‘De IKON (Interkerkelijke Omroep Nederland) verricht media-activiteiten namens acht kerkgenootschappen, namelijk:De Vrije Evangelische Gemeenten, de SKIN en de Raad van Kerken in Nederland zijn waarnemende leden.’
Deze IKON beheert ook de website Kerknieuws.nl. En daar vinden we op de homepage deze link: ‘DI 30.11 11.59 Evangelien gaan over twee Jezussen’. Met als inhoud:
‘De evangeliën zouden niet verhalen over één, maar over twee Jezussen. Dat schrijft Hans Stolp in zijn onlangs verschenen boek “Het geheim van de twee Jezuskinderen“. Aanwijzingen voor dit geheim kunnen we volgens de auteur terugzien in de kunst van bijvoorbeeld Leonardo da Vinci.
In zijn boek schrijft Stolp dat er een Jezus, Priester-Messias, en een Jezus, Koning-Messias, waren. Het Lukas-evangelie zou over de Priester-Messias vertellen, het Mattheus-evangelie over de andere Jezus. De grote verschillen tussen de twee evangeliën kunnen volgens Stolp er alleen maar op wijzen dat er sprake is van twee Jezus-kinderen.
De twee Jezussen werden min of meer gelijktijdig geboren en kenden elkaar. Als 12-jarigen waren zij samen in de tempel in Jeruzalem. Kort daarna stierf de Jezus, Koning-Messias.
De Koning-Messias bereidde de weg voor de Priester-Messias voor. Na zijn dood ging zijn ik-kracht (“ziel”) over in het lichaam van de andere Jezus, die daardoor met meer kracht naar buiten kon treden. Deze Jezus stierf uiteindelijk aan het kruis.
Het geheim is niet nieuw, zo schrijft Stolp. De Essenen (joodse sekte) waren in de eerste eeuwen na Christus’ dood op de hoogte van het geheim en ook de kunstenaar Leonarde da Vinci, die in zijn kunstwerken subtiele verwijzingen verwerkte, zoals in het schilderij Madonna op de rotsen. Het was Rudolf Steiner die het geheim in de moderne tijd onthulde.Bron: IKON’
Over Hans Stolp schreef ik voor het eerst op 7 september 2008 in ‘Zondag’. En over het thema van de twee geboortes had ik het op 26 december 2009 in ‘Geschiedenis’, om er op 7 januari van dit jaar op terug te komen in ‘Perikoop’. De commentaren die het stuk tekst op de IKON-website over Hans Stolp oplevert, tonen dat niet iedereen mee kan komen met het verhaal over twee Jezuskinderen, om het zacht uit te drukken. Maar dat hoeft geen verwondering te wekken. Wel dat de IKON er zo soepel aandacht aan besteed. Ik geloof niet dat de acht kerkgenootschappen die erin vertegenwoordigd worden, het bovenstaande gegeven erg licht opnemen. Of zou hier journalistieke vrijheid heersen?
Dan heb ik nog ander nieuws. Het betreft min of meer hetzelfde als wat op 25 november in ‘Buchmesse’ aan de orde kwam: drie nieuwe (Duitstalige) biografieën van niet-antroposofen over Rudolf Steiner. Een daarvan wordt besproken door de onvolprezen Wolfgang G. Vögele, u weet wel, de schrijver (of liever gezegd: de samensteller) van ‘Der andere Rudolf Steiner’, het boek met onder meer kritische noten van tijdgenoten van Steiner. Vögele kan dus moeilijk kritiekloosheid worden verweten. Ik heb hem hier al verschillende keren eerder aangehaald, op 10 april in ‘Niveau’, op 16 juni in ‘Kippen’ en op 14 oktober in ‘Kruisbestuivingen’. Gisteren publiceerde News Network Anthroposophy (NNA) zijn ‘Anthroposophie als Black Box’ (tegelijk kwam dezelfde uitvoerige recensie terecht op Anthromedia), met deze inleiding en ondertitel:
‘Rudolf Steiner im DiskursSpätestens seit der diesjährigen Doppelausstellung zu Rudolf Steiner im Kunstmuseum Wolfsburg (NNA berichtete) wurde deutlich, dass Steiner als Vor- und Querdenker nichts von seiner Aktualität eingebüßt und seine Nische in der anthroposophischen Bewegung endgültig verlassen hat. Das zeigt sich auch in drei Biographien, die jetzt anlässlich seines bevorstehenden 150. Geburtstags in verschiedenen Verlagen außerhalb der anthroposophischen Szene erscheinen. Mit Heiner Ullrich und Helmut Zander sind zwei altbekannte Autoren dabei, neu in der Reihe der Steiner-Biografen ist die Historikerin und Journalistin Miriam Gebhardt. Insgesamt 1000 Seiten ist den gutbürgerlichen Verlagen offensichtlich Steiners Jubiläum wert. Den Auftakt bildete in dieser Woche der C.H. Beck-Verlag mit dem Buch “Rudolf Steiner. Leben und Lehre” aus der Feder des Mainzer Erziehungswissenschaftlers Heiner Ullrich. Was bringt es dem Leser? NNA-Korrespondent Wolfgang G. Vögele hat es sich angesehen.’
Ondanks alle copyrights die bij NNA liggen, laat ik die recensie hier graag in zijn geheel volgen, dan bent u helemaal bij en op de hoogte:
‘Den neuesten Forschungsstand und eine größtmögliche Fairness in der Darstellung kündigt Ullrich in der Einleitung an. Eine “kritische, aber nicht polemische Außenperspektive” soll all jenen weiterhelfen, die “wissen wollen, was es mit der Lehre des Rudolf Steiner auf sich hat.” Laut Verlag soll mit dem Buch ein allgemeinverständlicher Überblick vorgelegt werden. Diesem Anspruch wird Ullrich gerecht, das Buch liest sich flüssig und ist übersichtlich gegliedert.
Ullrich schildert zunächst die erstaunliche Karriere Steiners vom Sohn eines kleinen Bahnbeamten bis zum weltweit beachteten Begründer der Anthroposophie. Es folgt ein Überblick über dessen Lehre, einschließlich ihrer philosophisch-weltanschaulichen Grundlagen. Schließlich beschreibt Ullrich deren wichtigste Anwendungsgebiete von der Landwirtschaft bis zur Medizin. Besonderes Augenmerk gilt dabei der Waldorfpädagogik, die der Autor als größten Erfolg Steiners bezeichnet. Das Buch zielt damit vor allem auf den “Kundenkreis” der praktischen Anwendungsfelder der Anthroposophie, die Waldorfeltern, die Käufer von Demeterwaren in den Bioläden oder auch die Patienten in den Einrichtungen der anthroposophisch erweiterten Medizin.
“Was es mit der Lehre auf sich hat” – hinter dieser allgemeinen Formulierung in der Einleitung verbirgt sich ein Erkenntnisinteresse Ullrichs, das erst später offensichtlich wird: Über den Nachvollzug von Steiners Biographie und der Darstellung der Praxisfelder der Anthroposophie hinaus interessiert den Erziehungswissenschaftler Ullrich vor allem die Frage, ob die Anthroposophie aus wissenschaftlicher Sicht ein ernstzunehmender Diskussionspartner sein kann. Diese Frage wird in Kapitel zwei “Die Lehre” eindeutig beantwortet. “Zwischen der ‘essentialen Wissenschaft’ Steiners (und auch Goethes) und der Forschungspraxis sowie dem theoretischen Selbstverständnis der modernen Wissenschaften besteht eine unüberbrückbare Kluft.” (S. 109)
Steiner sei ein Gnostiker, schreibt Ullrich in Anlehnung an Koslowski (1988). Seine angeblichen Beobachtungsresultate beruhten nur auf subjektiver Glaubensgewissheit. Seine Erkenntnistheorie sei nicht voraussetzungslos, wie die Anthroposophen noch immer glauben, sondern ein Rückgriff auf antiken Neuplatonismus, vor allem auf Plotin und dessen gnostische Selbsterlösungslehre. Wie für bestimmte mittelalterliche Scholastiker seien Ideen für Steiner etwas Wirkliches. Kant jedoch habe bewiesen, dass Ideen nur “regulative Prinzipien und keine Erfahrungsgegenstände” seien. (S.107) Was bei Kant in “lebendigem Nichtwissen” bleibe, erhebe Steiner als neuplatonischer Gnostiker zum “Wissen”. Steiner, der Kant nie begriffen habe, sei aber auch kein reiner Mystiker, sonst wäre er sprachlos, sondern betreibe eine “rationalisierte Mystik”, die weder religiös noch wissenschaftlich sei. Steiners angebliche Wissenschaft sei nur Weltanschauung (S.108). Er lasse sich nicht auf Empirik oder historisch-kritische Einzelwissenschaften ein, die er als ideenblind abqualifiziere. Auch Goethes Wissenschaftsbegriff sei antik und vorneuzeitlich.
Die Steinersche Erkenntnislehre stellt nach Ansicht Ullrichs den Versuch dar, Sinnentleerung und Verarmung des Wirklichkeitsbezugs als Folge der kritischen Philosophie und der empirisch-exakten Naturwissenschaften zu überwinden. Remythologisierung bedeutet für Ullrich die “Vorstellung von einer reicheren Welt, die als konkrete Ganzheit erfahrbar ist.” (ebd.) Hier sieht er Rudolf Steiner als Nachfahre der deutschen Romantik, die die Wiederversöhnung von Wissenschaft, Religion und Kunst betrieben habe.
Bereits die Überschrift seiner Einleitung (“Das Rätsel Steiner”) deutet auf eine für Ullrich ungelöste Frage hin, die den Hintergrund des ganzen Buches bildet: Wie kann aus einer Weltanschauung, die Ullrich als “Kritik an der neuzeitlichen Vernunft” (S.110) und Versuch der “Remythologisierung” (ebd.) einstuft z.B. eine derart erfolgreiche pädagogische Praxis wie die der Waldorfschule entstehen?
Viele Anleihen bei Helmut Zander
In der Darstellung von Steiners Leben hält sich Ullrich weitgehend an dessen Autobiographie, die er allerdings vorwiegend als Selbstdeutung einstuft, die Leben und Werk im Nachhinein in eine stimmige Entwicklung gebracht habe. Wie fast alle Steinerkritiker hebt Ullrich demgegenüber für ihn offensichtliche Diskontinuitäten und Widersprüchlichkeiten in Steiners Leben hervor und besteht auf der historischen Kontextualisierung seines Werks. Er bedauert, dass es bis heute keine quellenkritische Biographie Steiners gebe, die Brüche und Krisen herausarbeite. Die dazu bislang “zuverlässigsten Befunde” sieht Ullrich in Helmut Zanders monumentaler Studie “Anthroposophie in Deutschland” (2007). Bei seiner Beurteilung von Steiners Leben und Werk übernimmt Ullrich viel von Zanders kritischen Positionen. Mit der Tatsache, dass diesem von Fachleuten massive methodische und inhaltliche Mängel nachgewiesen wurden (Linksammlung mit Veröffentlichungen von und über Helmut Zander: http://www.geistesschulung.de) setzt sich Ullrich dabei nicht auseinander.
Rudolf Steiner wird als sozial entwurzelter und auch geographisch heimatloser Mensch dargestellt (S.14), gescheitert auf seinem Berufsweg und glücklos in der Ehe. Trotz schulischer Lernerfolge sei Steiners kultureller Horizont beschränkt geblieben, der Anschluss an die Wiener Avantgarde sei ihm schon aufgrund seiner bescheidenen Vorbildung versagt geblieben. Als Beispiel dafür nennt Ullrich Steiners Kritik an Sigmund Freud. Dass die Psychoanalyse erst in einer Zeit publik wurde, als Steiner längst nicht mehr in Wien lebte, wird nicht bedacht. Seine Darstellung, Steiner sei erst “in den letzten Wiener Jahren” mit Theosophen in Kontakt gekommen, ist inzwischen durch die aktuelle Steiner-Forschung im Rahmen der anthroposophischen Forschungseinrichtungen überholt (vgl. Robin Schmidt “Rudolf Steiner und die Anfänge der Theosophie”, Dornach 2010, S. 97). Ullrich scheint aber generell Studien anthroposophischer Forscher eher misstrauisch gegenüberzustehen. Er bezieht sie kaum in den in der Einleitung anvisierten aktuellen Forschungsstand mit ein.
Für Ullrich ist Steiners Erfolglosigkeit im akademischen Milieu seiner Zeit ein entscheidendes Motiv für dessen Hinwendung zur Esoterik. Steiners Sinnsuche und seine Geldnöte seien mit der Übernahme des Amts des Generalsekretärs der deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft schlagartig beendet worden. Diese Gesellschaft sei ein hierarchisch-elitärer, quasi vormoderner Geheimbund gewesen. Mit seiner “Konversion” zur Theosophie habe Steiner sein ursprüngliches Projekt einer wissenschaftlich begründeten Weltanschauung endgültig aufgegeben.
Ullrich ist um eine historische Kontextualisierung Steiners bemüht. Damit will er zeigen, dass Steiners Ideen in vielen Bereichen so originell nicht gewesen seien oder dass er sie sogar von anderen bezogen habe. So weise beispielsweise die Eurythmie Parallelen zu lebensreformerischen Tanzbestrebungen (Isadora Duncan) auf. Wie diese sei die Eurythmie auf antike Tempeltänze zurückführbar. Hier berührt Ullrich die Ambivalenz der Moderne zwischen Rationalität und Irrationalität, ohne seine eigene Definition der Moderne klarzulegen. Die Anthroposophie scheint für ihn aber eher die irrationale Seite der Moderne zu repräsentieren.
Auch das erste Goetheanum sei keine genuine Schöpfung Steiners, sondern gehöre konzeptionell zu jenen “alternativreligiösen Tempeln”, wie sie schon um 1903 von dem theosophischen Künstler Fidus entworfen worden seien. (S. 74) Der Dornacher Baustil weise mit seinem “biomorphen Symbolismus” und seiner “floralen Ornamentik” stilistisch und ideell Parallelen zum zeitgenössischen Jugendstil auf. Ullrich setzt offenkundig auch auf ein gewisses Sensationsbedürfnis seiner Leser. Die Abbildung des kleinen Kuppelraums (S. 71) trägt die Unterschrift “Nur Eingeweihten zugänglich”. Dieser Darstellung steht entgegen, dass das Goetheanum schon zu Steiners Lebzeiten für Besucher offenstand und regelmäßige Führungen stattfanden. Davon nimmt Ullrich keine Kenntnis, auch neuere kunstwissenschaftliche Bewertungen der Goetheanumbauten wie etwa in dem Buch “Rudolf Steiner in Kunst und Architektur” (DuMont Verlag 2009) bezieht er bei seiner Darstellung nicht ein.
In einem eigenen Kapitel setzt sich Ullrich auch mit dem Vorwurf des Rassismus und Antisemitismus auseinander, den Kritiker immer wieder gegenüber Rudolf Steiner erheben. Dabei bezieht er auch das Gutachten der niederländischen Anthroposophischen Gesellschaft mit ein. Er kommt zu dem Ergebnis, Steiner habe wie viele seiner Zeitgenossen mit einem heute nicht mehr haltbaren Rassebegriff operiert und diesen mit einer “obsoleten Völkerpsychologie” spirituell ausdifferenziert. (Ullrich, S. 198) Die Begriffe Rasse und Volk würden bei ihm im Rahmen einer teleologischen Theorie der spirituellen Höherentwicklung der Menschheit benutzt. Dies führe “gewollt oder ungewollt” dazu, dass Ethnien abgewertet und damit diskriminiert würden. Bezüglich des Vorwurfs des Antijudaismus schließt sich Ullrich jedoch den Untersuchungen des anthroposophischen Historikers Ralf Sonnenberg (2003) an und resümiert: Steiner war nicht der völkisch-rassistische Antisemit, zu dem ihn seine polemischen Kritiker gerne machen. (Ullrich, S. 200)
Der größte Erfolg: die Waldorfpädagogik
Auch im Kapitel zur Waldorfpädagogik sieht Ullrich Zeitbezüge, die die Originalität von Rudolf Steiners Gedanken schmälern. Die Waldorfschule sei zwar eine “wegweisende erste koedukative Gesamtschule in Deutschland” gewesen, weise aber dennoch “frappierende Ähnlichkeiten” mit der gleichzeitig entstandenen Hamburger “Lebensgemeinschaftsschule” auf. (S. 83f.)
Insgesamt sachlich geschildert werden Themen wie Leitlinien, Klassenlehrer als Führer, genetisch-organischer Aufbau des Lehrplans, Epochenunterricht und goetheanistische Lehrmethode, rhythmische Gestaltung des Schullebens, kollektive Schulleitung, Waldorfkindergarten und Heilpädagogik. Die theoretischen Grundlagen werden wie bereits bei der Erkenntnistheorie auch hier in Zweifel gezogen, wenn Ullrich schreibt, Steiners Erziehungslehre sei weder ethisch noch empirisch-psychologisch fundiert (S. 158). Der Erzieher werde zum Priester und Seelenführer des Kindes hochstilisiert. Warum Steiner trotz alldem 1919 eine “historisch neue Schulpädagogik” entwickelt hat, kann Ullrich sich und den Lesern nicht erklären. Ebenso widersprüchlich erscheinen die Aussagen über die Qualität des ersten Kollegiums: Einerseits hebt Ullrich hervor, dass von den zwölf Lehrern des ersten Waldorfkollegiums nur einer ein staatliches Lehramtszeugnis besaß. Auf der anderen Seite gesteht er ein: “Der Ruf der Schule verbreitete sich schnell”.
Steiners Temperamentenlehre sei im bewussten Gegensatz zur zeitgenössischen Persönlichkeitspsychologie konzipiert. Steiner habe einfach die spätantike Lehre des Galenus mit einem psychophysischen Parallelismus, kosmischen Entsprechungen und anderen Analogiebildungen verbunden. Seine Lehre von den Lebensaltern (Jahrsiebten) beruhten auf der frühgriechischen mythologisch begründeten Hebdomadenlehre und seien mit ihren starren Vorgaben mit den Erkenntnissen der Entwicklungspsychologie unvereinbar.
So bleibt Rudolf Steiner und die Wirkung seines Werks auch am Ende des Buchs das, was es in der Einleitung für Ullrich war: Ein Rätsel. Abschließend meint der Erziehungswissenschaftler, die Gründe für die öffentliche Akzeptanz der Waldorfpädagogik könnten nur durch empirische Studien erforscht werden.
Einige dieser Studien stellt Ullrich dann im Einzelnen vor: Die Evaluationsstudie (Dahlin u.a., 2007) beispielsweise zeigt, dass Waldorfschüler in höherem Maß die Leitziele demokratischer Erziehung erreichen. Sie sind offener und toleranter gegenüber gesellschaftlichen Außenseitern (mit Ausnahme der Kriminellen, Nazis und Rassisten, gegen die sie sich entschlossen wehren würden). Ullrichs Fazit: Waldorfschulen bringen mehr aktive, verantwortungsbereite, demokratische junge Bürger hervor als die Regelschulen.
Frühere Waldorfschüler finde man in allen Fachbereichen der Universitäten. Die meisten von ihnen fühlten sich für die Anforderungen ihres Studiums von ihrer Schule her besser vorbereitet als ihre Kommilitonen aus den öffentlichen Schulen.
Die Absolventenstudie (Barz/Randoll, 2007) über die Entwicklung ehemaliger Waldorfschüler zeige, dass diese fast vier mal häufiger als die Gesamtbevölkerung eine Hochschulausbildung absolvieren. Der Anteil der Indifferenten und Kritiker der Anthroposophie habe sich weiter erhöht. Dennoch halten sie die Waldorfschule für die besten ihnen bekannten Schulen und würden auch ihre Kinder dorthin schicken.
Obwohl Ullrich in den Waldorfschulen “pädagogische Gegenwelten” mit entmodernisierenden Zügen sieht, erkennt er an, dass sie etwas bieten, was heute immer weniger möglich sei: Personale Kontinuität und soziale Zugehörigkeit (Verlässlichkeit). Sie seien allerdings vorwiegend für Elternhäuser attraktiv, die einem “alternativ-elitären” soziokulturellen Milieu angehörten. Er vermerkt dazu auch, dass es auch innovative Waldorfpädagogen gäbe, die den Prototyp Steiners strukturell, curricular und methodisch weiterentwickelt hätten z.B. zur Integration Behinderter und von Kindern mit Migrationshintergrund.
Alles in allem konzediert Ullrich zum Schluss, dass sich die von Steiner geschaffene Freie Waldorfschule im Laufe des 20.Jahrhunderts vom “Außenseiter zum Anführer der internationalen Bewegung für eine Neue Erziehung entwickelt” hat und in einigen Ländern mittlerweile “die Alternative zum staatlichen oder konfessionsgetragenen Regelschulwesen” darstellt. (S. 243)
Die Erziehungswissenschaft diskutiere die Waldorfpädagogik und ihre Basis seit langem äußerst kontrovers, wobei die Ideologiekritiker, die vor einer Indoktrination warnen, die Wirklichkeit der Waldorfschulen aus dem Blick verlören. Entspannend aber hätten drei Momente gewirkt: Der von Waldorfpädagogen angeregte Dialog mit den Erziehungswissenschaften, die intensivierte internationale empirische Erforschung der Waldorfschulen. Zunehmend würde auch von der allgemeinen Wissenschaft anerkannt, dass die Fruchtbarkeit von Steiners vielfältigen Anregungen stärker sei als das Befremdliche seiner Lehre.
Erfolge trotz esoterischem Weltbild?
So bleibt es dabei, dass auch nach über 200 Seiten am Ende immer noch die Frage steht: Wieso ist Waldorfpädagogik, sind andere anthroposophische Initiativen so erfolgreich? Wie kann angeblich Vormodernes in der Gesellschaft des 21. Jahrhunderts funktionieren? Wie für Zander, ist auch für Ullrich die Anthroposophie trotz intensiver Beschäftigung mit dem Gegenstand eine Black Box geblieben.
Seine Steiner-Biographie bietet daher kaum Neues. Trotz des Anspruchs der fairen Darstellung repetiert sie die üblichen Klischees, indem sie Steiner als vormodernen Denker und visionären Gnostiker darstellt. Im historischen Kontextualisieren will er es offensichtlich Zander (2007) gleichtun, indem er kaum eine Schöpfung Steiners als ursprünglich oder originär gelten lässt.
Dies alles läuft auf die altbekannte These hinaus, die Anthroposophen seien trotz ihrer Esoterik erfolgreich und nicht gerade wegen einer erweiterten Weltsicht. Dass der gegenwärtige Zustand der Welt möglicherweise etwas damit zu tun haben könnte, dass das Weltbild der Mainstreamwissenschaft zu kurz greift, diesen Gedanken lassen Autoren wie Heiner Ullrich und Helmut Zander nicht zu. Forschungen wie die von Pim van Lommel oder auch die Publikationen des amerikanischen Quantenphysikers Arthur Zajonc, für den die Verbindung von Erkenntnis und kontemplativem Streben eine Selbstverständlichkeit darstellt, kommen in ihrem Literaturverzeichnis nicht vor. Für alle, die jetzt wirklich wissen wollen, was es mit Steiner auf sich hat, sei hier ein Zitat aus dem neuesten Buch von Zajonc angefügt, für den sich das Rätsel, die Black Box Anthroposophie, das Ullrichs ganzes Buch durchzieht, durchaus auflöst:
“Als Wissenschaftler erfreue ich mich an der Klarheit der Physik und den tiefgründigen philosophischen Rätseln, die sie uns aufgibt, und so geht es mir hier nicht um eine Abwertung der Wissenschaften, sondern darum, ihre Methodik umzuwandeln und zu erweitern. Die grundlegenden Werte naturwissenschaftlicher Forschung - Klarheit, Integrität und Kollegialität – können ebenso in die kontemplative Forschung hineingenommen werden. Erst wenn wir die multidimensionale Natur des Universums und der menschlichen Existenz wirklich erfassen, werden wir eine bessere Basis für den Umgang mit ihren Problemen haben.” (Zajonc, Aufbruch ins Unerwartete, Meditation als Erkenntnisweg, Stuttgart 2010, S. 20.)
Heiner Ullrich: Rudolf Steiner. Leben und Lehre. München: H.C.Beck 2010. 266 Seiten, Preis: EUR 19,95; ISBN: 3406612059’
2 opmerkingen:
Een klein deel uit een helder inspirerend artikel met vermelding van veel bronnen, op de site.
Von Johannes Kiersch, Januar 2011
uit: http://www.erziehungskunst.de/artikel/sachbuch/der-springende-punkt-heiner-ullrichs-argument-gegen-die-wissenschaftlichkeit-der-anthroposophie/
Der Mainzer Erziehungswissenschaftler Heinrich Ullrich hat pünktlich zum Steiner-Jubiläumsjahr 2011 ein bemerkenswertes Buch über den Begründer der Waldorfpädagogik vorgelegt, »aus einer kritischen, aber nicht polemischen Außenperspektive«, wie er schreibt. [1] Und in der Tat ist ihm eine ungewöhnlich faire Darstellung gelungen, ohne die hämischen Zwischentöne, an die man bei anderen Autoren gewöhnt ist. Ullrich scheut sich nicht, die kulturellen Wirkungen Steiners und seiner Anthroposophie mit spürbarer Sympathie zu würdigen. Sein besonderes Interesse gilt dabei der Waldorfpädagogik, deren Prinzipien er sachkundig beschreibt. Offensichtlich hat er die in seiner Dissertation von 1986(Ullrich 1991) vertretene radikal kritische Sicht angesichts der inzwischen zutage getretenen neueren Errungenschaften in der Waldorf-Welt inzwischen revidiert...
Wäre nicht alles einfacher, wenn man sich von der charismatischen Gründergestalt, dem »Guru« Steiner, verabschieden, die von ihm inaugurierte Pädagogik so, wie sie nun einmal geworden ist, annehmen, neu durchdenken, evaluieren und rational weiterentwickeln würde, ohne Berufung auf die Realität »höherer Welten«, auf »Geistesschau« und spirituelle Übungspraxis? Könnte nicht eine Fundamentalkritik wie die von Ullrich einen ganz neuen Entwicklungsschub in der Waldorf-Landschaft einleiten?
Wer so empfindet, übersieht zunächst, von welchen unreflektierten Voraussetzungen aus Ullrich argumentiert. Wie schon in seiner Dissertation von 1986 stützt er sich auf die heute im akademischen Mainstream immer noch weit verbreitete Auffassung vom Wesen wahrer Wissenschaft, wie sie besonders deutlich von dem französischen Wissenschaftskritiker Gaston Bachelard (1884-1962) vertreten worden ist. Demnach trenne sich wirklich »wissenschaftliches« Denken durch einen »epistemologischen Schnitt« (coupure épistémologique) vom naiven Alltagswissen und erreiche durch Modellbildungen und quantitative Verfahren fortschreitend zuverlässigere Erkenntnis auf dem Wege der Abstraktion.
Gegen diese einseitige Perspektive sind mehrere Einwände zu erheben. Zunächst sieht Ullrich die epistemologische Position Steiners infolge ihre »Entgrenzung« unter Nichtbeachtung der Erkenntniskritik Immanuel Kants in eine rational nicht begründbar metaphysische Konstruktion mit absolutem Wahrheitsanspruch einmünden. Er vernachlässigt dabei, dass Steiner sich immer wieder gegen eine schematisierende Fixierung seiner Begriffsbildungen gewehrt hat, dass er meist kontextbezogen argumentiert und seine durchaus vorläufigen begrifflichen Festlegungen vielfach mit einer gegenläufigen Gedankenbewegung wieder auflöst, um Freiräume für die individuelle Erkenntnisbemühung seiner Leser oder Hörer zu schaffen. Man müsse, sagt Steiner in einem frühen esoterischen Vortrag, um in der Welt zu wirken, »Dogmen« machen, aber man dürfe sie niemals für »die Wahrheit« halten. Sein anthroposophisches Grundlagenwerk »Theosophie« könne wie ein »Kochbuch« gelesen werden; damit aber sei sein eigentlicher Zweck, als Übungs- und Schulungsbuch zu wirken, völlig verfehlt. Die ständige Bemühung auch wohlwollender Kritiker Steiners (und mancher seiner Anhänger), die verwirrende Fülle anthroposophischer Begriffe und Vorstellungen nach dem Vorbild der theologischen Summen des hohen Mittelalters oder der kausalanalytisch durchorganisierten Begrifflichkeit des modernen physikalischen Weltbilds in eine übersichtliche und logisch schlüssige Ordnung zu bringen, verfehlt völlig, was Steiner eigentlich gemeint hat.
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