein kleiner Freund gaukeln um die Wette. Riesenapplaus.

Es war ein langer Tag. Die Zimmer im Hotel sind eiskalt, aber wir schlafen tief und fest. Leises Wummern aus der Disco, wir haben Glück, sie ist in einem andern Teil des Hauses. Beim Frühstück am anderen Morgen treffen wir zwei nette Menschen, Freunde von Freunden. Wozu brauchen wir eigentlich Facebook? Wir sprechen über Bilder, Malerei und darüber, wie es ist, Hausmeister an einer Schule zu sein. Ein Blitzlicht und eine kurze Momentaufnahme, aber auch eine kurze Lehrstunde, wie Menschen in bestimmten sozialen Zusammenhängen manchmal ticken oder wie sie auch manchmal scheitern. Kindheitserinnerungen steigen auf, wenn man selbst einige Jahre im direkten Umfeld einer Schule großgeworden ist.

reisebericht 4 | nächster halt: neudörfl 26 02 2011

Ausstieg in Fahrtrichung links? Wolfgang Zumdick liest im Clubwagen aus seinem Reiseführer “Rudolf Steiner in Wien.” Doch bevor wir in Wien einreisen, stehen Neudörfl und Brunn am Gebirge auf dem Programm. Auch in Neudörfl ein sehr freundlicher Empfang, am Bahnhof wieder einige Begrüßungsworte, dann eine Führung durch den Ort. Die Schule, die Häuser der “Kleinhäusler”, der Garten, die Kirche. Ein Besuch im Rudolf Steiner “Seminarhaus”, Kaffee und Kuchen, Eintrag ins Gästebuch und der erste Stempel im Reisepass mit Unterschrift des Bürgermeisters.

Pottschach allerdings, den Ort, in dem Steiner seine ersten Lebensjahre verbracht hat, berührt unsere Reiseroute nicht. Steiner selbst über Pottschach in seinem Lebensgang: “Auf dem kleinen Bahnhofe aber vereinigte sich alles Interesse auf den Eisenbahnbetrieb. Es verkehrten zwar damals in dieser Gegend die Züge nur in größeren Zeitabständen; aber wenn sie kamen, waren zumeist eine Anzahl von Menschen des Dorfes, die Zeit hatten, am Bahnhof versammelt, um Abwechslung in das Leben zu bringen, das ihnen sonst anscheinend eintönig vorkam. (...) Ich glaube, daß es für mein Leben bedeutsam war, in einer solchen Umgebung die Kindheit verlebt zu haben. Denn meine Interessen wurden stark in das Mechanische dieses Daseins hineingezogen. Und ich weiß, wie diese Interessen den Herzensanteil in der kindlichen Seele immer wieder verdunkeln wollten, der nach der anmutigen und zugleich großzügigen Natur hin ging, in die hinein in der Ferne diese dem Mechanismus unterworfenen Eisenbahnzüge doch jedesmal verschwanden.”

Da sehe ich plötzlich – es ist Jahre her – vor mir die hochgezogenen Augenbrauen eines Waldorflehrers, als wir einmal über Spielzeug und Modelleisenbahnen für kleine Waldorfjungens reden.

Der nächste Halt ist in Brunn am Gebirge, wir werden abgeholt und laufen durch den Ort zum Gliedererhof, hier hat die Familie Steiner von 1882 bis 1887 in äußerst bescheidenen Verhältnissen gewohnt, heute würde es heißen 2 ZKDB. Immerhin ein Zimmer für den Studiosus. Hier schrieb er die “Grundlinien einer goethischen Erkenntnistheorie”, die Vorstufe zu seiner Philosophie der Freiheit. Der Gliedererhof ist heute ein Heimatmuseum. Es gibt eine kleine Führung durch das Museum und im Hof Punsch und Gespräche. Im hinteren Teil des Gartens steht der Grabstein der Eltern und der Schwester Rudolf Steiners. Begraben sind Steiners Eltern allerdings in Horn in Niederösterreich. Wir verlassen den “Gliedererhof” durch den “Hinterausgang”, der von manchem Hausbewohner nach dem Wirtshausbesuch auch als Eingang benutzt wurde, wie uns erzählt wird.

– nebenbei 1980... 12 03 2011

Ich bin gerade 3 Tage an der Ostsee. Kurzurlaub. – Ach ja, die 80er des vergangenen Jahrhunderts. Hundert Jahre nach Steiners Zeit in Brunn. Aufbruch und Begeisterung für Neues. In diesem Jahrzehnt wurden die meisten Waldorfschulen gegründet, Euphorie prägte eine ganze Generation. Es war die Hochzeit der Anthroposophie, wie mir scheint. Aber es war auch die Zeit von Tschernobyl. Eine Zeitenwende? Die aktuellen Berichte aus Japan lassen diese Zeit noch einmal in aller Deutlichkeit vor Augen stehen. Wann werden wir endlich lernen, die Welt so zu behandeln, wie wir uns wünschen behandelt zu werden. Dort stehen zwei AKW kurz vor der Kernschmelze, ein Tsunami hatte dafür gesorgt, dass die Systeme kollabierten, die Kühlung ausgefallen ist, bereits 51.000 Menschen seien evakuiert, liest man in der nzz-online. “Keine Gefahr für Deutschland” heißt es bereits wieder, Japan sei zu weit weg. Gefahr – auch das ist ein Thema, wenn nicht sogar das wichtigste? – besteht allerdings für die Rückversicherer, denn die müssen jetzt vermutlich ziemlich tief in Vollen greifen. In die vollen Taschen. Was wohl werden die “Wirtschaftsweisen” dem staunenden Volk in ihren “Herbstgutachten” verkünden? Die schlechte Wirtschaftslage sei den internationalen Krisen in der arabischen Welt und den Naturkatastrophen geschuldet. Und der deutsche Normalmichel wird seinen Atomkraftbutton wieder verschämt in der Schublade verstauen und seufzend vor dem Fernseher sitzen. “Same procedure as every year”. Oder rheinisch: “Wat willste maache?” Das es offensichtlich nicht ganz so einfach ist, wie ich es Eingangs dieses Textteils dargestellt habe, dürfte inzwischen (18.03.2011) ziemlich eindeutig sein. Wie stehen eigentlich die Anthroposophen zur Atomkraft? Mir fällt ein, dass ich mal wieder nach Peter von Siemens googlen muss. Inzwischen hat die Katastrophe schier unglaubliche Dimensionen angenommen.

reisebericht 5 | wien hauptbahnhof

Der Weg vom Bahnhof in das Hostel dauert knapp 10 Minuten – hier gibt es für ein paar Mitreisende ein paar Unklarheiten, wir hatten allerdings unabhängig gebucht und alles geht unkompliziert. Komme ich heute mal dazu, so etwas wie den Beginn eines Reiseberichtes zu schreiben? Als ich im Eingangsbreich des Hostels meine Mails abrufe, erzählt mir Curro Cachinero, der einen Bericht für die Drei schreiben wird, von neuen Formen der Landwirtschaft. CAS, was mir auf den ersten Blick wie ein etwas modifiziertes Modell aus den 1980er Jahren erscheint. Ein Modell für die Zukunft? Verbraucher fördern eine Landwirtschaftsgemeinschaft nicht über die Preise der Produkte, sondern durch die Finanzierung der Landwirte.

– wien der morgen danach 27 02 11

Festliche Kleidung ist angesagt, es geht in die Wiener Hofburg, genauer gesagt in die Österreichische Nationalbibliothek in der Wiener Hofburg. Es dauert eine Weile bis der Eingang gefunden wird, man sieht bekannte Gesichter, suchend, fragend, das Areal hier ist weitverzweigt und durchaus ein wenig unübersichtlich. Im Festraum der National-Bibliothek ist Matinee zu Ehren Rudolf Steiners. Den Ehrenschutz – so etwas wie die Schirmherrschaft – hat der österreichische Bundespräsident Fischer übernommen, der aber leider nicht zugegen sein wird. Er lässt grüßen. Eintritt nur mit gültigem Reispass. Eine freundliche VIP-Dame stellt mir ihren – reservierten – Platz in der zweiten Reihe zur Verfügung, so kann ich wenigstens ein paar Fotos machen. Vera Koppehel und Stefan Siber führen durch diese Veranstaltung, für sie dürfte dies – nach all den gelungenen Aktionen im Zug, nach Kraljevec, Neudörfl und Brunn am Gebirge – jetzt wohl der krönende Abschluss dieser großartigen Reise sein. RS150 – der Sonderzug Rudolf Steiner – ist angekommen.

Cellomusik, Paul Hindemith und Egon Wellesz, gespielt von Prof. Rudolf Leopold. Walter Kugler ist in Redelaune, er schlägt einen Bogen von Ludwig Wittgenstein “Man muss nur viel verrückter denken als die Philosophen, um ihre Probleme lösen zu können”, zu Rudolf Steiner und spricht von den Ver-Rückungen Steiners, der alles andere als ein Mainstream-Philosoph gewesen sei.

Reden zur aktuellen Situation der Waldorfpädagogik in Österreich schließen sich an, souverän führen Vera und Stephan durch das Programm und Wolfgang Zumdick liest noch einmal ein Kapitel aus seinem neuen Reiseführer “Steiner in Wien”.

Im Anschluss an den offiziellen Teil gibt es sehr leckere Demeter-”Butterbrote” und -Säfte. Noch einmal eine gute Gelegenheit, die ein oder andere Bekannschaft zu vertiefen oder auch noch neue Bekanntschaften zu knüpfen. Die Gesichter der Mitreisenden sind inzwischen vertraut geworden, so dass es nicht schwer fällt, ins – zumeist – kurze Gespräch zu kommen. Das Proramm des Tages allerdings geht weiter, wir beschließen, die Nationalbibliothek etwas näher in Augenschein zu nehmen und erst beim nächsten Wienbesuch auf Steiners Spuren zu wandeln, hoffend, dass Stephan Siber uns dann Gesellschaft leisten kann und will.

– bücher bücher bücher... die nationalbibliothek

Der barocke Prunksaal gehört zu den wohl schönsten Biliotheken der Welt. Wir haben einen “lebendigen” Audio-Guide, sie erzählt uns über den Bauherrn, das war Karl der VI. und einiges über die Entstehungsgeschichte und die Besonderheiten dieses altehrwürdigen Saales. Über 200.000 Bücher haben hier ihren Platz gefunden, sortiert nach Größe und Farben. Steht hier also Rudolf Steiner neben Kochbüchern? Möglich. Allemal interessant ist es, dass hier jedes Buch, also auch das älteste ausgeliehen werden kann, allerdings dürfen die Bücher dann das Haus nicht verlassen, sondern müssen im Lesesaal gelesen werden.

reisebericht 6 | wien am nachmittag 27 02 11

Am Nachmittag treffen wir vor dem Belvedere – als Walter Kugler einen Vortrag über Rudolf Steiner und den Kinetismus hält – einen alten Freund, der jetzt schon einige Tage in Wien lebt. Es ist Dieter Kumrow, dessen Thema immer wieder die Frage nach einer neuen Alterskultur ist und der im Besonderen sich mit dem Thema Demenz und Spiritualität auseinandersetzt. Sein Aufsatz “Demenz und Trauma” gehört zu den am meisten gelesenen Beiträgen dieser Internetseite. Wir beschließen, den Tag im Café Griensteidl ausklingen zu lassen und ein paar Erinnerungen aufzufrischen, es gibt einiges zu erzählen. Außerdem steht als letzter Programmpunkt für den heutigen Tag im Griensteidl die Lesung von Wolfgang Zumdick auf dem Programm.

Das Kaffeehaus war ein sehr beliebter Aufenthaltsort Steiners. Vorstellbar allerdings, dass die Atmosphäre seinerzeit – durch die rauchenden Gäste – eine ganz andere gewesen sein wird. Obwohl ich selbst Nichtraucher bin: frischrenoviert und ohne Raucher ist ein Kaffeehaus eben nur ein Kaffeehaus. Dabei erfüllt der Kellner – hier heißt er Ober – jedes Klischee, das man aus alten Filmen mit Theo Lingen kennt. Blasiert und so von oben herab, dass es eine wahre Freude ist. Gemessen daran sind selbst Praktiker-Filialen in Deutschland “Service-Oasen”. Wir beschließen, auf den Zumdick-Vortrag zu verzichten und bleiben im Gespräch. Als wir das Griensteidl verlassen und noch eine Weile durch die spätabendliche kalte Wiener Nacht laufen, zieht in Gedanken noch einmal dieser Geburtstag Steiners an mir vorüber. Ob er ihn wohl auch manchmal im Griensteidl gefeiert hat? Hat er ihn überhaupt gefeiert? Hat er in der Nationalbilbliothek recherchiert, so wie wir heute Google für unsere Nachforschungen benutzen? Ich merke, auch ohne Lesung hat Wolfgang Zumdicks Reiseführer bereits gewirkt.

– wiener schule | konzert am morgen 28 02 11

Der Abschied am Bahnhof ist musikalischer Art, die 11 und 12 Klasse der Wiener Steiner-Schule gibt ein hinreißendes Konzert von Klassik bis Gospel und dazu machen die roten Damen noch einmal eurythmisch mobil. Der Zug steht bereits unter Strom, ein letzter wehmütiger Blick zurück – schön war es in Wien – und dann geht es nach Köln zurück. Die Mitreisenden steigen nach und nach an den einzelnen Stationen wieder aus und gehen inzwischen wieder – genau wie ich – ihrem alltäglichen Tagwerk nach. Was hat diese Reise mit ihnen gemacht? War es ein Trip in die Vergangenheit oder doch eine Reise in die Zukunft?

Die Berichte sind inzwischen fast alle erschienen und wurden von vielen Menschen gelesen oder – im Falle des Deutschlandfunkjournalisten – sicher auch gehört. Ihnen allen ist trotz unterschiedlicher Gewichtungen etwas gemeinsam: Dass die Einladung zu dieser Reise eine der besten Ideen war, die man haben konnte, um Rudolf Steiner zum 150. Geburtstag zu gratulieren. Die immerhin über zweihundertköpfige Geburtstagsgesellschaft ist wieder auseinandergegangen, aber diese fünf Tage mit ihren vielen schönen Erlebnissen haben für mein Empfinden dafür gesorgt, dass ein Bewusstsein von Zusammengehörigkeit und Nähe entstanden ist, das uns über diese Tage hinaus tragen und Gemeinsamkeit schaffen kann, die helfen kann, die veränderte Zeitlage, so wie sie uns derzeit entgegenkommt mit all den Schwierigkeiten und Notlagen, doch zu meistern.

Denn so viel ist inzwischen passiert, die Welt ist nicht mehr wie sie war, als wir am Abend gegen 22:00 Uhr in Köln ankommen; müde, aber erfüllt von Dankbarkeit all den Genannten und Ungenannten gegenüber, deren Tatkraft und unermüdlicher Einsatz dafür gesorgt hat, dass wir ein solch grandioses Erlebnis haben durften. Danke!’

1 opmerking:

barbara2 zei

na den von michael hättest du ja verlinken können. es gibt übrigens noch einen dritten in der info3 vom april.alles drei hintereinander zu lesen ist interessant.

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(Hilversum, 1960) – – Vanaf 2016 hoofdredacteur van ‘Motief, antroposofie in Nederland’, uitgave van de Antroposofische Vereniging in Nederland (redacteur 1999-2005 en 2014-2015) – – Vanaf 2016 redacteur van Antroposofie Magazine – – Vanaf 2007 redacteur van de Stichting Rudolf Steiner Vertalingen, die de Werken en voordrachten van Rudolf Steiner in het Nederlands uitgeeft – – 2012-2014 bestuurslid van de Antroposofische Vereniging in Nederland – – 2009-2013 redacteur van ‘De Digitale Verbreding’, het door de Nederlandse Vereniging van Antroposofische Zorgaanbieders (NVAZ) uitgegeven online tijdschrift – – 2010-2012 lid hoofdredactie van ‘Stroom’, het kwartaaltijdschrift van Antroposana, de landelijke patiëntenvereniging voor antroposofische gezondheidszorg – – 1995-2006 redacteur van het ‘Tijdschrift voor Antroposofische Geneeskunst’ – – 1989-2001 redacteur van ‘de Sampo’, het tijdschrift voor heilpedagogie en sociaaltherapie, uitgegeven door het Heilpedagogisch Verbond

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